Jpg153
Top Rezension
5
Missverständnis
Burning Ice ist in meinen Augen ein Missverständnis.
Es will alles richtig machen, macht nichts wirklich verkehrt aber kommt nicht an.
Die Kopfnote ist fruchtig und frisch. Der Apfel, ob nun rot oder grün oder gefroren (oder eine Kombination daraus) ist zu erriechen, ebenso die Zitrusnote. Etwas leicht Würziges ist auch dabei.
Diese Kopfnote ist an sich nicht schlecht, aber kommt mir, obwohl ich noch nicht viele Düfte unter der Nase hatte dann doch sehr bekannt vor. Hat was Belangloses, was Übliches. Nicht schlecht, aber kein "Burner". Ein Sprung ins eisige Wasser - wie Iceberg so schreibt - ist es jedenfalls nicht.
Die Herznote ist frisch, hell und leicht würzig. Ich rieche den Muskatellersalbei und auch ein wenig Patchouli. Vom Meerwasser fehlt mir ein klare Idee. Mag sein dass da was leicht Salziges drin steckt, aber so richtig fasse ich das nicht.
Rein von der Beschreibung her würde ich diesen Abschnitt in eine "Aqua di.."-Ecke bringen wollen.
Das passt für mich nicht mehr so ganz zur Kopfnote. Die Herznote ist insgesamt auch nicht schlecht aber reisst mich nicht wirklich mit.
Die Basisnote ist weich und warm, mit einer angedeuteten Frische und viel süßer Vanille. Das passt zwar zur Kopfnote aber für mich bringe ich das mit der Herznote nicht zusammen. Gut, hier ist der Kontrast gegeben, frische, helle Kopf- und Herznoten und darunter eine warme Basis.
Soweit der Eindruck vom Papier.
Auf der Haut, heisst bei mir Oberkörper, sind die Kopf- wie auch die Herznote nur kurz wahrnehmbar.
Die Vanille aus der Basis kommt sehr schnell mit einem deutlichen "Haut ab ihr Frischen!" daher. Der gesamte Eindruck wird dominiert durch die ambraverstärkte, süße Vanille. An der Stelle ist von einem Kontrast gleich gar nichts mehr da.
Burning Ice wird bei Rossmann öfter mal beworben. Ich denke, der Absatz ist nicht so gut, sodass man dieses recht neue Parfüm jetzt schon mit Preisnachlässen in den Markt bringen muss. Meine Investition hielt sich so zum Glück in Grenzen.
Ich habe es ein paar Mal getragen, aber letztlich ist es mir zu vanillig, zu süß, zu aufdringlich warm.
Ich bin mir sicher, dass Diejenigen hier auf Parfumo, die schon ein paar Dutzend oder mehr Parfüms geschnuppert haben, sofort beim Erriechen der Kopf-, Herz- und Basisnote sagen: Ja, kenn' ich! Ist wie... .
Es wirkt so durchgespült, ohne Ecken und Kanten und ohne einen besonderen Moment.
Mein Eindruck ist, die Entwickler wollten mit drei recht bekannten Noten ein Parfüm kreieren, dass nirgendwo aneckt sondern aufgrund seiner bekannten und vielleicht beliebten Duftnoten gut ankommt.
Und da liegt das Missverständnis. Das klappt nämlich nicht. Das wird nämlich langweilig.
Dazu kommt, und das verstärkt die Langweile, handwerklich ist es eben nicht gut gemacht, denn die Duftentwicklung auf der Haut ist schlecht. Da wirkt das Duftwasser eindimensional.
Projektion und Haltbarkeit sind ok. Da kann ich nicht meckern.
Damit das ganze hier nicht als Totalverriss ankommt:
Es riecht nicht wirklich schlecht oder unangenehm. Und für den Preis, insbesondere wenn im Angebot bekommt man nicht nur ein schnödes Alkohol-Wasser-Gemisch.
Wer auf vanille-lastige, warme Düfte steht sollte es testen. Da geht es sicher gut.
Vielleicht ist es sogar als Unisex-Parfüm besser aufgehoben oder gar in der Damenduftwelt?
Ich könnte mir Burning Ice auch gut an einer Frau vorstellen.
In meiner Sammlung wird es lange stehen, denn nutzen werde ich es nur selten.
Nachtrag vom 02.12.2013:
Ich trage es mittlerweile gelegentlich als "Billig"-Orientale.
Die Basisnote ist auch unter dickerer Kleidung gut wahrnehmbar und haltbar.
Und definitiv ein Parfüm auch für die Damen!
Nachtrag vom 07.11.2014:
Auf 60% hochgestuft. Nachdem ich nun schon einige Düfte unter der Nase hatte, muss ich den hochstufen. So schlecht ist er dann doch nicht und Preis/Leistung ist top!