Splash 2011

Apicius
02.02.2011 - 15:44 Uhr
17
Top Rezension
5
Haltbarkeit
7
Duft

Der erste Frühjahrsduft 2011!

Ja, das neue Joop! Splash ist durchaus ein paar Zeilen wert!

Aha, es gibt Kasuar-Frucht in Meerwasser eingelegt - was bitte soll das denn sein? Ich tippe auf eine reine Fantasienote. Immerhin keine Joop!-Erfindung, auch bei Ermengildo Zegngas „Z Fraicheur 2008“ kam sie schon vor. Was bei Splash im Kopf angeboten wird, ist zwar selten, aber nicht einmalig.

Neben eher wenig Zitruschfrische rieche ich vor allem eine hellgrün-bittere Note. Die ist dezent, das muss sie auch sein, denn sonst wäre sie scheußlich. Diese Note erinnert mich an die sehr exzentrischen Parfums Skarb von Humicki & Gräf, sowie dem Parfum Mark Birley. Tja, und das ist leider schwer zu beschreiben; ich empfehle vor allem einen Test von Skarb, um das kennen zu lernen. Irgendwo liegt diese Note für mich zwischen Sellerie, Möhrensamen, Absinth und einem hellen Wildlederduft. Und derartiges gibt es in Joop Splash recht verhalten irgendwo von Kopf bis Herz und prägt doch den ersten Eindruck.

Nähern wir uns dem von anderer Seite: Diese hellgrün-bittere Frische hat was Energetisierendes. So was von auf die Schulter tippen - hallo wach! Genauso wie eine ungewöhnliche Wortwahl oder nicht erwartete Satzstellung die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zieht, so stolpert man über diese komische Duftnote.

Nach ein paar Minuten breitet sich als Gegenspieler ein wenig orientalisches Volumen aus. Ok, denke ich, Frische auf Orient - das passt meistens wie Faust aufs Auge. Da aber beide Seiten dieses Gegensatzes einigermaßen dezent sind, wirkt es doch passend aufeinander abgestimmt. Der Bogen wird hier sehr stark gespannt, aber nicht überspannt!

So könnte es zu Ende gehen, wobei ich nach aller Erfahrung damit rechnete, dass orientalische Breite überhand nehmen und unattraktiv werden würde. Doch diese voraussehbare Entwicklung hat Louise Turner vermieden, und Splash hält für uns eine weiter Überraschung bereit: es tauchen holzige-puderige Noten auf, die dann den gesamten Drydown ausmachen. Das wiederum ist schön, auch vertraut, kann aber bereits als langweilig empfunden werden, da neuerdings viele Parfums diese Richtung einschlagen - von Bulgari Man über J‘S Exté Man bis Wonderwood.

Und Joop! zeigt uns mit Splash noch was: die neue puristisch-holzige Richtung scheint den Winter zu überdauern und wird offenbar auch in aktuellen Frühjahrs- und Sommerdüften eingesetzt! Sport-Düfte scheinen dagegen wohl „out“! Mir soll‘s recht sein.

Natürlich gibt’s auch was zu bemängeln. Die gesamte spannende Duftentwicklung findet in der ersten Stunde statt, danach ist nur noch Holz und etwas Meeresfrische - auch wenn man davon noch eine Weile hat. Ich hätte mir die einzelnen Phasen etwas länger gewünscht. Zudem ist der Duft recht uneinheitlich, einen durchgängigen Stil kann man nicht benennen. Eine ungewöhnliche, fast experimentelle erste Phase schlägt um in eine zwar schöne, aber mittlerweile doch schon vertraute Basis. Das passt nicht so ganz zusammen - hier könnten Kunden enttäuscht werden, die ihre Kaufentscheidung vorschnell treffen. Auch die Irritationen meiner Vorredner führe ich auf die fehlende klare Linie von Splash zurück.

Mein Fazit: Splash ist kein großer Duft und kein Must-Have, doch er hat überraschende und schöne Aspekte. Das kann man tragen. Ich denke, von der Marke Joop haben wir in den letzten Jahren Schlechteres bekommen.
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