Fittleworth
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Ein Gentleman in Italien
John Sterling kommt in edler Aufmachung daher.
Ganz so, wie es sich für einen Gentleman auf Reisen geziemt.
Ein schlichter blauer Flakon, den ein silbergefaßtes, ledernes Wappen ziert, verpackt in einem nachtblauen Karton mit silberner Aufschrift ... und für alle, die es besonders edel mögen, wurde der Flakon auch schon mal von einem braunen, kunstledernen Etui umhüllt.
Solcherart läßt er sich hervorragend transportieren und ist auf Reisen schnell zur Hand.
Eine frische, etwas scharfe Zitrusnote eröffnet diesen Duft, vom ersten Moment an sekundiert durch einen allmählich stärker werdenden Lederakkord, der sich nach kurzer Zeit recht dominant bemerkbar macht.
Flankiert wird dieser Akkord, bei dem ich unwillkürlich an große, aus feinstem Leder handgefertigte Reisetaschen denken muß, von einer vielschichtigen, tiefgründigen Holznote, die sich rasch grün einfärbt.
Ein leichter, etwas seifiger Unterton fügt das Bild eines Barbershops hinzu, angenehm zurückhaltend und abgerundet durch einen schwachen, süßen, sehr diskreten Hauch von Vanille.
Die Sillage ist gut, er hält auf meiner Haut mindestens 8 Stunden.
Nein, John Sterling ist kein großer Duft.
Er hat zwar einen deutlichen Wiedererkennungseffekt, kann sich meiner Meinung nach aber nicht mit den traditionellen englischen Düften messen, denen er ganz offenkundig nachempfunden wurde.
Er ist eine angenehme, obgleich ein wenig kuriose Mischung aus Trumpers "Eau de Quinine" und Taylors "Sandalwood Cologne", deren Noblesse er leider nie erreicht.
Ich würde ihn dennoch gern all jenen empfehlen, die sich für Barbershop-Düfte begeistern, wäre da nicht die seltsame Preisgestaltung - ich kann mich noch gut daran erinnern, daß die jetzt in Euro aufgerufenen Preise vor etlichen Jahren nicht einmal in D-Mark verlangt wurden.