23.05.2019 - 11:14 Uhr
Palonera
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Palonera
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32
nicht für den Rest des Lebens
Es war ein naßkalter, trüber Novembertag, an dem ich ihm zum ersten Mal begegnete.
Ich hatte Schutz gesucht vor dem peitschenden Regen, dem schneidenden Wind, der mein Haar wie das Herbstlaub umherwirbelte und sich im Windfang der Haltestelle fing.
Der Bus hatte Verspätung, wieder einmal – mir war kalt und der Laden hinter mir ein Zufluchtsort in Hell und Warm und Duft.
Dort stand er, der Torso, ganz oben im Regal.
Ein feuchter Traum aus satiniertem Glas mit Wespentaille, die Büste in DD.
Ich trug Jeans und einen Parka, mit 25 Jahren gerade mal Cup B.
Zehn Minuten später kam mein Bus, ich stürzte aus dem Laden mit dem Torso im Gepäck, gehüllt in sanftes Weich und Warm, Spätsommerlicht auf Aprikosenhaut.
Ab diesem Zeitpunkt traf ich ihn immer wieder.
Er fuhr Bus und Bahn und manchmal auch Motorrad, er ging mit jeder, die er trug, durch dick und dünn.
Er flutete die Disco, die Kneipe gegenüber, den Supermarkt und selbst das Krankenhaus.
Er war allgegenwärtig und mir irgendwann zuviel - die Süße eines Hubba Bubba wollte ich schon nicht mehr schmecken, erst recht nicht (danach) riechen, so reichte ich die Scheidung ein und ging ihm aus dem Weg.
So gut es ging.
Sechsundzwanzig Jahre später trafen wir uns erneut.
Ich trug noch immer Jeans, noch immer Parka, zumindest wenn es kalt war, dann und wann.
Der Torso trug ein X anstelle des Korsetts, die Büste schien mir nicht mehr ganz so groß.
"Wie ist es Dir ergangen? Komm, erzähl."
Ruhiger war er geworden, leichter, feiner.
Ein bißchen grüner zur Begrüßung, die Helligkeit gedimmt.
Noch immer der Charakter seiner Jugend, noch immer süß, noch immer Kaugummi – doch mehr Orangen als ihre Blüte heute, ein bißchen Säure, ein Brizzeln hier und da.
Entspannte Freundlichkeit, charmantes Augenzwinkern, kein Push Up mehr, kein aufgetürmtes Haar.
Erkennbar "Classique", ein wenig auch "Ma Dame", nicht mehr ganz jung, doch zu erwachsen nicht.
Ein später Frühling, ein früher Sommermorgen, an dem die Sonne schon bald den Garten wärmt.
Dicht meiner Haut flutet er keine Räume, nicht mal das Auto, niemand ergreift die Flucht.
Ein Duft für graue wie sonnenleichte Tage, für nackte Arme wie für bepelzten Muff.
Nicht für den Rest des Lebens – meines Lebens -, doch von der Bettkante schubs' ich ihn sicher nicht...
Ich hatte Schutz gesucht vor dem peitschenden Regen, dem schneidenden Wind, der mein Haar wie das Herbstlaub umherwirbelte und sich im Windfang der Haltestelle fing.
Der Bus hatte Verspätung, wieder einmal – mir war kalt und der Laden hinter mir ein Zufluchtsort in Hell und Warm und Duft.
Dort stand er, der Torso, ganz oben im Regal.
Ein feuchter Traum aus satiniertem Glas mit Wespentaille, die Büste in DD.
Ich trug Jeans und einen Parka, mit 25 Jahren gerade mal Cup B.
Zehn Minuten später kam mein Bus, ich stürzte aus dem Laden mit dem Torso im Gepäck, gehüllt in sanftes Weich und Warm, Spätsommerlicht auf Aprikosenhaut.
Ab diesem Zeitpunkt traf ich ihn immer wieder.
Er fuhr Bus und Bahn und manchmal auch Motorrad, er ging mit jeder, die er trug, durch dick und dünn.
Er flutete die Disco, die Kneipe gegenüber, den Supermarkt und selbst das Krankenhaus.
Er war allgegenwärtig und mir irgendwann zuviel - die Süße eines Hubba Bubba wollte ich schon nicht mehr schmecken, erst recht nicht (danach) riechen, so reichte ich die Scheidung ein und ging ihm aus dem Weg.
So gut es ging.
Sechsundzwanzig Jahre später trafen wir uns erneut.
Ich trug noch immer Jeans, noch immer Parka, zumindest wenn es kalt war, dann und wann.
Der Torso trug ein X anstelle des Korsetts, die Büste schien mir nicht mehr ganz so groß.
"Wie ist es Dir ergangen? Komm, erzähl."
Ruhiger war er geworden, leichter, feiner.
Ein bißchen grüner zur Begrüßung, die Helligkeit gedimmt.
Noch immer der Charakter seiner Jugend, noch immer süß, noch immer Kaugummi – doch mehr Orangen als ihre Blüte heute, ein bißchen Säure, ein Brizzeln hier und da.
Entspannte Freundlichkeit, charmantes Augenzwinkern, kein Push Up mehr, kein aufgetürmtes Haar.
Erkennbar "Classique", ein wenig auch "Ma Dame", nicht mehr ganz jung, doch zu erwachsen nicht.
Ein später Frühling, ein früher Sommermorgen, an dem die Sonne schon bald den Garten wärmt.
Dicht meiner Haut flutet er keine Räume, nicht mal das Auto, niemand ergreift die Flucht.
Ein Duft für graue wie sonnenleichte Tage, für nackte Arme wie für bepelzten Muff.
Nicht für den Rest des Lebens – meines Lebens -, doch von der Bettkante schubs' ich ihn sicher nicht...
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