Boss Man
Boss Orange Man
2011 Eau de Toilette

Chnokfir
11.04.2013 - 07:09 Uhr
7
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft

Weihnachtlich-tropische Orange ohne Orange

In Kürze: Boss Orange riecht nicht nach Orange, sondern nach Apfel-Nelken-Vanille und einem Tropenholz, das normalerweise zunächst unangenehm riecht.

Da stellt man sich zunächst die Frage, wozu braucht Boss mit Orange einen Duft, der nicht nach Orange riecht, wenn man mit In Motion schon einen Orangenduft hat? Nun, Boss hat eben eine Mode-Linie mit dem Namen Orange, also braucht sie auch einen passenden Duft. Dazu muss der Duft aber nicht zwingend nach dem Namen riechen. Aber ich bin ja Buchhalter und muss Marketing nicht verstehen. Es reicht mir, wenn ich eine Ja/Nein-Meinung im Sinne von „mag ich riechen“ oder „mag ich nicht riechen“ abgeben kann.

Im Prinzip hat mir die Werbung schon den Duft verdorben. Genau, Orlando Bloom grinst einen nämlich von dem Plakat entgegen. Wie riecht eigentlich ein Elb?

Wenig elbenhaft sieht denn auch der Flakon aus. Eingepackt in einem kackbraun-orangen Kartönchen erwartet einen ein in mehrere Segmente geriffelter Flakon, umspannt von einem Metallband, dazu ein wenig inspirierter Knauf und eine blass-orange Flüssigkeit. Naja, ich habe schon hässlicher Flakons gesehen, er liegt wenigstens gut in der Hand.

Der Duft eröffnet dann eben nicht mit einer Orange, sondern mit einem roten Apfel. Das ist so ähnlich, nur anders! Damit es nicht langweilig wird, folgen alle möglichen Gewürze der Weihnachtsbäckerei, ich rieche Nelken und Sternanis und irgendwas aus einem grossen Topf Glühwein. Und nachdem dies wohl ein Winterduft sein soll, stimmen Vanillekipferl in die Schleckerei mit ein. Und eh wir uns versehen ist Weihnachten auch schon wieder vorbei, die Sternsinger stehen mit ihrem Weihrauchgewedel vor der Tür. Und dann rieche ich da noch was, von dem mir niemand sagen kann wie es denn riecht, mir aber in jeder Parfumerie vom Personal brav auswendig gelernt aufgesagt wird: Bubinga-Holz! Aber wiki ist mein Freund und flüstert mir ein, dass Bubinga das Holz eines Hülsenfruchtbaumes aus dem südlichen Afrika ist, meist zum Musikinstrumentenbau verwendet wird und frisch geschlagen einen unangenehmen Geruch verbreitet, der sich aber beim Trocknen verflüchtigt. Ahhhhh, ja … ich rieche nur Holz mit Vanille und Nelke!

Das ganze klingt jetzt nach einem fröhlich-vorweihnachtlichen Duft. Mag sein. Nur habe ich ihn erstmals im Sommer geschnüffelt und allein der Vorstellung, vielleicht nebenan schon Spekulatius und Schokonikoläuse erstehen zu können, machte mir den Duft nicht wirklich schmackhafter. Alles hat seine Zeit, ich habe sie bislang immer verpasst. Der Duft weist eine gute Sillage und auch eine ziemliche Haltbarkeit aus, aber das erwartete man auch von einem typischen Winterduft.

Boss Orange wird, wie mit mir, viel potentielle Kundschaft verlieren, denn der Name weckt Hoffnungen, die der Duft nicht halten kann und ist mit seiner Gewürznote wahrlichen kein Duft für jeden Tag.

Und seitdem muss ich bei Herr der Ringe immer an Vanille und Gewürznelken denken, wenn Legolas mit einem Bogenschuss gleichzeitig drei Orks niedermetzelt.
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