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15.12.2013 - 21:02 Uhr
Seerose
682 Rezensionen
Seerose
Sehr hilfreiche Rezension
Drama einer (sehr jungen) Frau
Gigi wird als Komödie bezeichnet, jedenfalls wurde diese kurze Novelle so für ein Musical und einen Film bearbeitet. Gigi wurde auch als Boulevardkomödie mit Audrey Hepburn am Broadway mit großem Erfolg aufgeführt. Als Komödie bezeichnet man ein Drama, dass einen witzig-humorvollen Verlauf nimmt und glücklich enden muss. Bei Gigi handelt es sich um ein naives junges Mädchen, dass ein Mann durch eine intrigante "Absprache" mit der Schwester Gigis für sich als Maitresse vereinnahmen will. Gigi weiß natürlich nichts davon. Als sie begreift, was mit ihr für ein hinterhältiges Spiel getrieben wird, tut es dem Mann leid und er hält förmlich um ihre Hand an.
Es ist schon seltsam, dass ausgerechnet diese heterosexuelle Kurzgeschichte der Schriftstellerin Colette so bekannt geworden ist und das hauptsächlich in den USA.
Die Colette war eine begabte, geachtete und geehrte Schriftstellerin des frühen 20. Jahrhunderts. Ich habe ihre Bücher gelesen als ziemlich junges Ding, es war gerade "in" sie zu lesen in meinem Freundinnenkreis. Vor allem eine Freundin, die ich sehr bewunderte, hat mir die Bücher sehr "ans Herz gelegt". Aber ich fand sie langweilig und wenig ist bei mir davon hängen geblieben. Das war mir alles zu umständlich und ich verstand nicht, worum es da wirklich ging.
Es handelt sich bei Colette, wie bisher in allen Düften aus der Parfümserie "Jardins d' Écrivains", die ich bisher getestet habe, um Schriftsteller und Schriftstellerinnen, deren Liebesleben und deren sexuelle Dispositionen jeweils nicht den Normen der bürgerlichen Gesellschaft entsprach bzw. noch immer nicht entsprechen.
Die Colette war mehrmals verheiratet, aber sie hatte auch eine lebenslange Freundin, die nach ihrer 1. Ehe ihre Geliebte war.
Auch war sie eine Weile im Variéte Moulin Rouge und spielte u. A. zusammen mit einer anderen Frau die Pantomime: "Rêve d' Égypte" auf bei der sich die Frauen leidenschaftlich küssten. Es gab einen Tumult, die Polizei musste kommen, das Stück wurde abgesetzt und verboten.
Wie ich heute weiß, habe ich die vielen Anspielungen Colettes auf die Homosexualität, diesfalls unter Frauen gar nicht verstanden. Was wußten ich vor 50 Jahren schon davon? Nichts! Aber meine bewunderte Freundin wußte sehr viel darüber. Was ich auch nicht kapierte. Sie war schon so wissend und erwachsen, reif, so schien es mir. Ich wußte nur vage, dass sie und ihre Schwester von ihrem Vater missbraucht und mißhandelt wurden. Aber das durfte man keinesfalls jemandem erzählen, man wäre für so viel unanständige und verdorbene Fantasie grausam bestraft worden. Da hielten die Erwachsenen zusammen und wenn doch was war, dann war das schmutzige Kind/Jugendliche Schuld daran und es wurde entsprechend reagiert. Wir unter uns jedenfalls wußten was Sache war und haben nichts verraten. Und viel später habe ich begriffen, was meine Freundin mir im Besonderen mit den Büchern von Colette sagen wollte.
Sie ist nach dem Abitur für immer weg, angeblich nach Paris, aber wer weiß? Seufz! Ich hatte sie bis vorhin ganz und gar vergessen.
Was wohl aus dieser indirekten Werbung meiner Freundin entstanden wäre, wenn ich nicht wie Gigi so eine Gans gewesen wäre?
Nämlich, als ich mir nochmal die Biografie der Colette durchlas, zuerst im Wiki und das dann mit dem aus meiner Standardliteraturgeschichte, die ich seinerzeit als Buchhandelslehrling in- und auswendig kennen musste, verglich, konnte ich diese verlogene und verschwiemelte Biografie und die ebensolche Literaturrezension von Colettes Büchern von damals erkennen. Hätte damals etwas Genaueres in der Literaturgeschichte gestanden, ich hätte es noch genauer wissen wollen, so war und so bin ich immer noch. Dabei fiel mir meine Freundin ein, zuerst, wie sie mich zum Lesen der Bücher von Colette brachte und dann erinnerte ich mich an vieles andere, was wir alles unternommen haben. Sie wirkte auf die Jungmannen von damals sehr anziehend, was sie indessen kalt lies, verständlicherweise. Ich erinnerte mich an die Resignation bevor sie aus meinem Lebenskreis völlig verschwand. Was ich auch nicht begriff, es schien mir so verlockend: Paris, studieren, die weite Welt. Und ich blieb da in diesem Kaff in der düsteren staubigen Buchhandlung.
Es geht aber hier um das Parfüm "Gigi". Der Duft über und für eine sehr junge naive unwissende Frau, beispielsweise wie ich es damals war? Ich nehme "Gigi" als einen erwachsener Duft wahr.
"Gigi" hätte ich mit Sicherheit damals auch nicht verstanden und ihn abgelehnt, wenn es so etwas überhaupt gegeben hätte in unserer piefigen Welt.
Jetzt ist "Gigi" für mich ein sich zum Gefälligen entwickelnder femininer Blütenduft.
Die Ouvertüre spielt ein für mich penetrant riechender Jasmin. Dieser hält eine gute Weile durch. Mittlerweile habe ich meine Recherchen beendet. Der Duft lässt eine Tuberose der schönen Art für mich frei. Die Tuberose eliminiert den Jasmin weitgehend, ich rieche ein wenig Immortelle. Nun wurde es Zeit doch mal hier auf die gelisteten Ingredienzen zu schauen. Ich habe fast Recht. Auch Orangenblüte kann sehr bedrängend riechen. Jetzt nach fast 3 Stunden kann ich einen leichten grünen Hauch wahrnehmen und auch etwas Zitrisches hat sich entwickelt. Insgesamt beurteile ich "Gigi" als einen lieblichen, zarten Blütenduft mit leichten fruchtigen Anklängen. Die Sillage ist nicht übermäßig, die Haltbarkeit kann ich jetzt schon als gut einordnen, denn der Duft hat einen Entwicklungsverlauf und bleibt dennoch immer zart-intensiv. Es ist weißer Moschus gelistet und Sandelholz. Weißer Moschus ist für mich süß, ich kann ihn nicht einzeln wahrnehmen, er ist vermutlich als Verstärkung und Fixativ mit den Blütendüfte vermischt. Von Sandelholz kann ich nichts wahrnehmen, was mir in "Gigi" nicht fehlt.
Für alle die Jasmin lieben und Blütendüfte ganz allgemein, ist dies ein gut gemachter subtiler Duft mit einem durchaus eigenen Charakter.
Mir hat "Gigi" eine Erinnerung an etwas sehr Fernes und Verdrängtes geschenkt, wenn auch nicht durch seinen Duft selber so doch durch die Beschäftigung mit der Schriftstellerin Colette. Dennoch: besitzen möchte ich den Duft nicht.
Es ist schon seltsam, dass ausgerechnet diese heterosexuelle Kurzgeschichte der Schriftstellerin Colette so bekannt geworden ist und das hauptsächlich in den USA.
Die Colette war eine begabte, geachtete und geehrte Schriftstellerin des frühen 20. Jahrhunderts. Ich habe ihre Bücher gelesen als ziemlich junges Ding, es war gerade "in" sie zu lesen in meinem Freundinnenkreis. Vor allem eine Freundin, die ich sehr bewunderte, hat mir die Bücher sehr "ans Herz gelegt". Aber ich fand sie langweilig und wenig ist bei mir davon hängen geblieben. Das war mir alles zu umständlich und ich verstand nicht, worum es da wirklich ging.
Es handelt sich bei Colette, wie bisher in allen Düften aus der Parfümserie "Jardins d' Écrivains", die ich bisher getestet habe, um Schriftsteller und Schriftstellerinnen, deren Liebesleben und deren sexuelle Dispositionen jeweils nicht den Normen der bürgerlichen Gesellschaft entsprach bzw. noch immer nicht entsprechen.
Die Colette war mehrmals verheiratet, aber sie hatte auch eine lebenslange Freundin, die nach ihrer 1. Ehe ihre Geliebte war.
Auch war sie eine Weile im Variéte Moulin Rouge und spielte u. A. zusammen mit einer anderen Frau die Pantomime: "Rêve d' Égypte" auf bei der sich die Frauen leidenschaftlich küssten. Es gab einen Tumult, die Polizei musste kommen, das Stück wurde abgesetzt und verboten.
Wie ich heute weiß, habe ich die vielen Anspielungen Colettes auf die Homosexualität, diesfalls unter Frauen gar nicht verstanden. Was wußten ich vor 50 Jahren schon davon? Nichts! Aber meine bewunderte Freundin wußte sehr viel darüber. Was ich auch nicht kapierte. Sie war schon so wissend und erwachsen, reif, so schien es mir. Ich wußte nur vage, dass sie und ihre Schwester von ihrem Vater missbraucht und mißhandelt wurden. Aber das durfte man keinesfalls jemandem erzählen, man wäre für so viel unanständige und verdorbene Fantasie grausam bestraft worden. Da hielten die Erwachsenen zusammen und wenn doch was war, dann war das schmutzige Kind/Jugendliche Schuld daran und es wurde entsprechend reagiert. Wir unter uns jedenfalls wußten was Sache war und haben nichts verraten. Und viel später habe ich begriffen, was meine Freundin mir im Besonderen mit den Büchern von Colette sagen wollte.
Sie ist nach dem Abitur für immer weg, angeblich nach Paris, aber wer weiß? Seufz! Ich hatte sie bis vorhin ganz und gar vergessen.
Was wohl aus dieser indirekten Werbung meiner Freundin entstanden wäre, wenn ich nicht wie Gigi so eine Gans gewesen wäre?
Nämlich, als ich mir nochmal die Biografie der Colette durchlas, zuerst im Wiki und das dann mit dem aus meiner Standardliteraturgeschichte, die ich seinerzeit als Buchhandelslehrling in- und auswendig kennen musste, verglich, konnte ich diese verlogene und verschwiemelte Biografie und die ebensolche Literaturrezension von Colettes Büchern von damals erkennen. Hätte damals etwas Genaueres in der Literaturgeschichte gestanden, ich hätte es noch genauer wissen wollen, so war und so bin ich immer noch. Dabei fiel mir meine Freundin ein, zuerst, wie sie mich zum Lesen der Bücher von Colette brachte und dann erinnerte ich mich an vieles andere, was wir alles unternommen haben. Sie wirkte auf die Jungmannen von damals sehr anziehend, was sie indessen kalt lies, verständlicherweise. Ich erinnerte mich an die Resignation bevor sie aus meinem Lebenskreis völlig verschwand. Was ich auch nicht begriff, es schien mir so verlockend: Paris, studieren, die weite Welt. Und ich blieb da in diesem Kaff in der düsteren staubigen Buchhandlung.
Es geht aber hier um das Parfüm "Gigi". Der Duft über und für eine sehr junge naive unwissende Frau, beispielsweise wie ich es damals war? Ich nehme "Gigi" als einen erwachsener Duft wahr.
"Gigi" hätte ich mit Sicherheit damals auch nicht verstanden und ihn abgelehnt, wenn es so etwas überhaupt gegeben hätte in unserer piefigen Welt.
Jetzt ist "Gigi" für mich ein sich zum Gefälligen entwickelnder femininer Blütenduft.
Die Ouvertüre spielt ein für mich penetrant riechender Jasmin. Dieser hält eine gute Weile durch. Mittlerweile habe ich meine Recherchen beendet. Der Duft lässt eine Tuberose der schönen Art für mich frei. Die Tuberose eliminiert den Jasmin weitgehend, ich rieche ein wenig Immortelle. Nun wurde es Zeit doch mal hier auf die gelisteten Ingredienzen zu schauen. Ich habe fast Recht. Auch Orangenblüte kann sehr bedrängend riechen. Jetzt nach fast 3 Stunden kann ich einen leichten grünen Hauch wahrnehmen und auch etwas Zitrisches hat sich entwickelt. Insgesamt beurteile ich "Gigi" als einen lieblichen, zarten Blütenduft mit leichten fruchtigen Anklängen. Die Sillage ist nicht übermäßig, die Haltbarkeit kann ich jetzt schon als gut einordnen, denn der Duft hat einen Entwicklungsverlauf und bleibt dennoch immer zart-intensiv. Es ist weißer Moschus gelistet und Sandelholz. Weißer Moschus ist für mich süß, ich kann ihn nicht einzeln wahrnehmen, er ist vermutlich als Verstärkung und Fixativ mit den Blütendüfte vermischt. Von Sandelholz kann ich nichts wahrnehmen, was mir in "Gigi" nicht fehlt.
Für alle die Jasmin lieben und Blütendüfte ganz allgemein, ist dies ein gut gemachter subtiler Duft mit einem durchaus eigenen Charakter.
Mir hat "Gigi" eine Erinnerung an etwas sehr Fernes und Verdrängtes geschenkt, wenn auch nicht durch seinen Duft selber so doch durch die Beschäftigung mit der Schriftstellerin Colette. Dennoch: besitzen möchte ich den Duft nicht.
5 Antworten
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