Boss Bottled (Eau de Toilette) von Hugo Boss

Boss Bottled 1998 Eau de Toilette

Naaase
26.05.2014 - 09:09 Uhr
Top Rezension
7
Duft

Der Chef in der Flasche

Der Chef in der Flasche
"Die Essenz von Boss, eingefangen in einem ikonischen Flakon. Die klassischen Werte von Eleganz und Stil spiegeln sich in diesem sehr raffinierten und warmen Duft wider, der das Selbstbewusstsein und die ausgeprägte Persönlichkeit des Trägers unterstreicht. Die Vorbereitung für einen erfolgreichen Tag. Warm, elegant und raffiniert im Charakter: In Boss Bottled harmonisiert ein frischer und fruchtiger Auftakt mit einer warmen und blumig-würzigen Herznote, die von Geranien dominiert und einem Hauch Gewürznelke hervorgehoben wird. Der Fond ist ganz entschieden maskulin mit einem pulsierenden Zusammenspiel aus Sandelholz, Zedernholz und Vetiver." ... so die Beschreibung dieses Duftes im Internet.

Dieser Duft spiegelt also mein Selbstbewusstsein und meine ausgeprägte Persönlichkeit wider. Nun ja, nicht immer. Halt nur dann, wenn ich ihn aufsprühe. Da verhält es sich ja mit Düften bekanntlichermaßen nicht anders als mit Medikamenten: Im Badezimmer-Schrank vergessen entfalten sie nur höchst selten ihre wohltuende Wirkung. Also -so die Werbung- bin ich der "Boss", wenn ich nur auf den Sprühkopf drücke und natürlich günstigenfalls die seitens des Herstellers eingefügte Sprüh-Öffnung in meine Richtung zeigt. Und warum bin ich dann der "Boss" ? Na, weil's ja in großen Lettern auf der Flasche steht: "B O S S".
Ach, ich Tölpel, das ist ja keine Eigenschaftszusicherung im juristischen Sinne; erst recht nicht bezogen auf den Träger dieses Duftes. Das ist ja der Hersteller.

Die Hugo Boss AG als Unternehmen, das 1924 von Hugo Ferdinand Boss (1885–1948) als Hersteller von Berufskleidung in Metzingen gegründet wurde, ist zwar ein börsennotierter Bekleidungshersteller mit Sitz in Metzingen (Baden-Württemberg). Boss oder Hugo Boss ist gleichzeitig eine der bekanntesten deutschen Modemarken und befindet sich seit 2007 mehrheitlich im Besitz des Finanzinvestors Permira. Wo "Boss" draufsteht muss aber auch nicht immer Boss drin sein; das kennt jeder Arbeitnehmer von dem Büro seines Chefs. Und ein ähnliches Problem haben wir hier auch. Denn "Procter & Gamble" vertreibt unter dem Namen Boss und Hugo bzw. Hugo Boss Parfüms, Cremes und Duschgels. P&G hat hierzu eine Markenlizenz von Hugo Boss erworben. Aber das soll uns jetzt nicht weiter stören. Denn wir wollen einfach jetzt mal nach einem "Boss" riechen. Auch wenn es nur der "Boss" von "Procter & Gamble" ist.

Unser olfaktorischer Arbeitstag startet erfrischend. Und zwar -genauer gesagt- mit Zitrusfrüchten. Eine Bergamotte und eine säurebetonte Zitrone. Das findet man ja häufig bei Düften. Nichts Weltbewegendes. Aber da ist doch noch etwas. Etwas, was man nicht so häufig riechen darf. Ein Apfel. Und ich kann sagen: Ein köstlicher Apfel. Bei solch' einem Exemplar kann man die gute Eva ja nun wirklich verstehen, wenn sie da den von dieser fiesen Schlange dargebotenen Apfel kurzentschlossen angenommen hat. Gut, dieser Adam war dann wohl nicht so begeistert. Das kennen wir ja als Mann: Nicht immer sind wir gleich "Feuer und Flamme" wegen allen Dingen, die unsere Partner da so anschleppen. Aber aus dem Paradies bin ich deswegen noch nicht vertrieben worden. Kein einziges Mal. Aber nun zurück zu unserem Apfel: Ich bin mir nicht genau sicher, ob es sich hierbei um ein süßlicheres Exemplar handelt (möglicherweise ein "Braeburn"), dessen Fruchtsüße dann in einem spannenden Kontrast zu der Säure der Zitrusfrüchte stehen soll. Oder, ob die Säure in dieser Kopfnote auch von dem Apfel ("Granny Smith") kommt. Ich entscheide mich spontan für erste Variante, da ich meine, eine gewisse Fruchtsüße herausriechen zu können. Und außerdem gefällt mir die Idee von der "Süßer Apfel-Saure Zitrusfrucht-Kombi" recht gut.
In der Herznote wird es dann etwas süßer: Ich vernehme Zimt. Nur ganz leicht und auch nicht aufdringlich. Zimt in Verbindung mit Gewürznelke. Diejenige Kombination, die ich (dort allerdings in einem Zusammenspiel mit einer wundervollen Rose) in Chanel's "Egoiste" so sehr liebe. Etwas von dieser Note finden wir auch in der Kopfnote von "Boss Bottled". Allerdings nur sehr leicht und zurückhaltend. Denn: Nach wie vor dominiert der würzige Apfel. Dieser wird nun durch einen leichten Vanille-Hauch noch etwas süßer. Wobei diese Süße durch den Einsatz von trockenen Holznoten, die diesem fruchtigen Duft ein Rückrad geben, wieder aufgefangen wird. Fruchtig-holzig -mit einer Brise Moschus- klingt "Boss Bottled" dann nach einigen Stunden aus.

Mein Fazit:
Ein von Annick Ménardo im Jahre 1998 gut gemachter Duft, der entgegen den Anpreisungen der Werbung seinen Träger nicht automatisch zum Chef macht. Aber dieser Duft hilft einem fleißigen Angestellten womöglich auf seinem Weg dorthin. In der Kopfnote finde ich diese "Süßer Apfel/Säuerliche Zitrusfrüchte-Kombination" recht spannend. Und auch, dass sich dieses "Apfelthema" dann durch den ganzen Duftverlauf zieht. Wenn dieser dann in der Herznote zimtig-süßlicher und dann in der Basis holziger wird.
3 Antworten
KeinohrnaseKeinohrnase vor 10 Jahren
Ein klasse Kommentar mit interessanten Informationen gespickt, der Dir da gelungen ist.
Gut getroffen und sehr schön geschrieben.
MeggiMeggi vor 11 Jahren
Für Deine Kommis benötige ich keine Eigenschaftszusicherung...
BayernDuftetBayernDuftet vor 11 Jahren
Jawoll! :)