15.01.2022 - 12:26 Uhr
Nymbus
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Nymbus
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Meine Großeltern, die Hipster
Zu Weihnachten habe ich zum ersten Mal seit 2 Jahren meine Großmutter wieder besuchen dürfen. Sie ist mittlerweile 90 Jahre alt, lebt an einer Waldlichtung in einem kleinen selbstgebauten Häuschen aus den 50er-Jahren, spricht einen für Außenstehende unverständlichen und in seiner Ausprägung fast ausgestorbenen Dialekt und kocht trotz ihrem hohen Alltag noch immer auf eine Weise, dass der Gaumen sich überschlägt und der Magen sich stundenlang warm und geborgen anfühlt - auf eine natürliche und althergebrachte Weise, die ich sonst noch nirgendwo erleben durfte. Sie hegt einen großen Garten, ein Garten Eden-gleiches Paradies verschiedenster Obst- und Gemüsesorten, Kräuter und Gewürze, deren Samen sie oftmals von ihren Eltern und Großeltern übernommen hatte und selbst weiterzüchtet. Kurzum, sie ist fit wie ein Turnschuh, obwohl sie statt Turnschuhen freilich selbstgestrickte Socken und klobige Lederschuhe bevorzugt.
Und wie es damals üblich war, vor 70 Jahren, heiratete sie einen ihrer Meinung nach attraktiven und gottesfürchtigen Mann mit etwas Grundbesitz, andere Faktoren spielten bei der Partnerwahl wohl keine Rolle, typisch für die Nachkriegszeit eben.
Nun, was hat all dies mit The Door - Woodysandal zu tun?
Alles.
Der Duft startet heftig. Medizinisch. Gewiss holzig, aber noch eher krautig als holzig. Meine Assoziation war Wermutkraut. Bittere Arzneikräuter, die etwa die Verdauung anregen sollten und bei Menstruationsbeschwerden Linderung verschaffen dürften. In Alkohol eingelegt steht immer ein Fläschchen dieses Wermuts in einem Schränkchen meiner Großmutter, falls das Essen mal doch etwas zu deftig sein sollte - und wird immer im Anschluss an ein solches angeboten. Dazu mischt sich eine herbe holzige Note, später als Zeder zu erkennen vermutete ich anfangs eher die mächtigen Tannen des Waldes hinter Großmutters Häuschen. Neben den mächtigen Kräutern und dem Geruch der Nadelbäume erkennt man zeitweise auch hier und da schwarze Johannisbeeren, die immer zu dickflüssigem Sirup verarbeitet werden, der bei keinem Besuch fehlen darf.
Im ersten Verlauf dominieren klar Funktionalität und Tradition, "es war schon immer so und es passt so", Gerüche, die mir im Alltag nie begegnen, mich aber unmittelbar an meine Kindheit bei den Großeltern erinnert haben. Der Duft wird nach etwa einer Stunde jedoch konstant milder, das titelgebende Sandelholz kommt langsam ins Spiel, mit Tonkabohne und Vanille kommt Süße und Milde, und auch mehr Vertrauen.
"Weißt du mein Enkel, du wechselst deine Partner ja wie Unterhemden. Damals wäre das nicht gegangen. Nicht vorstellen hätte man sich das können, sich zu trennen. Warum denn auch? Nach einem Monat hat man geheiratet, da war alles perfekt. Und danach muss man sich halt arrangieren. Bis der Tod uns scheidet. Ansonsten hätten sich ja die Nachbarn das Maul zerrissen."
In seiner Gesamtheit empfinde ich den Duft als äußerst altbacken. Und damit als äußerst modern. Viel zu modern, um ihn im Alltag zu tragen, viel zu sehr erinnert er mich an Socken aus Schafwolle, Grünlilien, Abführmittel und an den Gehstock, den mein Opa immer trug, und auch die starke Entwicklung innerhalb kurzer Zeit ist nicht unbedingt alltagstauglich.
Er passt zu meinem Wohnort Berlin, zum Trend zu Purismus und Funktionalität, zu Carhartt, Manufactum und Docker Caps, ein wahrer Hipster-Duft. Aber während ich trotz oder wegen all der Assoziationen Dunhills Edition noch gut mit knapp 30 tragen kann und als angenehm und alltagsfreundlich empfinde, ist Woodysandal eher eine Reise, die ich dann doch lieber physisch antrete, hoffentlich bald wieder häufiger, falls Covid-19 das zulässt.
Und wie es damals üblich war, vor 70 Jahren, heiratete sie einen ihrer Meinung nach attraktiven und gottesfürchtigen Mann mit etwas Grundbesitz, andere Faktoren spielten bei der Partnerwahl wohl keine Rolle, typisch für die Nachkriegszeit eben.
Nun, was hat all dies mit The Door - Woodysandal zu tun?
Alles.
Der Duft startet heftig. Medizinisch. Gewiss holzig, aber noch eher krautig als holzig. Meine Assoziation war Wermutkraut. Bittere Arzneikräuter, die etwa die Verdauung anregen sollten und bei Menstruationsbeschwerden Linderung verschaffen dürften. In Alkohol eingelegt steht immer ein Fläschchen dieses Wermuts in einem Schränkchen meiner Großmutter, falls das Essen mal doch etwas zu deftig sein sollte - und wird immer im Anschluss an ein solches angeboten. Dazu mischt sich eine herbe holzige Note, später als Zeder zu erkennen vermutete ich anfangs eher die mächtigen Tannen des Waldes hinter Großmutters Häuschen. Neben den mächtigen Kräutern und dem Geruch der Nadelbäume erkennt man zeitweise auch hier und da schwarze Johannisbeeren, die immer zu dickflüssigem Sirup verarbeitet werden, der bei keinem Besuch fehlen darf.
Im ersten Verlauf dominieren klar Funktionalität und Tradition, "es war schon immer so und es passt so", Gerüche, die mir im Alltag nie begegnen, mich aber unmittelbar an meine Kindheit bei den Großeltern erinnert haben. Der Duft wird nach etwa einer Stunde jedoch konstant milder, das titelgebende Sandelholz kommt langsam ins Spiel, mit Tonkabohne und Vanille kommt Süße und Milde, und auch mehr Vertrauen.
"Weißt du mein Enkel, du wechselst deine Partner ja wie Unterhemden. Damals wäre das nicht gegangen. Nicht vorstellen hätte man sich das können, sich zu trennen. Warum denn auch? Nach einem Monat hat man geheiratet, da war alles perfekt. Und danach muss man sich halt arrangieren. Bis der Tod uns scheidet. Ansonsten hätten sich ja die Nachbarn das Maul zerrissen."
In seiner Gesamtheit empfinde ich den Duft als äußerst altbacken. Und damit als äußerst modern. Viel zu modern, um ihn im Alltag zu tragen, viel zu sehr erinnert er mich an Socken aus Schafwolle, Grünlilien, Abführmittel und an den Gehstock, den mein Opa immer trug, und auch die starke Entwicklung innerhalb kurzer Zeit ist nicht unbedingt alltagstauglich.
Er passt zu meinem Wohnort Berlin, zum Trend zu Purismus und Funktionalität, zu Carhartt, Manufactum und Docker Caps, ein wahrer Hipster-Duft. Aber während ich trotz oder wegen all der Assoziationen Dunhills Edition noch gut mit knapp 30 tragen kann und als angenehm und alltagsfreundlich empfinde, ist Woodysandal eher eine Reise, die ich dann doch lieber physisch antrete, hoffentlich bald wieder häufiger, falls Covid-19 das zulässt.
