Seerose
22.12.2020 - 09:34 Uhr
8
Preis
6
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft

Ein orientalischer Gourmand

Auf der Verpackung des Original Probensprayers steht: Extrait de Parfum. Ich war neugierig und gespannt auf das Testen der Probe, die ich mit einer Parfümlieferung von NEOS, Caserta CE Italien erhielt.
Aus den Beschreibungen konnte ich entnehmen, dass die Parfümeurin? sowohl die Marke Jovoy als auch Jéroboam gegründet hat.
Mit Gozo ist die maltesische Insel Gozo gemeint. Der Duft "Gozo", so entnahm ich der Beschreibung, soll den Charakter der Insel widerspiegeln.
Eine Insel im Mittelmeer mit mediterranem Klima und Flair. Auf der von den Phöniziern angefangen mit der Zeit Römer, Araber, Sizilianer, Briten, Franzosen gelebt haben und in deren Kultur und Nachkommen gewiß von allem noch etwas enthalten ist. Es sind also die konträren Kulturen, Menschen, Sprachen von Afrika und Europa auf der Insel vereint. Dazu die sonnige mediterrane Insel mit ihren Aromen, Düften, graziös und dennoch opulent.
Ich habe die Inspiration, die Herkunft des Namens, die vollmundige Beschreibung, die sich in dem Duft ausdrücken, kurz gehalten. Ich habe das erst gelesen, nachdem ich "Gozo" getestet hatte und noch im Test habe.
Nachträglich konnte ich daher das Preis-Leistungs-Verhältnis hochsetzen, wenn es denn ein echtes Extrait de Parfüm ist. Es gibt bei NEOS nur 30 ml-Flakons. Und bei der Wucht und Haltbarkeit des Dufts hat man voraussichtlich lange davon.
Ich kann leider nicht sagen, dass ich begeistert von "Gozo" bin. Es ist auch m. E. kein innovativer Duft.
Ich hatte sofort den Eindruck, dass es sich bei "Gozo" um einen Duft ähnlich wie Extreme Nr. 1 von ALzD handelt. Es fehlt allerdings der Tabakgeruch (mir fehlt er nicht). Gozo ist zwar opulent aber nicht von zu vielen Duftnoten überladen.
Die Kopfnote finde ich äußerst stark und bedrängend. Gozo startet mit einer extrem süßen kandierten Orangenote, fruchtig, metallisch, was ich diesfalls dem Safran zuordne. Safran mag ich weder in Düften noch in Speisen. Ich toleriere den mir eigenartigen Duft von Safran allenfalls.
Meinen Mann gefragt fand er "Gozo" sehr schön, ihm gefiel der Mix. Und bei dem Urteil riet er auch nicht aufs Geratewohl die Parfümnoten, die er sonst oft nennt, wenn er mit einem Duft nichts anfangen kann und nicht weiß, wonach er für ihn riecht:
Also nannte er nicht wie so oft weiße Blüten wie Maiglöckchen oder Jasmin. Zudem meinte er auch nicht, wie in solchen Fällen: "Das ist aber ein sehr starker Duft!"
Nein, ganz entzückt sagte er: "Was für ein schöner Duft, ich rieche süße aromatisch-reife Orangen und noch etwas, es fällt mir nicht ein, was das ist, ach ja, irgendwie nach Mandeln" Metallisches roch er nicht.
Das wäre die Kopfnote.
Nach nicht zu langer Zeit wird "Gozo" ruhiger, die Süße nimmt sich zurück, "Gozo" bleibt sanft-fruchtig, hell. Eine orientalische fruchtige Süßigkeit aus Datteln, getrockneten Feigen, kandierten Zitrusfrüchten, Aprikosen - so ungefähr. Die Sillage wird mittelstark. Es erscheint eine deutliche bittere Mandelnote. Es könnte auch Tonka sein.
Jetzt gefällt mir "Gozo" schon besser. Schon weil ich den Duft bitterer Mandeln besonders gerne rieche.
Und weil "Gozo" nicht mehr so extrem bedrängend ist . Oder "opulent" wie in der Beschreibung von "NEOS" eine Eigenschaft der Insel "Gozo" bezeichnet wird. Orientalisch, trifft auf den Duft "Gozo" voll und ganz zu.
Das Beste an "Gozo" ist für mich die Basis.
"Gozo" wird tatsächlich graziler, auch wenn alle zuvor genannten Duftnoten noch wahrzunehmen sind. Ich nehme zudem balsamisch-harzige Noten und eine schöne Holznote wahr. Zuweilen meine ich auch leise Anklänge an schönen Weihrauch wahrzunehmen.
In der Basis hat sich "Gozo" von "Extreme Nr. 1" nicht nur entfernt sondern ganz gelöst.
"Gozo" ist eindeutig ein Gourmand.
Auch wenn in der Pyramide "Ambroxan" gelistet ist, das ich sonst immer wahrnehme und überhaupt nicht ausstehen kann, so rieche und roch ich es zu keinem Zeitpunkt während der Tests. Und auch nicht nach dem Vergehen des Dufts, was sonst bei mir mit Ambroxan als fader Nachklang nachhängen kann.
Blüten und Vanille nehmen ich ebenfalls nicht wahr.
Die Sillage ist nach dem grellen Start mittelstark. Die Haltbarkeit ist nicht übertrieben lang.
Es ist nicht meine Parfümrichtung, dennoch kann ich sagen, dass es ein gut gemachter durchaus edler und raffiniert komponierter Gourmand ist.
Wie ich sehe, gibt es hier einige User*innen, die den Duft auf der Wunsch- und Merkliste haben.
Wenn man einen guten Gourmand möchte, ist "Gozo" unbedingt eine Option.
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