One Man Show 1980 Eau de Toilette

One Man Show (Eau de Toilette) von Jacques Bogart
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7.3 / 10 297 Bewertungen
Ein Parfum von Jacques Bogart für Herren, erschienen im Jahr 1980. Der Duft ist würzig-grün. Es wird noch produziert. Der Name bedeutet „Ein-Mann-Vorstellung”.
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Duftrichtung

Würzig
Grün
Holzig
Frisch
Harzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BasilikumBasilikum GalbanumGalbanum GrapefruitGrapefruit italienische Bergamotteitalienische Bergamotte Rio-PalisanderRio-Palisander Ylang-YlangYlang-Ylang JasminJasmin RoseRose
Herznote Herznote
WeihrauchWeihrauch LibanonzederLibanonzeder KaskarillaKaskarilla MuskatMuskat PatchouliPatchouli SandelholzSandelholz
Basisnote Basisnote
LabdanumLabdanum ZistroseZistrose

Parfümeur

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Bewertungen
Duft
7.3297 Bewertungen
Haltbarkeit
7.9255 Bewertungen
Sillage
7.9261 Bewertungen
Flakon
5.6270 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.9133 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 24.03.2024.

Rezensionen

32 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Preis
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Axiomatic

100 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 44  
Die helle Säule
Er stand an der Schwelle zu einem neuen Jahrzehnt voller Ungewissheiten.
Er hat die Herausforderungen gemeistert und den Launen der Mode die Stirn geboten.
Er ist immer noch da und hoffentlich für lange Zeit.
Ein komplexer Duft, der schwierig zu fassen ist.
Ein Chypre für Männer, die gegen den Strom schwimmen.

Sein Schöpfer, Roger Pellégrino, hat zwar kein sehr umfangreiches Werkverzeichnis, dafür ist dieses aber umso kostbarer. Seine Schaffenskunst wird noch immer von vielen zurecht hochgehalten, gelten doch seine Kreationen zum Teil als Standardwerke.
Bot er mit Anaïs Anaïs einen der schönsten unschuldigen Damendüfte auf, schaffte er 1980 eine äußerst ungewöhnliche Schöpfung in der Herrensparte. Dank der Weitsicht im Hause Bogart konnte er mit einem fantastischen blumig-würzigen-holzigen Duft aufwarten.

Die Kopfnote ist apart, eröffnet sie doch mit einer geballten Ladung an Floralem.
Galbanum schafft noch eine Verbindung zu den typischen 1970er Chypres, verweilt aber nicht lange. Ein Hauch Ernsthaftigkeit, gepaart mit flüchtigen Agrumen, hier eine zaghafte Bergamotte, läutet den Abschied der vorangegangen Dekade ein.
Was hier neu und ungewöhnlich riecht, sind Mengen an Jasmin, Ylang-Ylang und Palisander, welcher mit etwas Rose noch verstärkt wird. Und dennoch kippt der Duft nicht in eine weiche florale Richtung, etwas Basilikum steuert würzig gegen. Das Rosenholz gibt eine Vorahnung auf den weiteren holzigen Duftverlauf.
Wenn ich mir das Werbeplakat der damaligen Zeit anschaue, wird mir klar, warum hier animalischer Jasmin und Ylang-Ylang großzügig eingesetzt werden. Körperlichkeit in Reinkultur, die entsprechenden Rezeptoren werden angeregt.
Aber der Duft bleibt im anständigen Bereich, keine plumpen Absichten bitte!

Die gelistete Grapefruit schafft die Kontrolle. Sie riecht typisch herb und verbindet sich sogleich mit der Muskatnuss, diese wird reicher an Dufteindrücken.
Der Akkord wird im weiteren Verlauf prägend sein.
Eichenmoos liefert ab hier einen gepflegten, seifigen Eindruck.

In der Herznote gesellen sich schöne, hell gehaltene, balsamische Hölzer zu den Blumen, welche sich dann sanft verabschieden. Alles bleibt lichtdurchflutet, die Farbe des Flakons passt perfekt.

Weiter geht es im Duftverlauf mit der Rinde des Kaskarillabaums.
Die helle Anisnote der Kaskarilla hebt die Herznote und gibt ihr dieses charakteristische saubere, leicht antiseptische Duftmerkmal, sie übernimmt die Führung gegenüber dem Muskat-Grapefruit-Duo, wobei die Zitrusfrucht mehr und mehr verschwindet.
Sandelholz und Zeder bleiben als stille Begleiter im Hintergrund und geben Halt.
Ab hier wird sich der Duft kaum noch verändern. Weihrauch und die anderen Harze sind zu erahnen, spielen sich aber nicht auf.
Im Abklang bleibt alles hell und geschmeidig. Selbst der Patchouli erdet sehr verhalten.

Genau diese Eigenschaften fängt der Flakon auch ein. Zwar bestimmen gerade Linien seine Form, die Ecken sind aber sanft abgerundet worden.
Der hinter einer Plastikummantelung befindliche und drehbare Sprühkopf sorgt seit der Markteinführung immer wieder für Diskussionen, fordert er doch eine gewisse Präzisionsgabe vom Benutzer, um ein unansehnliches Verschütten zu vermeiden.
Der Schriftzug des Namens zwischen ausgedruckten Zeilen ist typisch für den Beginn der 1980er. Hier startet das digitale Zeitalter.

Leider ist die geringe Haltbarkeit und kurzärmelige Sillage zu bemängeln, früher war der Duft stärker. Ein paar Sprühstöße mehr schaden nicht. Beim mehr als fairen Preis sicherlich erträglich.

One Man Show Eau de Toilette bildet zusammen mit Jacomo de Jacomo (1980) Eau de Toilette die Herkulessäulen am Tor zur neuen Dekade, der eine hell, sein Gegenpart dunkel. Sie beide schaffen den maßgeblichen Wechsel.

Unser Held in der folgenden Geschichte legt zunächst den tragbaren Schach-Computer beiseite, die Landung in Orly erfolgt in wenigen Augenblicken. Ermüdet von der durchzechten Nacht zu überdrüssigen Diskoklängen, sehnt er sich nach Klarheit. Der Flug nach Paris stimmt ihn nachdenklich.
Glücklicherweise kann er sich mit einem Walkman abkapseln, er genießt „Video killed the Radio Star“ der Buggles inmitten des üblichen chaotischen Streiks am Flughafen.
Der Anschlussflug nach Lyon gestrichen, die neuartige TGV-Strecke noch nicht in Betrieb, ist er auf ein Mietauto angewiesen. Doch zuvor hat er sich mit dem neuen One Man Show Eau de Toilette eingedeckt und besprüht, die Parfümerie im Flughafen entging der Arbeitsniederlegung.

Erste Computer speichern seine Daten beim Autoverleih, berechnen die Fahrtdauer und bestätigen das gebuchte Hotelzimmer in Lyon, IBM sei dank. Alles verläuft nach Plan und betriebswirtschaftlich wünschenswert.
Doch die Terror-Organisation Action Directe hat im 7. und 8. Arrondissement durch Bombenattentate die Innenstadt lahm gelegt und den Verkehr um Paris fast zum Erliegen gebracht. Jetzt heißt es geduldig warten.
Seinen Auftrag für Nixdorf France in Lyon erledigt er trotz seiner Erschöpfung und Verspätung pflichtbewußt, die Halbleiter wurden rechtzeitig geliefert.

Und nun verfügt er über Zeit, ein paar freie Tage, bis er zurück in die Heimat fliegt.
Lyon sagt ihm nicht zu, also beschließt er weiterzufahren.
Die A7 entlang des Rhone-Tals kennt er auswendig. Etwas apathisch schaltet er das Radio an, France Gall singt „Il jouait du piano debout“. Der Text löst zusammen mit den floralen Noten des Duftes etwas in ihm aus. Hier wird über einen Außenseiter und die gesellschaftliche Ächtung gesungen.

Die monotonen Wohnblöcke entlang des majestätischen Flusses sind der Stein des Anstoßes in seinem Kopf. Warum hat er sich immer so gefügt, so viel unbeantwortet gelassen? Wäre es nicht an der Zeit, genau das zu tun, was ihm beliebt und nicht die erstickende Tradition sein Leben bestimmen lassen?

Auf der Höhe vom wärmeren Montélimar jagt ihn „Making plans for Nigel“ von XTC wie ein Blitz durch den Körper. Die Muskatnuss und das Balsamische beflügeln ihn.
Papa, danke Dir für alles, aber ich werde nicht Deinen Vorstellungen Folge leisten!
Er genießt die befreienden Bässe, die bewegende Musik! Und vor allem die Kaskarilla des Duftes mit ihren heilenden und klaren Eigenschaften.

Allmählich kommt das Autobahndreieck bei Orange immer näher.
Er könnte an die Côte d‘Azur fahren, gediegen an der Croisette in Cannes flanieren und den Schönen und Reichen beim Müßiggang zusehen.

Das kompromisslose Eigenwillige des Duftes läßt ihn aber die A9 in Richtung Montpellier nehmen. Dort kennt er ein paar Leute bei IBM aus früheren Zeiten, Gleichgesinnte.
Und tief in seinem Koffer warten Wranglers, eine schwarze Lederjacke und weiße Adidas auf minimalistische Klänge.

Sein Fahrtziel ist schon fast in Sichtweite, er kann die Étangs, diese salzigen Weiher, riechen.
Bei Palavas-les-Flots kann er nicht mehr, es brennt in ihm. Irgendwie schafft er es, einen Platz am Carnon Plage für sich alleine auszumachen, das Auto hat er zwischen den Pinien-Hainen geparkt. Er atmet die von diesen prächtigen Nadelbäumen durchtränkte Meeresluft ein.

Und dann der Befreiungsschlag!
Joachim Witt singt ihm den Frust von der Seele. „Der goldene Reiter“ läuft ununterbrochen vom Walkman. Er tanzt zur untergehenden Sonne am Mittelmeer mutterseelenallein.
Es gibt kein Zurück mehr, er wird einen anderen Weg einschlagen, überkommene Regeln ignorieren, sein Ding machen.

Und er duftet ungemein gut.
51 Antworten
9
Preis
5
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Gold

256 Rezensionen
Gold
Gold
Top Rezension 44  
Moskau 1992
Natürlich interessierte mich auch sein Parfum. Nicht, dass ich bewusst eins an ihm wahrgenommen hätte, als wir uns kennenlernten. Da standen völlig andere Dinge im Vordergrund. Die mir komplett fremde Sprache zum Beispiel. Oder sein gewinnendes Lächeln. Aber bei meinem ersten Besuch in Moskau bei ihm und seinen Eltern in der Wohnung fiel mein Auge sehr schnell auf die kleine Kollektion an Parfumflaschen, die auf der Kommode im schmalen Flur stand. Drei Herrendüfte befanden sich dort, aber auch einige Damenparfums. Und nicht ein einziges Produkt davon kannte ich.
Als Lonja merkte, dass ich die Parfums betrachtete, griff er gezielt einen Flakon heraus. "Und - kennst du den? Das ist mein Favorit. Der ist doch wohl sehr beliebt bei euch im Westen, oder?" Ich las die Aufschrift "One Man Show". Nein, dieser Duft war mir bisher noch nicht begegnet. Leicht skeptisch überlegte ich, ob es sich überhaupt um ein "Markenprodukt" handelte. "Was guckst du denn so? Kennst du etwa Jacques Bogart nicht?"
" Ich kenne Humphrey Bogart, aber wer ist Jacques? " "Ein berühmter Designer", meinte Lonja. "Sprühe dir den mal auf. Du wirst sehen, es ist ein fantastischer Duft. Und teuer hier."
Die Kopfnote explodierte förmlich vor uns: Frische, Energie, Würze. Sehr zupackend, laut. Sehr 80's, obwohl wir uns in den 90's befanden.
Das Herz bestand aus Holznoten, klassisch männlich konnotiert, nicht überraschend, aber überaus sympathisch, ohne Gedöns, ohne störendes Beiwerk. "Trägst du den denn öfter?" wollte ich wissen. "Nein, nur zu besonderen Gelegenheiten. Ich habe ihn nicht nach Deutschland mitgenommen. Daher kennst du ihn nicht. Mein Vater sprüht sich auch manchmal mit dem ein und wir haben nur eine Flasche, die wir uns teilen."
Wie rührend.
"Und wie sind die anderen Düfte, die hier stehen?" "Ach, das sind sowjetische Produkte... ich weiß nicht, ob die dir gefallen...".
"Wo bekommt man denn One Man Show?"
"Wenn man Glück hat, findet man ihn an einem Kiosk unten in einer Metro-Station."
Am nächsten Tag schon suchte ich nach ihm.
Ja, wirklich, an einem der Kioske bot man mir eine Flasche für umgerechnet acht DM an. Das war ein sagenhaft günstiger Preis für so einen ausgezeichneten Herrenduft. Ich schlug sofort zu.
Endlich hatte Lonja eine eigene Flasche "One Man Show", denn wenn hier nomen omen war, so dachte ich, dann brauchte er auf jeden Fall sein persönliches "Exemplar".

"One Man Show" ist ein Parfum ohne Schnickschnack. Es ist nicht verkopft und pseudo-intellektuell, sondern entspannt und unanstrengend. "One Man Show" muss nicht um Anerkennung buhlen, sondern verfügt über eine lässige, natürliche Autorität. Mann fühlt sich damit immer richtig parfümiert: ob bei der Arbeit oder auf der Party. Zu jeder Tages - und - Nachtzeit betont "One Man Show" die charmanten Aspekte eines männlichen Wesens, verkörpert Bodenstängigkeit gepaart mit Spontanität und gleichzeitiger Ausdauer.

Kurzum, der Duft passte zu Dir, Lonja.
Heute ist "One Man Show" reformuliert.

Wir wissen ja beide, dass die Shows, welche man in der Jugend sehr mochte, im Laufe des Lebens durch andere Spektakel und Vorführungen abgelöst werden können.
Aber zu unserer Zeit, da warst du meine einzige Show.
Spasibo tebje.

9 Antworten
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Taurus

1052 Rezensionen
Taurus
Taurus
Top Rezension 17  
Große Samstagabendunterhaltung
Die One Man Show von Jacques Bogart entstammt noch aus einer Ära, als man sich im deutschen Fernsehen für nur überschaubare drei Programme entscheiden musste. Ein Umstand, den sich viele Jüngere so gut wie gar nicht vorstellen können. Auch heute ist es kaum nachvollziehbar, dass ARD und ZDF nach Mitternacht den Sendebetrieb einfach eingestellt haben und stattdessen auf der Mattscheibe ein Testbild oder gar Rauschen zu vernehmen war.

Wer damals im Fernsehen auftrat war auch halbwegs mit Talent ausgestattet und tatsächlich mehr oder weniger bekannt. Und auf dem Schulhof wusste jeder, von welcher Sendung man sprach, die man am Tag zuvor oder am Samstagabend gesehen hatte.

Überhaupt war der Samstagabend die Zeit der großen Familienunterhaltung. Mangels Alternativen saß man gemeinsam vor der Kiste und schaute sich aufwändig inszenierte Shows mit Fernsehballett, Künstlern, Kandidaten, Sketchen, Parodien, Gesangseinlangen, Big Bands, Showtreppen und gewieften Showmastern an, die vorab – und das gibt mittlerweile auch längst nicht mehr – direkt vor der Ausstrahlung von einer adretten Programmansagerin angekündigt wurden.

Ich will nicht unbedingt behaupten, dass ich diese Rituale der Samstagabendunterhaltung vermisse, aber ich bin zumindest froh, dass es noch Düfte wie One Man Show gibt, die den Geist der 80er Jahre verkörpern und freigeben können. Diese Dekade überzeugte nicht gerade von optischer und akustischer Präzision, so wirkt der ungelenke Flakon und das Packaging von One Man Show schon ein wenig eigenwillig. Aber von äußeren Eindrücken sollte man sich keineswegs irritieren lassen.

Die Ansage lautet hier: ich bin ein Duft aus den 80ern, als Herrendüfte noch direkt als solche wahrnehmbar waren und mein vor Testosteron strotzender Träger hat´s vollends drauf!

Die One Man Show startet mit einem stürmischen Gewitter aus herbsüßen-würzigen und floral-animalischen Noten plus einer gehörigen Portion harzigem Weihrauch. Beinahe fühlt man sich in einem geheimnisvollen Wald versetzt. Ist das wirklich noch eine Show oder eher eine Zeremonie? Jedenfalls zieht der Duft sein Programm durch und wird zum späten, fast schon überzogenen Finale edelsüß und offenbart eine geschmeidige Zugabe. Für meinen Geschmack stimmen sowohl Ausstrahlung als auch Ausdauer und ich fühle mich in jeder Hinsicht bestens unterhalten. Wie das meine Umwelt wahrnimmt, ist mir dabei schon relativ schnurz. Hier wird mit offenem Verdeck von Party zu Party ohne Rücksicht auf Verluste gecruist.

Man könnte One Man Show vorsichtig mit Antaeus von Chanel vergleichen, der nur ein Jahr später auf den Markt kam und sich mit unserem Alleinunterhalter ein paar gewichtige Duftnoten teilt. Antaeus offenbart sich jedoch nicht ganz so süß, sondern eher etwas trockener und dunkler – jedoch zählen beide seit kurzem zu meinen Lieblingen. Daher gibt es von mir für diese One Man Show entsprechend ordentlich Applaus!
4 Antworten
7.5
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 23  
Magnum ermittelt (Teil 1): Hawai‘ian Affairs
Achtung: Der folgende Kommentar richtet sich vorzugsweise an diejenigen, die die klassische amerikanische Fernsehserie „Magnum“ kennen, die auf O‘ahu (Hawai‘i) spielt. Alle anderen dürften irritiert sein. Weiterlesen können sie trotzdem.

Ich weiß, was Sie denken, und Sie haben recht! Aber als ich mich auf meine letzte Ermittlung einließ, war mir noch nicht klar, dass es für einen Privatdetektiv manchmal besser ist, auf einen Duft zu verzichten. Meine neueste Klientin lernte ich im King Kamehameha-Club auf der Südostseite von O‘ahu nicht weit von Honolulu kennen. Higgins liebt es nicht, wenn ich Klienten dort treffe, und mit meinem Hawai‘i-Hemd, meinen Shorts und meinem Schnauzbart passe ich nicht so recht zum gediegenen Klientel eines der exklusivsten Clubs von O‘ahu, aber der rote Ferrari 308 GT, den ich mir gelegentlich (wirklich nur gelegentlich) von Robin Masters ausleihe, macht einiges wett. Mein Freund Orwell, das heißt Rick, hatte mir die Dame vor einigen Tagen vorgestellt. Sie gab vor, ihren vermissten, für tot erklärten Mann auf einem Foto an einem Privatstrand in der Nähe von Waikiki erkannt zu haben. Umgehend war sie nach Honolulu geflogen und hatte über Rick meine Adresse erfahren. Am selben Nachmittag saßen wir auf der Terrasse des King Kamehameha-Clubs und sprachen über das Honorar. Ich war sofort fasziniert von dieser Frau, die ich nie zuvor auf Hawai‘i gesehen hatte, man könnte sagen, ich fühlte mich magisch angezogen.

Ich weiß, was Sie denken, und Sie haben recht! Ermittler sollten Ihren Klienten (vor allem Kientinnen) niemals zu nahe kommen, Distanz wahren, um objektiv bleiben zu können. Das hatte ich bisher immer beherzigt, jedenfalls fast immer. Doch diesmal ließ ich alle Vorsicht fahren.

Am nächsten Tag holte ich sie mit dem Ferrari am Hotel ab. Zuvor aber hatte ich mich gewappnet. Bis dato legte ich nicht allzu viel Wert auf einen teuren Duft. Als After Shave stand - wie bei vielen amerikanischen Männern - Skin Bracer von Mennen vor meinem Rasierspiegel. Ständig chronisch knapp bei Kasse konnte ich mir ohnehin nichts anderes leisten. Aber da war ja noch das Badezimmer von Jonathan Quayle Higgins. Nicht leicht erreichbar, zumal die Jungs, seine beiden scharfen Dobermänner, ständig hinter mir her waren. Aber heute waren die drei zu einem längeren Spaziergang am Strand aufgebrochen und hatten mir Robins Anwesen allein überlassen. Nur der Weinkeller war gut gesichert wie immer.

Vor Higgins Spiegel standen wohl sortiert einige englische Duftwässer, die natürlich nicht in Frage kamen. Den englischen Snob wollte ich nicht spielen. Hätte mir auch niemand abgenommen. Sofort fiel mein Blick auf einen Duft mit einem außergewöhnlichen Flakon und einem ebenso außergewöhnlichen Namen: One Man Show. Das war der Richtige, der musste her. Großzügig sprühte ich den Duft auf meinen Oberkörper.

Welche Duftnoten dieser Duft enthielt, hätte ich nicht zu sagen gewusst, wenn es mir Higgins nicht Tage später in einem seiner belehrenden Vorträge erklärt hätte. Ich hörte zwar kaum zu, glaube aber, dass er davon sprach, dass Basilikum, Bergamotte, Jasmin, Muskat und Rose enthalten seien. Besonders betonte er das Sandelholz und das Zedernholz, die ihn dazu bewogen hatten, einen französischen statt einen englischen Duft zu kaufen.

Der Duft roch weich, ein wenig süß und doch grün und vor allem holzig. Mir gefiel er einfach sofort. So gerüstet schien mir die Chance auf eine Eroberung größer als mit meinem Alltagsrasierwasser Skin Bracer.

Wenn ich gewusst hätte, dass mich genau dieser Duft wenige Tage später mit seiner starken Sillage (so sagte Higgins) verriet und in eine wirklich haarsträubende Situation bringen würde, hätte ich allerdings nur allzu gern auf ihn verzichtet...

Lesen Sie den zweiten Teil von „Magnum ermittelt: King Kamehamehas Rache“ in der kommenden Woche.

Anmerkung: Der Duft One Man Show von Bogart wurde 1980 lanciert, im selben Jahr startete die auch in Deutschland außerordentlich erfolgreiche Fernsehserie Magnum. One Man Show passt mit seinem charakteristischen Duft und seinem sprechenden Namen ausgezeichnet zur besonderen Ausstrahlung des Hauptdarstellers.
18 Antworten
5
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Minigolf

2208 Rezensionen
Minigolf
Minigolf
Top Rezension 15  
Beweihräucherung der 70er mit Blick auf die wummsigen 80er, in Harmonie mit Alt&Neu
Ein Duft, der absolut "seltsam" ist. Die Ein Mann Show hat etwas "verräuchert Hippie- iges" tolles Geheimnis. Und blickt mit Blumen und Gewürzen bereits in die Achtziger der mittleren Jahre, wo Sillage uns wummsige Präsenz angesagt waren. Und doch gibt es da eine balsamische, "dunkle" Note, die die fernere Vergangenheit streift und eine avandgardistische Anmutung von Kräutern (Basilikum) und Hölzern, die die fernere Zukunft vorweg nimmt.
Ein Duft kann immer nur so gut sein, wie der Verwender ihn empfindet. Und mein Gefühl sagt mir, dass ich es hier mit einem Parfum zu tun habe, das ganz schön meine Phantasie anregt. Und die Parfümeure dies wohl durchaus beabsichtigt haben.
Hier werden scheinbare Wiedersprüche zu einem "runden Ganzen", das dennoch "Ecken und Kanten" hat, harmonisch zusammengeführt.
Dass in "One Man Show" auch Rose und Ylang Ylang / Jasmin?? drin ist, merke ich erst so ziemlich in der "Mitte", wenn die Kräuter und Hölzer ihren Zenit erreichen und zum dunkleren Fond hinführen.
Ein die Sinne forderndes und höchst interessantes "Verwirrspiel" der Duftnoten setzt nun ein, um zu einem warm- dunklen "Ruhepol" zu führen. In dieser Ruhephase, in der die Fülle aber nicht nachlässt, verweilt der Duft sehr lange bis zum Schluss.
Ein Meiserwerk, das preiswert ist!!!
6 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

48 kurze Meinungen zum Parfum
PinseltownPinseltown vor 2 Jahren
7
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Pinienwald glänzt taufrisch
Würzaltes Holz knarzt chyprig
Balsamquellwasser rinnt über moosgrün Erde
Harmonische Stille
Morning has broken
31 Antworten
FloydFloyd vor 1 Jahr
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Wear it again Sam
The Dapper-Style Anzug
Nostalgisch herber Blütenanflug
Taschen voll Zitrusseifenstückchen
Moos wuchert aus Kräutersäckchen
32 Antworten
DuftgroupieDuftgroupie vor 2 Monaten
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Moosigherber Waldesboden, bittersüßlich bekrautet/ beschreite harzige Ebenen beim Blumen betrachten/ Bartwachstum wird maskulinisiert
21 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 2 Jahren
4
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Breitbeinig auf der Bühne
Bretter, die die Welt bedeuten
Rosen im Schritt
harziges Brusthaar
die Dauerwelle sitzt
frisch gewaschen
22 Antworten
AxiomaticAxiomatic vor 2 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Blitz-Galbanum, Erste-Hilfe Basilikum-Pomelo, Muskat beruhigt lange die Zeder, stationäre Zistrose mit Patch-Wickel. Alarmstufe orange!
12 Antworten
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