14.01.2014 - 04:07 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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27
Die Nymphe erscheint
(Fast) unkommentierte Düfte No. 17
Da hatte ich mir diesen Duft, der mich seit geraumer Zeit interessierte, in der Absicht bestellt, den ersten Kommentar zu ihm verfassen zu können, und nun ist mir Phelicia ein paar Tage zuvor gekommen. Trotz der Kürze bietet ihr Kommentar zudem schöne Impressionen zu Nymphea Osmo - und doch: Meine Vorrednerin möge mir verzeihen, dass ich den Duft als (fast) unkommentiert bezeichne, denn sie hat mir immerhin die Möglichkeit gelassen, als erster Autor die Eigenschaften des Duftes tiefer auszuloten.
Zunächst einmal erscheint ein Duft, der nach einer niederen Gottheit der griechischen Mythologie benannt ist, nicht unbedingt für Männer geeignet, vielleicht nicht einmal als Unisex-Duft. „Nymphe“ bedeutet im Griechischen eigentlich „junge (heiratsfähige) Frau“, wird dann aber auf die (weibliche) Personifikation von Naturkräften übertragen, auf Geister oder Gottheiten des Waldes, der Quellen oder Grotten, die dem Menschen dienlich sein können, wenngleich sie sich selten zeigen, scheu und zurückhaltend sind, und doch zugleich auch dem Bereich der Fruchtbarkeit und der Sexualität zugeordnet sind.
Überträgt man diese Beschreibung auf den Duft, dann lassen sich eine Reihe von Eigenschaften eingrenzen, die tatsächlich recht gut zu diesem Parfum passen: floral-grün, sanft, dezent-flüchtig, transparent, ätherisch-weiblich und auch fruchtig-herb.
Derartige Kompositionen gehören eigentlich nicht so sehr zu meinen bevorzugten Düften, aber bei Il Profvmo mache ich gerne eine Ausnahme und das hat Gründe: Die Düfte von Il Profvmo wirken auf mich stets sorgfältig komponiert. Die einzelnen Komponenten sind gut aufeinander abgestimmt, dem einen oder anderen Duft der Marke könnte man vielleicht allzu große Harmonie vorwerfen; im Allgemeinen sind die Düfte aber gleichzeitig immer originell und nicht so leicht mit anderen vergleichbar. Das gilt für Touaregh, einen großen Wurf, der allenfalls Ähnlichkeiten mit dem nicht mehr erhältlichen Domenico Caraceni 1913 oder Czech & Speakes selten anzutreffendem No. 88 (vielleicht ein gewagter Vergleich, aber in beiden Herrendüften findet sich eine Rosennote) aufweist. Das gilt auch für Café Vert, eine Komposition, die eher das Grüne, Unreife, Natürliche der Kaffeebohne in den Mittelpunkt ihres Entwurfs stellt, weniger die Röstaromen, das Kräftige und Aromatische und damit das Originelle am Kaffee betont. Vergleichbares gilt auch für Vetiver de Java oder so eigenwillige Düfte wie Pioggia Salata und Aria di Mare, die man nicht mögen muss, deren Idee man aber anerkennen kann.
Auf Nymphea trifft dies auch, allerdings nur in begrenztem Maße zu. Nymphea zeigt sich als blumig-ätherische Komposition, die die weiblichen Töne in den Vordergrund stellt, den Duft aber auch noch für Männer tragbar sein lässt und ihn damit ein wenig beliebig macht. Der Duft ist dezent, leise, zurückhaltend wie eine Nymphe (im Sinne der Mythologie) und im Vordergrund steht die florale Note aus Maiglöckchen, Rose und Jasmin und eine Fruchtnote, die vorwiegend auf die (leicht bittere) Orange und vielleicht auf den Pfirsich zurückzuführen sein dürfte.
Eine anfangs von mir festgestellte herbere, kräftigere Note taucht nicht immer auf, scheint sich gelegentlich zu verstecken und kommt - wenn überhaupt - erst recht spät zum Tragen. Das wiederum passt letztlich gut zum Bild des scheuen Naturgeistes, der sich nur selten zeigt, dem das Laute und Geräuschvolle widerstrebt und nur dann und wann seine Gestalt offenbart.
Geeignet erscheint mir der Duft vor allem eher für weibliche Trägerinnen, für diejenigen, die einen dezenten Duft zu schätzen wissen, der nicht nur floral ist, sondern auch eine fruchtig-herbe Komponente entwickeln kann - oder für Männer, die auf der Suche nach einem tragbaren Blütenduft sind. Gerade diese Nische könnte es vielleicht auch sein, die den Duft für einen gewissen Kreis aufgeschlossener Duftliebhaber interessant machen dürfte, denn für Herren tragbare Blütendüfte sind selten. Ich muss allerdings sagen, dass mir selbst dieser Duft zu feminin erscheint: wahrscheinlich würde ich mich mit ihm auf Dauer nicht identifizieren können. Die gute Wertung kommt dadurch zustande, dass ich sehr fasziniert von diesem Schillern bin, mit dem man bei Il Profvmo die Eigenschaften einer Nymphe olfaktorisch umgesetzt und damit den diesen Geistern und Gottheiten zugeschriebene Eigenschaft bildreich gestaltet hat.
Während ich diesen Text schreibe, hat der Duft seinen Charakter allein zweimal verändert: von einem floral-ätherischen hin zu einem herb-fruchtigen und wieder zurück. Mir scheint, dass es bei Nymphea auch auf die Dosierung ankommt. Bei dezenter Verwendung bleibt der Duft transparent, bei stärkerem Auftrag wird der Duft kräftiger und entwickelt eine leicht bittere Note und wird damit körperhafter:
Die Nymphe erscheint.
Da hatte ich mir diesen Duft, der mich seit geraumer Zeit interessierte, in der Absicht bestellt, den ersten Kommentar zu ihm verfassen zu können, und nun ist mir Phelicia ein paar Tage zuvor gekommen. Trotz der Kürze bietet ihr Kommentar zudem schöne Impressionen zu Nymphea Osmo - und doch: Meine Vorrednerin möge mir verzeihen, dass ich den Duft als (fast) unkommentiert bezeichne, denn sie hat mir immerhin die Möglichkeit gelassen, als erster Autor die Eigenschaften des Duftes tiefer auszuloten.
Zunächst einmal erscheint ein Duft, der nach einer niederen Gottheit der griechischen Mythologie benannt ist, nicht unbedingt für Männer geeignet, vielleicht nicht einmal als Unisex-Duft. „Nymphe“ bedeutet im Griechischen eigentlich „junge (heiratsfähige) Frau“, wird dann aber auf die (weibliche) Personifikation von Naturkräften übertragen, auf Geister oder Gottheiten des Waldes, der Quellen oder Grotten, die dem Menschen dienlich sein können, wenngleich sie sich selten zeigen, scheu und zurückhaltend sind, und doch zugleich auch dem Bereich der Fruchtbarkeit und der Sexualität zugeordnet sind.
Überträgt man diese Beschreibung auf den Duft, dann lassen sich eine Reihe von Eigenschaften eingrenzen, die tatsächlich recht gut zu diesem Parfum passen: floral-grün, sanft, dezent-flüchtig, transparent, ätherisch-weiblich und auch fruchtig-herb.
Derartige Kompositionen gehören eigentlich nicht so sehr zu meinen bevorzugten Düften, aber bei Il Profvmo mache ich gerne eine Ausnahme und das hat Gründe: Die Düfte von Il Profvmo wirken auf mich stets sorgfältig komponiert. Die einzelnen Komponenten sind gut aufeinander abgestimmt, dem einen oder anderen Duft der Marke könnte man vielleicht allzu große Harmonie vorwerfen; im Allgemeinen sind die Düfte aber gleichzeitig immer originell und nicht so leicht mit anderen vergleichbar. Das gilt für Touaregh, einen großen Wurf, der allenfalls Ähnlichkeiten mit dem nicht mehr erhältlichen Domenico Caraceni 1913 oder Czech & Speakes selten anzutreffendem No. 88 (vielleicht ein gewagter Vergleich, aber in beiden Herrendüften findet sich eine Rosennote) aufweist. Das gilt auch für Café Vert, eine Komposition, die eher das Grüne, Unreife, Natürliche der Kaffeebohne in den Mittelpunkt ihres Entwurfs stellt, weniger die Röstaromen, das Kräftige und Aromatische und damit das Originelle am Kaffee betont. Vergleichbares gilt auch für Vetiver de Java oder so eigenwillige Düfte wie Pioggia Salata und Aria di Mare, die man nicht mögen muss, deren Idee man aber anerkennen kann.
Auf Nymphea trifft dies auch, allerdings nur in begrenztem Maße zu. Nymphea zeigt sich als blumig-ätherische Komposition, die die weiblichen Töne in den Vordergrund stellt, den Duft aber auch noch für Männer tragbar sein lässt und ihn damit ein wenig beliebig macht. Der Duft ist dezent, leise, zurückhaltend wie eine Nymphe (im Sinne der Mythologie) und im Vordergrund steht die florale Note aus Maiglöckchen, Rose und Jasmin und eine Fruchtnote, die vorwiegend auf die (leicht bittere) Orange und vielleicht auf den Pfirsich zurückzuführen sein dürfte.
Eine anfangs von mir festgestellte herbere, kräftigere Note taucht nicht immer auf, scheint sich gelegentlich zu verstecken und kommt - wenn überhaupt - erst recht spät zum Tragen. Das wiederum passt letztlich gut zum Bild des scheuen Naturgeistes, der sich nur selten zeigt, dem das Laute und Geräuschvolle widerstrebt und nur dann und wann seine Gestalt offenbart.
Geeignet erscheint mir der Duft vor allem eher für weibliche Trägerinnen, für diejenigen, die einen dezenten Duft zu schätzen wissen, der nicht nur floral ist, sondern auch eine fruchtig-herbe Komponente entwickeln kann - oder für Männer, die auf der Suche nach einem tragbaren Blütenduft sind. Gerade diese Nische könnte es vielleicht auch sein, die den Duft für einen gewissen Kreis aufgeschlossener Duftliebhaber interessant machen dürfte, denn für Herren tragbare Blütendüfte sind selten. Ich muss allerdings sagen, dass mir selbst dieser Duft zu feminin erscheint: wahrscheinlich würde ich mich mit ihm auf Dauer nicht identifizieren können. Die gute Wertung kommt dadurch zustande, dass ich sehr fasziniert von diesem Schillern bin, mit dem man bei Il Profvmo die Eigenschaften einer Nymphe olfaktorisch umgesetzt und damit den diesen Geistern und Gottheiten zugeschriebene Eigenschaft bildreich gestaltet hat.
Während ich diesen Text schreibe, hat der Duft seinen Charakter allein zweimal verändert: von einem floral-ätherischen hin zu einem herb-fruchtigen und wieder zurück. Mir scheint, dass es bei Nymphea auch auf die Dosierung ankommt. Bei dezenter Verwendung bleibt der Duft transparent, bei stärkerem Auftrag wird der Duft kräftiger und entwickelt eine leicht bittere Note und wird damit körperhafter:
Die Nymphe erscheint.
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