24.10.2019 - 08:07 Uhr
Floyd
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Floyd
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Wo die saftigen Harze wohnen
An dem Abend, als Max seinen Ambra trug und nur Unfug im Kopf hatte, schimpfte seine Mutter ihn: "Wilder Kerl!" "Ich fress Dich auf!" sagte Max und da musste er ohne Essen ins Bett. Genau in der Nacht wuchs ein Wald in seinem Zimmer. Der wuchs und wuchs und wuchs, bis die Decke voll fruchtiger, reifer und süßer Zitrusfrüchte hing und die Wände so weit wie die ganze Welt wurden. Leicht rauchig roch der Nebel, die Erde duftete süßlich saftig und in der Ferne mochten vielleicht ein paar Rosen wachsen.
Und schon nach kurzer Zeit war da ein Meer aus balsamischen Harzen, die bernsteinfarben schillerten und deren vanillig-zimtiger Duft sich in die saftige zitrusfruchtige Erdigkeit mischte unter den rauchigen Nebelschwaden, aus welchen plötzlich ein Schiff auftauchte, nur für Max. Und er segelte davon, Tag und Nacht und viele Stunden lang, bis zu dem Ort, wo die wilden Kerle wohnen. Und als er dort ankam, brüllten sie ihr fürchterliches Brüllen, fletschten ihre fürchterlichen Zähne und rollten ihre fürchterlichen Augen und zeigten ihre fürchterlichen Krallen. Bis Max sagte "Seid still!" und sie zähmte mit seinem Zauberduft, der in ihre gelben Nasen zog. Da wurden sie ganz betört und machten Max zu ihrem König. "Und jetzt" rieft Max "gehen wir alle baden in dem vanillig-fruchtigen, harzig-rauchigen Moschusmeer!"
"Schluss jetzt!" rief Max viele Stunden später und schickte die wilden Kerle ohne Essen ins Bett. Und Max wollte nur noch dort sein, wo ihn jemand am allerliebsten hatte. Da roch es auf einmal um ihn herum nach gutem Essen und das kam von weit her quer durch die Welt. Da wollte er nicht mehr König sein, aber die wilden Kerle schrien: "Geh bitte nicht fort! Wir fressen Dich auf! Wir haben Dich so gern!" Und Max sagte: "Nein!" Die wilden Kerle brüllten ihr fürchterliches Brüllen, fletschten ihre fürchterlichen Zähne und rollten ihre fürchterlichen Augen und zeigten ihre fürchterlichen Krallen. Aber Max stieg in sein Schiff und winkte zum Abschied. Und er segelte zurück, fast die ganze Nacht, und viele Stunden lang und noch eine Minute, bis in sein Zimmer, wo es Nacht war und ein süßer Vanillebrei auf ihn wartete. Und er war noch warm.
(Frei nach Maurice Sendak)
Und schon nach kurzer Zeit war da ein Meer aus balsamischen Harzen, die bernsteinfarben schillerten und deren vanillig-zimtiger Duft sich in die saftige zitrusfruchtige Erdigkeit mischte unter den rauchigen Nebelschwaden, aus welchen plötzlich ein Schiff auftauchte, nur für Max. Und er segelte davon, Tag und Nacht und viele Stunden lang, bis zu dem Ort, wo die wilden Kerle wohnen. Und als er dort ankam, brüllten sie ihr fürchterliches Brüllen, fletschten ihre fürchterlichen Zähne und rollten ihre fürchterlichen Augen und zeigten ihre fürchterlichen Krallen. Bis Max sagte "Seid still!" und sie zähmte mit seinem Zauberduft, der in ihre gelben Nasen zog. Da wurden sie ganz betört und machten Max zu ihrem König. "Und jetzt" rieft Max "gehen wir alle baden in dem vanillig-fruchtigen, harzig-rauchigen Moschusmeer!"
"Schluss jetzt!" rief Max viele Stunden später und schickte die wilden Kerle ohne Essen ins Bett. Und Max wollte nur noch dort sein, wo ihn jemand am allerliebsten hatte. Da roch es auf einmal um ihn herum nach gutem Essen und das kam von weit her quer durch die Welt. Da wollte er nicht mehr König sein, aber die wilden Kerle schrien: "Geh bitte nicht fort! Wir fressen Dich auf! Wir haben Dich so gern!" Und Max sagte: "Nein!" Die wilden Kerle brüllten ihr fürchterliches Brüllen, fletschten ihre fürchterlichen Zähne und rollten ihre fürchterlichen Augen und zeigten ihre fürchterlichen Krallen. Aber Max stieg in sein Schiff und winkte zum Abschied. Und er segelte zurück, fast die ganze Nacht, und viele Stunden lang und noch eine Minute, bis in sein Zimmer, wo es Nacht war und ein süßer Vanillebrei auf ihn wartete. Und er war noch warm.
(Frei nach Maurice Sendak)
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