30.06.2016 - 14:28 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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37
Zweidimensionale Landschaften
Die Düfte von Imaginary Authors faszinieren mich. Anfangs für mich irritierend, gerade darum auch spannend, zuweilen auch abstoßend, ohne Bezug zu meiner Erfahrung mit Duft, erschließen sie sich mir, je öfter ich ähnliche Düfte teste und in meine Sammlung integriere.
Every Storm A Serenade (ESAS) gehört zu den jüngeren Kreationen der Marke, die auch hier wieder einen Romanplot vorgaukelt und zur imaginierten Story einen Duft erfindet. Aufgesetzt? Ja und nein, vielleicht aber weniger konstruiert, als die olfaktorische Nachschöpfung zu einem bereits existierenden Text.
Dann lieber gleich alles erfunden. Konsequent.
Franfan erzählt in seinem Kommentar die zugrunde liegende Geschichte, so dass ich nur noch auf den Duft selbst eingehe.
Nähere ich mich dem Duft unvoreingenommen, weiß ich also nichts von der Hintergrundgeschichte, wähne ich mich in einem skandinavischen Sägewerk. Im Zentrum steht zunächst der Geruch von frisch geschnittenem Holz, gleichzeitig aber auch eine stark synthetische Note, die ich jedoch nicht mit Calone in Verbindung bringe, da meine Assoziationen um den Eindruck einer fast staubigen Trockenheit kreisen. Calone dagegen soll den Eindruck von Seeluft und Meeresbrise, Nebel und feuchtem Wind hervorrufen. Every Storm A Serenade dagegen riecht nach Holz, von mir aus auch nach dänischer Tanne, vielleicht auch nach der kühlen, aber trockenen Frische, die in Eukalyptusöl enthalten ist, die ich persönlich übrigens mit einem medizinischen Hintergrund verbinde (Eukalyptusöl wird schließlich gerne bei grippalen Infekten angewendet), mir jedoch nicht unangenehm ist.
Ein Duft, in dem Calone großartig zur Geltung kommt, ist Mare Pacifico von Linari, der zwar nie auf meiner Wunschliste gelandet ist, immer aber kurz davor war und der mir nach wie vor gut gefällt. Dort entsteht tatsächlich der Eindruck einer Meeresbrise, der mir bei ESAS - trotz der zum Duft gehörenden Story - fast völlig fehlt.
Vorstellen kann ich mir aber einen rauen Wind, der durch einen dichten Wald bläst und dabei eine ozonige Frische mit sich trägt, die sich mit dem Geruch des Holzes verbindet. So könnte der Film vor meinem geistigen Auge aussehen, der zu diesem Duft passt.
Je länger der Duft auf der Haut bleibt, umso stärker tritt das Vetiver hervor, und zwar in seiner postmodernen Variante, die uns m.E. erstmals in Encre Noire begegnet ist und der die erdige Natürlichkeit älterer Vetiverdüfte fehlt, dafür jedoch diese überzeugende und durchweg angenehme Kunststoffnote entwickelt, die moderne Vetiverdüfte so anziehend macht (in Encre Noire tatsächlich gerne als schwarze Tinte beschrieben), vermutlich also Vetiverylacetat. Vielleicht ist dies auch der Ausgangspunkt jener oben erwähnten synthetischen Note, die den Dufteindruck von Anfang an begleitet.
Alles in allem liegt dem Duft ein überzeugendes Konzept zugrunde, denn in seiner artifiziellen Form, in seiner bewussten Künstlichkeit ist ESAS ebenso "erfunden" wie der Roman, auf dem er scheinbar basiert. Dennoch vermisse ich hier immer noch das, was mir der Romanplot verspricht: Meeresstürme, Feuchtigkeit, Erfrischung und harzige Noten. Der Wald auf der Klippe in der Nähe des Meeres ist hier zweidimensional, ein Fotoshop-Produkt, ein modernes Gemälde ohne Bezug zu echter Landschaft: Kulisse. Darum aber nicht weniger gut; immer aber irritierend und das zwingt zur Auseinandersetzung.
Dekonstruktivismus. Periphere Einzelteile. Neu zusammen gesetzt. Gefroren in postmoderner Distanz zu sich selbst. Und somit durchaus einen Test wert.
Every Storm A Serenade (ESAS) gehört zu den jüngeren Kreationen der Marke, die auch hier wieder einen Romanplot vorgaukelt und zur imaginierten Story einen Duft erfindet. Aufgesetzt? Ja und nein, vielleicht aber weniger konstruiert, als die olfaktorische Nachschöpfung zu einem bereits existierenden Text.
Dann lieber gleich alles erfunden. Konsequent.
Franfan erzählt in seinem Kommentar die zugrunde liegende Geschichte, so dass ich nur noch auf den Duft selbst eingehe.
Nähere ich mich dem Duft unvoreingenommen, weiß ich also nichts von der Hintergrundgeschichte, wähne ich mich in einem skandinavischen Sägewerk. Im Zentrum steht zunächst der Geruch von frisch geschnittenem Holz, gleichzeitig aber auch eine stark synthetische Note, die ich jedoch nicht mit Calone in Verbindung bringe, da meine Assoziationen um den Eindruck einer fast staubigen Trockenheit kreisen. Calone dagegen soll den Eindruck von Seeluft und Meeresbrise, Nebel und feuchtem Wind hervorrufen. Every Storm A Serenade dagegen riecht nach Holz, von mir aus auch nach dänischer Tanne, vielleicht auch nach der kühlen, aber trockenen Frische, die in Eukalyptusöl enthalten ist, die ich persönlich übrigens mit einem medizinischen Hintergrund verbinde (Eukalyptusöl wird schließlich gerne bei grippalen Infekten angewendet), mir jedoch nicht unangenehm ist.
Ein Duft, in dem Calone großartig zur Geltung kommt, ist Mare Pacifico von Linari, der zwar nie auf meiner Wunschliste gelandet ist, immer aber kurz davor war und der mir nach wie vor gut gefällt. Dort entsteht tatsächlich der Eindruck einer Meeresbrise, der mir bei ESAS - trotz der zum Duft gehörenden Story - fast völlig fehlt.
Vorstellen kann ich mir aber einen rauen Wind, der durch einen dichten Wald bläst und dabei eine ozonige Frische mit sich trägt, die sich mit dem Geruch des Holzes verbindet. So könnte der Film vor meinem geistigen Auge aussehen, der zu diesem Duft passt.
Je länger der Duft auf der Haut bleibt, umso stärker tritt das Vetiver hervor, und zwar in seiner postmodernen Variante, die uns m.E. erstmals in Encre Noire begegnet ist und der die erdige Natürlichkeit älterer Vetiverdüfte fehlt, dafür jedoch diese überzeugende und durchweg angenehme Kunststoffnote entwickelt, die moderne Vetiverdüfte so anziehend macht (in Encre Noire tatsächlich gerne als schwarze Tinte beschrieben), vermutlich also Vetiverylacetat. Vielleicht ist dies auch der Ausgangspunkt jener oben erwähnten synthetischen Note, die den Dufteindruck von Anfang an begleitet.
Alles in allem liegt dem Duft ein überzeugendes Konzept zugrunde, denn in seiner artifiziellen Form, in seiner bewussten Künstlichkeit ist ESAS ebenso "erfunden" wie der Roman, auf dem er scheinbar basiert. Dennoch vermisse ich hier immer noch das, was mir der Romanplot verspricht: Meeresstürme, Feuchtigkeit, Erfrischung und harzige Noten. Der Wald auf der Klippe in der Nähe des Meeres ist hier zweidimensional, ein Fotoshop-Produkt, ein modernes Gemälde ohne Bezug zu echter Landschaft: Kulisse. Darum aber nicht weniger gut; immer aber irritierend und das zwingt zur Auseinandersetzung.
Dekonstruktivismus. Periphere Einzelteile. Neu zusammen gesetzt. Gefroren in postmoderner Distanz zu sich selbst. Und somit durchaus einen Test wert.
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