04.10.2019 - 11:15 Uhr
Palonera
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Palonera
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40
kein halber Hahn
"Kann ich den haben?" hatte er gefragt, der Mann an meiner Seite.
"Kann ich den haben, wenn Du mit Testen fertig bist?"
Hoffnungsvoll klang das, nach Habenwill klang das – ich mußte nachfragen, um sicher zu gehen, ihn richtig verstanden zu haben.
"Doch, doch, der ist toll!" sagte der Mann, der sich selten begeistert für die Düfte, die ich teste, die ich trage – "Ferragamo pour Homme" hatte es ihm angetan vor vielen Jahren, irgendwann gefolgt von "Tuscan Leather", "Fields of Rubus" - sehr viel mehr gibt meine Erinnerung nicht her.
Und nun das.
"Kokorico", den Hahn, den wollte er haben.
Ausgerechnet den.
Dabei ist es nicht so, daß ich ihn nicht verstünde.
Keineswegs.
Der Duft mit dem albernen Namen ist schön.
Wirklich schön.
Dann, wenn man Düfte dieser Machart mag.
"Kokorico" ist ein warmer, weicher, dunkler, samtiger, dabei durch und durch maskuliner Duft, den frau trotzdem und ohne Bedenken tragen kann.
Wenn sie ein wenig achtgibt bei der Dosis – weniger ist hier entschieden mehr.
Das mußte ich erkennen am allerersten Tag, als der Schwall aus dem Apo-Tropfer doch zu groß war.
Da wurde er laut, der Hahn, sehr laut – zuviel Ambroxan, zuviel Testosteron stiegen auf von der sonnenwarmen Septemberhaut, vernebelten meine Sinne und drückten etwas heftig auf den Bauch.
Das war mir eine Lehre, die folgenden Tage ging es behutsamer ans Werk.
Was immer uns die Pyramide auch erzählen mag: Vollständig ist sie nicht.
Ambroxan wird unterschlagen, da bin ich ziemlich sicher, und vermutlich auch laborielles Oud.
Anders kann ich mir die warme Würze, das dunkeldichte Tief, das zarte Kratzen nicht erklären, das "Kokorico" auf meiner Frauenhaut verströmt nach einem kaum zwei Wimpernschläge langen Auftakt aus wässrig-hellem Grün, latenter Frucht.
Das kann Feigenblatt sein, keine Frage, aber auch das Blatt an beinah' jedem Baum, der Früchte trägt im Süden wie im Westen.
Sie ist so schnell dahin, die Frische, daß ihre Funktion, ihr Sinn und Zweck sich nicht erschließt – vielleicht ist es der junge Morgen, der anbricht vor dem ersten Hahnenschrei, mag sein.
Nach diesem kurzen Hauch von Frische wird es auch schon (wieder) dunkel – Harze und geweihter Rauch verbinden sich mit Bleistiftzeder und einem feinen Süß, das eher schokoladigem als gruftigem Patchouli zu entstammen scheint.
Kakao als solchen kann ich nicht erkennen, nicht den bitter-öligen, den meine Nase kennt.
Dafür – ich schrieb es schon - viel Ambroxan, viel Holz, viel Oud.
Ein bißchen Salbei vielleicht auch.
Nicht mehr.
Und ganz gewiß nicht weniger.
"Kokorico" erscheint mir als Vorreiter von Düften wie Sentifiques "Testostérone", Diors "Sauvage" und all den Kraftpaketen, deren Virilität oft ganze Busse, Bahnen, Supermärkte überspült.
Hier jedoch hat man sich zurückgenommen, geht noch nicht nach dem Motto "viel hilft viel", sofern der Sprühkopf mit Bedacht getätigt wird.
Ein Tropfen aus dem Apo reichte aus, mich einzuhüllen in eine transparente Aura, gut wahrnehmbar auch noch am nächsten Morgen, doch nicht erschlagend, nicht zu dicht.
Und ihn zu wecken, den Haben-will-Reflex beim Mann von nebenan, der groß ist, dunkel, maskulin.
Und ganz gewiß kein halber Hahn.
"Kann ich den haben, wenn Du mit Testen fertig bist?"
Hoffnungsvoll klang das, nach Habenwill klang das – ich mußte nachfragen, um sicher zu gehen, ihn richtig verstanden zu haben.
"Doch, doch, der ist toll!" sagte der Mann, der sich selten begeistert für die Düfte, die ich teste, die ich trage – "Ferragamo pour Homme" hatte es ihm angetan vor vielen Jahren, irgendwann gefolgt von "Tuscan Leather", "Fields of Rubus" - sehr viel mehr gibt meine Erinnerung nicht her.
Und nun das.
"Kokorico", den Hahn, den wollte er haben.
Ausgerechnet den.
Dabei ist es nicht so, daß ich ihn nicht verstünde.
Keineswegs.
Der Duft mit dem albernen Namen ist schön.
Wirklich schön.
Dann, wenn man Düfte dieser Machart mag.
"Kokorico" ist ein warmer, weicher, dunkler, samtiger, dabei durch und durch maskuliner Duft, den frau trotzdem und ohne Bedenken tragen kann.
Wenn sie ein wenig achtgibt bei der Dosis – weniger ist hier entschieden mehr.
Das mußte ich erkennen am allerersten Tag, als der Schwall aus dem Apo-Tropfer doch zu groß war.
Da wurde er laut, der Hahn, sehr laut – zuviel Ambroxan, zuviel Testosteron stiegen auf von der sonnenwarmen Septemberhaut, vernebelten meine Sinne und drückten etwas heftig auf den Bauch.
Das war mir eine Lehre, die folgenden Tage ging es behutsamer ans Werk.
Was immer uns die Pyramide auch erzählen mag: Vollständig ist sie nicht.
Ambroxan wird unterschlagen, da bin ich ziemlich sicher, und vermutlich auch laborielles Oud.
Anders kann ich mir die warme Würze, das dunkeldichte Tief, das zarte Kratzen nicht erklären, das "Kokorico" auf meiner Frauenhaut verströmt nach einem kaum zwei Wimpernschläge langen Auftakt aus wässrig-hellem Grün, latenter Frucht.
Das kann Feigenblatt sein, keine Frage, aber auch das Blatt an beinah' jedem Baum, der Früchte trägt im Süden wie im Westen.
Sie ist so schnell dahin, die Frische, daß ihre Funktion, ihr Sinn und Zweck sich nicht erschließt – vielleicht ist es der junge Morgen, der anbricht vor dem ersten Hahnenschrei, mag sein.
Nach diesem kurzen Hauch von Frische wird es auch schon (wieder) dunkel – Harze und geweihter Rauch verbinden sich mit Bleistiftzeder und einem feinen Süß, das eher schokoladigem als gruftigem Patchouli zu entstammen scheint.
Kakao als solchen kann ich nicht erkennen, nicht den bitter-öligen, den meine Nase kennt.
Dafür – ich schrieb es schon - viel Ambroxan, viel Holz, viel Oud.
Ein bißchen Salbei vielleicht auch.
Nicht mehr.
Und ganz gewiß nicht weniger.
"Kokorico" erscheint mir als Vorreiter von Düften wie Sentifiques "Testostérone", Diors "Sauvage" und all den Kraftpaketen, deren Virilität oft ganze Busse, Bahnen, Supermärkte überspült.
Hier jedoch hat man sich zurückgenommen, geht noch nicht nach dem Motto "viel hilft viel", sofern der Sprühkopf mit Bedacht getätigt wird.
Ein Tropfen aus dem Apo reichte aus, mich einzuhüllen in eine transparente Aura, gut wahrnehmbar auch noch am nächsten Morgen, doch nicht erschlagend, nicht zu dicht.
Und ihn zu wecken, den Haben-will-Reflex beim Mann von nebenan, der groß ist, dunkel, maskulin.
Und ganz gewiß kein halber Hahn.
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