Hermessence Vétiver Tonka Hermès 2004

Düfte sprechen bei uns ja alle Sinne an, lassen Bilder entstehen, Känge ertönen, erinnern an Farben usw. Vor allem Musik und Farben bringe ich oft mit Parfums in Verbindung. Vetiver Tonka allerdings beschert mir ein völlig neues Dufterlebnis, denn es erinnert mich an Formen. Und zwar sehe und fühle ich bei diesem Duft Glätte, Rundungen, Kurven (NEC verkneif Dir eine Bemerkung *g*) aber diese Formen sehe ich als geschliffene Steine. Vielleicht kennt jemand steinerne Handschmeichler, die man als Briefbeschwerer oder größer einfach als schönes Objekt liegen hat. So glatt und glänzend erlebe ich dieses Parfum. Als Material stelle ich mir fein gemaserten Stein oder grau-grüne Jade vor.

Mehr als manchen anderen Duft erlebe ich Vetiver Tonka ästethisch. Eine ganz feine, fast holzige Süsse erinnert an die Haselnuss, aber ich gestehe, ich erkenne sie nur, weil ich sie in der Beschreibung las, aber sie ist wirklich da. Gepaart mit der grünen Lieblichkeit von Maiglöcken wirken diese nicht kitschig-frühlingshaft, sondern hell und zierlich. Und bald schon macht sich diese aussergewöhnliche Tonka-Vetiver-Note bemerkbar. Ich hätte nie erwartet, dass sich diese beiden Noten so gut vertragen, ja gegenseitig aufwerten. Tonka nimmt dem Vetiver das Rauhe, manchmal grau-grüne und bekommt aber dafür eine ernsthafte und ruhig-kühle Note und Volumen. Und kaum zu ahnen bringen Haselnuss und Maiglöckchen eine gewisse Leichtigkeit in diesen wunderschönen Duft.

Vetiver Tonka strahlt für mich eine ganz tiefe Gelassenheit aus, ist Entpannung pur, ohne an asiatische Meditation oder sakrale Umgebung zu erinnern. Es ist eigentlich ein sehr einfacher Duft, aber wunderschön.