Scandal by Night 2018

Lilibeth
04.09.2018 - 12:26 Uhr
14
Top Rezension
4
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
1.5
Duft

Persiko, Apfelkorn – and then: scandal by night.

Mann und Frau Parfumista mag sich fragen, was haben denn diese furchtbaren, alle Geschmacksnerven beleidigenden Alkoholika und ein Parfum gemeinsam, dass sie in einem Titel nebeneinanderstehen?

Die Antwort liegt in meiner individuellen Reaktion: Von allen drei sinnenbetäubenden Zumutungen wird mir schlecht.

So ––– wem dieses – zugegeben zugespitzte – Resumé genügt, darf hier aufhören zu lesen und sich mit einem "oh, wie schade" oder auch "wusste ich es doch" zurückziehen und sich liebgewordenen Düften oder positiven Überraschungen olfaktorischer Art zuwenden.

Für diejenigen, die zögern, hier noch mein Erleben diese neuen (wirklich?) Duftes von JPG mit mehr Details:

Ich war unvorsichtig genug, an einem Samstag-Abend meine Probe zu öffnen und zügig auf mein Handgelenk aufzutragen.
Stand der Waage zu diesem Zeitpunkt: xxx Kilogramm.

Sogleich eroberten süße Duftnoten meine Nase und für Zehntelsekunden war der vorherrschende Dufteindruck: Blumig-Süß. So weit – so erwartbar.

Doch statt zu einem zarten Blütentraum addierten sich die offensichtlich aggressiv aufgelegten Duftmoleküle zu einem pappigen, honiggeprägten Duftteppich, na, sagen wir -belag, der neben einer ungeheuren Intensität von großer Penetranz nichts weiter zu bieten hatte: Wie bereits bei Scandal sucht man Tuberose und Patchouli vergebens, jedenfalls Noten, die diese Namen verdienen.

Aber ich wollte abwarten wie sich der Duft entwickeln würde. Möglicherweise muss man ihm nur eine Chance geben, etwas Zeit zugestehen, sich mit der Haut zu verbinden und seinen wahren Charakter zu entfalten? Leider offenbarte SBN eher einen Warencharakter: Alle Karten bereits ausgespielt, selbst Bubblegum riecht differenzierter. Von Minute zu Minute verstärkte sich bei mir das Gefühl, deutlich zu viele Honigbrötchen gegessen zu haben, viele, viele, viele schwere Honigbrötchen mit dem billigen Industriezuckerhoniggedöns.
Ein Blick auf die Waage bestätigte: xxx Kilo plus 3! Innerhalb von nur 10 Minuten! Ich musste handeln!

Also zum Waschbecken und dort sollten Wasser und feine Olivenseife dem süßen Overkill ein Ende bereiten, das bereits mein Hirn zu verkleben drohte: Alles erschien mir mit honigfarbenem Gelb unterlegt. Weia.

Zurück am Arbeitsplatz öffnete ich die Fenster und ließ in die Nacht hinausziehen, was vom skandalös übersteuerten Mono-Duft noch an den wertvollen Sauerstoffelementen hing. Nun sollte die Belästigung ein Ende haben, dachte ich, und setzte mich. Statt dessen waberte erneut eine süßliche Wolke durch den Raum und griff nach mir. Ein Schnuppertest am Handgelenk bestätigte:
Zumindest die Haltbarkeit ist (leider) überdurchschnittlich gut.
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