Bull's Blood 2012

Version von 2012
oYo
29.11.2012 - 09:04 Uhr
10
Hilfreiche Rezension
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
3
Duft

Sumpfsuppengemüse

Meine Testreihenfolge:
1. Falling into the Sea
2. Violet Disguise
3. Bull's Blood

Heute teste ich den dritten Duft von Imaginary Authors und es wird für mich auch der letzte sein. ;-) Bull's Blood ist es, weil ich Patchouli und Rosen liebe und weil ich neugierig auf Kostus bin.

"A man who has killed is a man who knows passion."

Beim Aufsprühen weht mir - wie inzwischen schon gewohnt - eine schwülstige, klebrige Süße entgegen, die mich an eine aufdringliche Mischung aus Guajak und Honig erinnert, die in dieser Kreation zu meiner Freude aber _etwas_ zurückhaltender ist. Ich schnuppere an meiner Hand, hmmm, was ist das denn? Patchouli ist deutlich zu erkennen, Rose und schwarzer Tabak auch irgendwie, aber die Noten sind in einen für mich ungewohnten Zusammenhang gestellt und lassen sich in der verschmolzenen Gesamtkomposition nicht einzeln herausriechen, sondern eher erahnen. Der Duft ist schwarz, eine samtige, weiche Schwärze. Warmes Holz mit einer Spur von Bleistiftzeder, eine dunkle, balsamische Note, erdig, wurzelig und ein bißchen wie Schwarzwurzeln, die einen süßlichen, sellerieähnlichen Geschmack haben - ich vermute mal, daß Costus für diesen Dufteindruck wesentlich mitverantwortlich ist. Blut kann ich hier allerdings keines ausmachen, keine metallische Note oder ähnliches, was an echtes Blut erinnern würde. Dennoch ist die Assoziation zu dem roten Lebenssaft, wenn er schon beginnt dunkel zu werden und allmählich zu gerinnen, sehr stimmig. Der Duft ist ... interessant, ich könnte nicht sagen, daß ich ihn wirklich schön finde, aber er weckt meine Neugierde.

Innerhalb der ersten Stunde entfaltet sich die sellerieartige Note immer mehr, ein muffiger, leicht scharfer Rettich gesellt sich dazu. Jetzt erinnert mich der Duft eher an eine grünbraune Modermatsche, ein dampfender, subtropischer Sumpf der unguten Sorte, wo ölige Pfützen auf dem Schlamm schimmern. Davon wird mir sogar fast ein bißchen übel. Die Rose überlebt in solchen 'Gewässern' natürlich nicht, aber das dunkle Holz bleibt weiterhin präsent.

Ansonsten gibt es kaum noch Veränderungen, nach etwa 2 Stunden läßt die Sillage nach und die Schärfe verschwindet zusammen mit der Süße allmählich, der muffige Gemüsegeruch tritt über die Stunden hinweg immer mehr in den Vordergrund, begleitet von Holz. Das erinnert jetzt auch nicht mehr an Sumpf und Moder, aber nach Suppengemüse möchte man ja auch nicht riechen. Nach etwa vier Stunden gesellt sich dann eine Spur Moschus hinzu, der der Sellerieknolle aber absolut nicht das Wasser reichen kann. Am Ende klingt Bull's Blood in einer süßlichen Guajak-Sellerie-Basis aus.

In der ersten Stunde war dieser Duft nach meinem Empfinden gar nicht mal so schlecht. Eigentlich liebe ich ja auch modrige, muffige, dunkle und gruftige Parfums, aber gerade bei solchen Duftnoten ist die Grenze zwischen Liebe und Ekel doch recht zerbrechlich, Bull's Blood bewegt sich da zeitweilig sehr in der Gefahrenzone. Für die interessante Reise, auf die er mich mitgenommen hat, gebe ich ihm ein paar Prozentchen...
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