17.08.2015 - 15:31 Uhr
loewenherz
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21
Akka von Kebnekaise
So lautet der Name der ehrwürdigen, gleichsam gutmütigen wie strengen Anführerin der Gänseschar, mit der der kleine Nils Holgersson - in einen Wichtelmann verwandelt, um ihn Demut zu lehren - begleitet von der zahmen Hausgans Martin (in der japanischen Zeichentrickserie ist zusätzlich sein Hamster Krümel mit dabei) einmal durch Schweden fliegt. Die Schriftstellerin Selma Lagerlöf schrieb ihr berühmtes Buch Anfang des 20. Jahrhunderts, um schwedischen Schulkindern die Geographie ihres Heimatlandes nahezubringen, und bettete diese Reise von Schonen ganz im Süden bis zum lappländischen Norden in einen Entwicklungsroman, der aus dem kleinen Nils am Ende wieder einen Jungen macht.
Mit Lavendel - heißgeliebt, nein: nahezu verehrt als Botschafter der Provence und ihrer ganzen Verheißung von südlicher Lebensart und bäuerlicher Einfachheit - ist es in Parfums so eine Sache. Allen geschilderten Assoziationen von lilafarben leuchtenden, sonnenüberfluteten Feldern zum Trotz gilt er - aufgrund der weichen Rauheit und Mattigkeit seines Charakters - als ernst, gedeckt, mitunter streng, schlimmstenfalls 'alt'. Es gibt Düfte, die eben diese Ernstheit herrlich kunstvoll einbetten in ein zartes Grau und sie fragil und edel arrangieren. Dennoch navigieren Lavendeldüfte stets auf einem schmalen Grat zu Witwenkleidern, Mottenkugeln, späten Mädchen und uralten Keksen auf Häkeldeckchen.
Jean-Claude Ellena und seinem Hermessence Brin de Réglisse gelingt das Kunststück, den Lavendel von beiden Assoziationen - der missgelaunten Hausmeisterin und dem Kalenderbildidyll provenzalischer Felder in violett - maximal weit zu entfernen und sein Wesen - eben jene weiche Rauheit und seine warme Opulenz - gleichsam zu ehren wie neu zu arrangieren. Gelingen tut ihm dies durch das Beistellen einer Heunote (die die der dunkelblumigen Lavendelnote zugrundeliegende Wärme sinnlich und irden variiert, herrlich!) und des namengebenden Süßholzes, einem Aroma, das geeignet ist stark zu polarisieren, doch hier mit dem Lavendel weich und ruhig und von gebrochener Süße ist. Zitrusblüten (Blüten! keine Schale!) und deren milde Duftigkeit geben dem Duft etwas Leichtes, fast Heiteres, wo Lavendel und Lakritz eigentlich nichts Leichtes zulassen, und den Anflug eines Augenzwinkerns, etwas beinahe Schelmisches.
Fazit: ein präsenter, wenngleich ruhiger Duft - Heu, Süßholz und Lavendel bilden sein Gerüst - wie Akka, die weise Anführerin der Wildgänse, die vom Kebnekaise stammte, Schwedens höchstem Berg. Lebensklug und -erfahren, warmherzig und freundlich, mitunter streng, mitunter mit dem Schalk im Nacken und - hoch über der Landschaft Schwedens an der Spitze ihrer Kohorte fliegend - wild und frei.
Mit Lavendel - heißgeliebt, nein: nahezu verehrt als Botschafter der Provence und ihrer ganzen Verheißung von südlicher Lebensart und bäuerlicher Einfachheit - ist es in Parfums so eine Sache. Allen geschilderten Assoziationen von lilafarben leuchtenden, sonnenüberfluteten Feldern zum Trotz gilt er - aufgrund der weichen Rauheit und Mattigkeit seines Charakters - als ernst, gedeckt, mitunter streng, schlimmstenfalls 'alt'. Es gibt Düfte, die eben diese Ernstheit herrlich kunstvoll einbetten in ein zartes Grau und sie fragil und edel arrangieren. Dennoch navigieren Lavendeldüfte stets auf einem schmalen Grat zu Witwenkleidern, Mottenkugeln, späten Mädchen und uralten Keksen auf Häkeldeckchen.
Jean-Claude Ellena und seinem Hermessence Brin de Réglisse gelingt das Kunststück, den Lavendel von beiden Assoziationen - der missgelaunten Hausmeisterin und dem Kalenderbildidyll provenzalischer Felder in violett - maximal weit zu entfernen und sein Wesen - eben jene weiche Rauheit und seine warme Opulenz - gleichsam zu ehren wie neu zu arrangieren. Gelingen tut ihm dies durch das Beistellen einer Heunote (die die der dunkelblumigen Lavendelnote zugrundeliegende Wärme sinnlich und irden variiert, herrlich!) und des namengebenden Süßholzes, einem Aroma, das geeignet ist stark zu polarisieren, doch hier mit dem Lavendel weich und ruhig und von gebrochener Süße ist. Zitrusblüten (Blüten! keine Schale!) und deren milde Duftigkeit geben dem Duft etwas Leichtes, fast Heiteres, wo Lavendel und Lakritz eigentlich nichts Leichtes zulassen, und den Anflug eines Augenzwinkerns, etwas beinahe Schelmisches.
Fazit: ein präsenter, wenngleich ruhiger Duft - Heu, Süßholz und Lavendel bilden sein Gerüst - wie Akka, die weise Anführerin der Wildgänse, die vom Kebnekaise stammte, Schwedens höchstem Berg. Lebensklug und -erfahren, warmherzig und freundlich, mitunter streng, mitunter mit dem Schalk im Nacken und - hoch über der Landschaft Schwedens an der Spitze ihrer Kohorte fliegend - wild und frei.
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