23.10.2020 - 13:36 Uhr
Pinkdawn
68 Rezensionen
Pinkdawn
Top Rezension
21
Zärtlich, sanft, weich, zart und sehr feminin - ein Duft voller Emotionen
Macht es Sinn, einen Kommentar über einen Duft zu schreiben, den es offenbar nicht mehr gibt?
Aber von Anfang an: Hervé Léger hat 1999 einen Duft herausgebracht, der – wenig überraschend – Hervé Léger heißt. Es hat eine Weile gedauert, bis dieser Duft zu mir gefunden hat. Genauer gesagt: über 10 Jahre … Denn erst kürzlich hat mir ein lieber Parfumo das EdP für Damen als Probe zukommen lassen.
Inzwischen hab ich es dreimal getragen. Dabei wird es wohl auch bleiben, weil in der Glasphiole leider nur mehr ein kleines Restchen war.
Mir gefiel der Duft sofort. Wie soll ich sagen? Er wird als blumig-süß beschrieben. Und genau das ist er auch. Klingt banal? Mag sein. Große Sensationen erwarten mich hier nicht, nichts „Gewagtes“, „Gehyptes“, Innovatives, „Nischiges“, Überraschendes. Es ist einfach ein anmutiger, liebenswerter Blumenduft mit angenehm harmonischer Süße.
Mir ist Hervé Léger als Schöpfer traumhaft elfenartiger Damenkleider in Schwarz oder Naturpastelltönen bekannt, die teils wie aus breiten Bändern gewickelt erscheinen und allesamt sehr feminin, meist superkurz und äußerst figurnah sind. Dementsprechend sind sie nur in kleinen Größen bis etwa Damengröße 36, vereinzelt noch 38, zu Designermodepreisen erhältlich.
Passt der Duft zu diesen Kleidchen? Ja und nein. In der Damenmode huldigt Léger den zarten, androgynen Geschöpfen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen – einfach schön und ätherisch. Das Parfum ist hingegen doch mehr „down to earth“, würde ich sagen. Es hat zwar eine ähnlich transparente, flüchtige Lieblichkeit, scheint mir aber auch von Damen jenseits der Größe 36 tragbar zu sein. Man kann sagen, es ist ein durchaus konventioneller Duft, der wahrscheinlich allen gefällt und mit dem man nirgendwo aneckt. Also langweilig. Oder? Oder. Ich war selbst überrascht, dass ich dieses Parfum trotzdem sehr beachtenswert fand. Süße Blumendüfte sind mir – abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen - meist zu unauffällig und fad. Wirklich innovativ ist dieser Duft nicht. Aber wie soll ich sagen? Er hat was, das ihn von so vielen anderen süßen Düften unterscheidet. Dieses Besondere ist schwer zu beschreiben. Ich würde so sagen: Es gelingt einem irgendwie nicht, diesen Duft nicht zu mögen und als fad und „nichts Neues“ abzutun. Bei mir hat er sich im Nu so eingeschmeichelt, dass ich begann, nach ihm im Internet zu suchen – mit wenig Erfolg allerdings. Nennen wir es so: „Normal“ ist dieser Duft offenbar nicht mehr erhältlich. Es dürften nur Restbestände irgendwo in Großbritannien oder gebrauchte Ware auf ebay zu saftigen Preisen geben. Schade, dachte ich, als ich den Duft das erste Mal trug und ihn so anschmiegsam, tröstlich und doch sinnlich empfand. Ein Duft voller Emotionen – zärtlich, sanft, weich, zart und sehr feminin.
Er eröffnet mit einer grünen Frische, die bald süß wird. Dass die zitrischen Noten aus der Duftpyramide bei mir nicht auftauchen, empfinde ich keineswegs als Manko. Am ehesten nehme ich von den angeblich vorhandenen Früchten noch Pfirsich und Johannisbeeren wahr. Rasch wird es dann blumig. Hier bin ich ebenfalls überfordert, die einzelnen Nuancen herauszuschnuppern. Denn sie erscheinen alle zart und treten nur als rundes Ganzes auf. Einzig Heliotrop vermeine ich herauszuschnuppern. Aufgrund seines gourmandigen Duftes wird dieser Strauch mit seiner Fülle an lila Blüten ja auch Kirschkuchen- oder Vanilleblume genannt. Denn sein Duftprofil erinnert an Mandeln, Vanille und Marzipan. Heliotropin wird schon lange zum Beduften verwendet – etwa für Seife oder Parfum. Ich verbinde mit Heliotrop starke Düfte wie Poison oder LouLou. Aber auch Cuir Beluga. Ach ja, weil Hervé Léger EdP oftmals als „pudrig“ beschrieben wird – verglichen mit Cuir Beluga oder Shalimar ist er es meiner Meinung nach nicht. Das scheinen die bei Guerlain besser hinzukriegen. Einem Vergleich mit diesen Sternen am Dufthimmel kann Hervé Léger ebenfalls nicht standhalten. Das EdP ist zwar nicht derart prägnant und intensiv, aber dafür völlig alltagstauglich, obwohl es etwas durchaus Wertiges ausstrahlt. Geschaffen hat den Duft auch kein Geringerer als Alberto Morillas, der später mit Daisy, Flower by Kenzo und einigen Flankern von L’Eau d’Issey bewies, dass er sich mit Blumigem bestens auskennt. Vor Hérve Léger hat er mit Pleasures bereits einen ähnlich anmutigen und gefälligen Duft kreiert, zu dem es mich von Zeit zu Zeit, besonders im Frühling, hinzieht.
Warum Hérve Léger, das EdP, nicht mehr so ohneweiters zu haben ist, kann ich aber schon nachvollziehen. Es ist zu viel passiert in den letzten 10 Duftjahren. Hérve Léger weiß immer noch zu gefallen, zu bezirzen vielleicht sogar, doch wahrscheinlich hat ihn die Zeit eingeholt. Es ist ein wunderbarer Duft für Frauen, die gern feminin auftreten. Aber – seine Haltbarkeit ist leider sehr beschränkt. Besonders bei mir würde das ein Grund sein, dem Duft nicht nachzujagen.
Das von einigen beschriebene Phänomen, dass sich der Duft im Lauf des Tragens zum Schlechteren verändert, kann ich nicht an mir feststellen. Bei mir ist er insgesamt schwach. So schwach, dass man es kaum merkt, wenn die blumigen Nuancen zuletzt in diesem Wohlfühlgemisch aus Vanille, Benzoe, Tonkabohne, Amber, Moschus, Sandelholz und Patchouli in Schönheit untergehen.
Wenn ich mir die Inhaltsstoffe dieses Parfums so ansehe, kann ich kaum glauben, dass diese Fülle an Wohlgerüchen verschiedenster Art nicht mehr als ein eher unspezifisches, verschrecktes Duftwölkchen hervorbringen. Mag sein, dass meine Probe schon angejahrt war. Ich könnte mir denken, dass dieser Duft bei entsprechend gehobener Intensität und Haltbarkeit einfach zauberhaft wäre. Aber so geht er letztlich doch in einer gewissen Beliebigkeit und Schwäche unter.
Aber von Anfang an: Hervé Léger hat 1999 einen Duft herausgebracht, der – wenig überraschend – Hervé Léger heißt. Es hat eine Weile gedauert, bis dieser Duft zu mir gefunden hat. Genauer gesagt: über 10 Jahre … Denn erst kürzlich hat mir ein lieber Parfumo das EdP für Damen als Probe zukommen lassen.
Inzwischen hab ich es dreimal getragen. Dabei wird es wohl auch bleiben, weil in der Glasphiole leider nur mehr ein kleines Restchen war.
Mir gefiel der Duft sofort. Wie soll ich sagen? Er wird als blumig-süß beschrieben. Und genau das ist er auch. Klingt banal? Mag sein. Große Sensationen erwarten mich hier nicht, nichts „Gewagtes“, „Gehyptes“, Innovatives, „Nischiges“, Überraschendes. Es ist einfach ein anmutiger, liebenswerter Blumenduft mit angenehm harmonischer Süße.
Mir ist Hervé Léger als Schöpfer traumhaft elfenartiger Damenkleider in Schwarz oder Naturpastelltönen bekannt, die teils wie aus breiten Bändern gewickelt erscheinen und allesamt sehr feminin, meist superkurz und äußerst figurnah sind. Dementsprechend sind sie nur in kleinen Größen bis etwa Damengröße 36, vereinzelt noch 38, zu Designermodepreisen erhältlich.
Passt der Duft zu diesen Kleidchen? Ja und nein. In der Damenmode huldigt Léger den zarten, androgynen Geschöpfen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen – einfach schön und ätherisch. Das Parfum ist hingegen doch mehr „down to earth“, würde ich sagen. Es hat zwar eine ähnlich transparente, flüchtige Lieblichkeit, scheint mir aber auch von Damen jenseits der Größe 36 tragbar zu sein. Man kann sagen, es ist ein durchaus konventioneller Duft, der wahrscheinlich allen gefällt und mit dem man nirgendwo aneckt. Also langweilig. Oder? Oder. Ich war selbst überrascht, dass ich dieses Parfum trotzdem sehr beachtenswert fand. Süße Blumendüfte sind mir – abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen - meist zu unauffällig und fad. Wirklich innovativ ist dieser Duft nicht. Aber wie soll ich sagen? Er hat was, das ihn von so vielen anderen süßen Düften unterscheidet. Dieses Besondere ist schwer zu beschreiben. Ich würde so sagen: Es gelingt einem irgendwie nicht, diesen Duft nicht zu mögen und als fad und „nichts Neues“ abzutun. Bei mir hat er sich im Nu so eingeschmeichelt, dass ich begann, nach ihm im Internet zu suchen – mit wenig Erfolg allerdings. Nennen wir es so: „Normal“ ist dieser Duft offenbar nicht mehr erhältlich. Es dürften nur Restbestände irgendwo in Großbritannien oder gebrauchte Ware auf ebay zu saftigen Preisen geben. Schade, dachte ich, als ich den Duft das erste Mal trug und ihn so anschmiegsam, tröstlich und doch sinnlich empfand. Ein Duft voller Emotionen – zärtlich, sanft, weich, zart und sehr feminin.
Er eröffnet mit einer grünen Frische, die bald süß wird. Dass die zitrischen Noten aus der Duftpyramide bei mir nicht auftauchen, empfinde ich keineswegs als Manko. Am ehesten nehme ich von den angeblich vorhandenen Früchten noch Pfirsich und Johannisbeeren wahr. Rasch wird es dann blumig. Hier bin ich ebenfalls überfordert, die einzelnen Nuancen herauszuschnuppern. Denn sie erscheinen alle zart und treten nur als rundes Ganzes auf. Einzig Heliotrop vermeine ich herauszuschnuppern. Aufgrund seines gourmandigen Duftes wird dieser Strauch mit seiner Fülle an lila Blüten ja auch Kirschkuchen- oder Vanilleblume genannt. Denn sein Duftprofil erinnert an Mandeln, Vanille und Marzipan. Heliotropin wird schon lange zum Beduften verwendet – etwa für Seife oder Parfum. Ich verbinde mit Heliotrop starke Düfte wie Poison oder LouLou. Aber auch Cuir Beluga. Ach ja, weil Hervé Léger EdP oftmals als „pudrig“ beschrieben wird – verglichen mit Cuir Beluga oder Shalimar ist er es meiner Meinung nach nicht. Das scheinen die bei Guerlain besser hinzukriegen. Einem Vergleich mit diesen Sternen am Dufthimmel kann Hervé Léger ebenfalls nicht standhalten. Das EdP ist zwar nicht derart prägnant und intensiv, aber dafür völlig alltagstauglich, obwohl es etwas durchaus Wertiges ausstrahlt. Geschaffen hat den Duft auch kein Geringerer als Alberto Morillas, der später mit Daisy, Flower by Kenzo und einigen Flankern von L’Eau d’Issey bewies, dass er sich mit Blumigem bestens auskennt. Vor Hérve Léger hat er mit Pleasures bereits einen ähnlich anmutigen und gefälligen Duft kreiert, zu dem es mich von Zeit zu Zeit, besonders im Frühling, hinzieht.
Warum Hérve Léger, das EdP, nicht mehr so ohneweiters zu haben ist, kann ich aber schon nachvollziehen. Es ist zu viel passiert in den letzten 10 Duftjahren. Hérve Léger weiß immer noch zu gefallen, zu bezirzen vielleicht sogar, doch wahrscheinlich hat ihn die Zeit eingeholt. Es ist ein wunderbarer Duft für Frauen, die gern feminin auftreten. Aber – seine Haltbarkeit ist leider sehr beschränkt. Besonders bei mir würde das ein Grund sein, dem Duft nicht nachzujagen.
Das von einigen beschriebene Phänomen, dass sich der Duft im Lauf des Tragens zum Schlechteren verändert, kann ich nicht an mir feststellen. Bei mir ist er insgesamt schwach. So schwach, dass man es kaum merkt, wenn die blumigen Nuancen zuletzt in diesem Wohlfühlgemisch aus Vanille, Benzoe, Tonkabohne, Amber, Moschus, Sandelholz und Patchouli in Schönheit untergehen.
Wenn ich mir die Inhaltsstoffe dieses Parfums so ansehe, kann ich kaum glauben, dass diese Fülle an Wohlgerüchen verschiedenster Art nicht mehr als ein eher unspezifisches, verschrecktes Duftwölkchen hervorbringen. Mag sein, dass meine Probe schon angejahrt war. Ich könnte mir denken, dass dieser Duft bei entsprechend gehobener Intensität und Haltbarkeit einfach zauberhaft wäre. Aber so geht er letztlich doch in einer gewissen Beliebigkeit und Schwäche unter.
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