Joop! Homme 2021 Eau de Parfum

Chevalier
04.09.2021 - 15:59 Uhr
29
Top Rezension
10
Preis
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Manchmal kann man die Vergangenheit mit den Sinnen festhalten: Die eine riecht nach wohltuender Erinnerung, die andere stinkt zum Himmel. Ernst R. Hauschka

1989 in der Agglomeration von Basel, nahe Liestal.
Mittagessen mit der Familie, mein Bruder war ein CK One Liebhaber, mein Stiefvater war ein Denim Liebhaber und meine Mutter war eine Shalimar Liebhaberin. Heute ist nur noch mein Bruder auf dem gleichen Planeten.
Es gehörte zum guten Ton vor dem Essen kein Parfum aufzutragen, meine Familie hatte so wie ich mich erinnere an einem normalen Arbeitstag überhaupt keinen Duft auf und plötzlich erschien ich und dominierte die Küche, das Essen und die Laune der anderen Teilnehmer.
Fantavier hatten Stress wegen dieser Die da, ich wegen dem da.

Das Feedback auf den pinken Joop, welcher damals noch wirklich von Wolfgang stammte, brachte eine gereizte und Joop-feindliche Stimmung in die Mittagspause.

Die Dorschfilets auf dem Esstisch, mussten sich von meinem Joop geschlagen geben, das Gemüse konnte man nicht mehr ohne den Geruch von Joop homme essen.
Es war der Aha-Moment, wie und wo man einen Duft einsetzen kann und wo nicht.
Jede andere Flasche nach Joop war ein Weichspüler im Bezug auf die Sillage oder Aufdringlichkeit dieses pinkigen Gebräus.

Danach waren gefühlte 30 Jahre Schluss mit Lustig, bis die Grundzüge von Joop homme in diesem Eau de Parfum wieder aufgenommen wurden.
Ähnlichkeiten zu den Mugler Düften vor allem dem Urmugleristen A-Men und dem la nuit de l homme l`intense sind gegeben, gewollt oder nicht, da dieser hier von Coty und nicht von Loréal stammt.
Die Rezeptur kann überzeugen, nicht jede Kopie oder jedes Remake muss schlecht sein.
Dieser moderne parfümige überzeugt dank der Bergamotte welche gegen den Zimt und den schwarzbraunen Strauch ankämpft und die ganze Geschichte spannend macht. Langeweile kommt hier nicht auf.
Ein Produkt welches im mainstreamigen 2021 so dominant auftritt, kann nur gelobt werden.
Man muss es nicht mögen, trotzdem hat er Wumms.
Die Tonkabohne mit dem Sandelholz machen diesen gut in die Zeit transformierter Homme zu einem fast schon Nischenduft mit einem unglaublichen Drogeriepreis.
Diese Kombination gehört in die hall of fame oder in irgend eine andere unwichtige Liste welche die vielen teuren, im Design extrem starken und zeitgemässen Rohrkrepierer in die Schranken weist. Warum braucht es Nischendüfte bei denen man sich bei zu starkem Auftragen blamiert mit der Einseitigkeit der Zutaten, wenn man es hier günstig machen kann?

Dieser Homme ist ein heller Lichtblick zu den anderen Neuerscheinungen welche auch ein altes Duftthema aufgreifen und trotzdem völlig missraten sind.
Beispiele wie ein le male parfum oder the most wanted sind ideale Zeitzeugen wie man es eben nicht anpacken sollte.
Darum kann man von diesem Ur-Ahne von Joop homme nur Respekt haben, wie gelungen und passend er geworden ist.
Als Signature-Duft nicht nur für die U-20 oder Twens geeignet, sondern für Personen welche diesen langlebigen Homme mit schönen Erinnerungen wieder aufleben lassen wollen oder können.
Joop hat hier endlich seinen richtigen Weg nach dem Joop homme absolute fortgesetzt und den Pfad der Bedeutungslosigkeit etwas verlassen.
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