06.05.2017 - 12:28 Uhr
Yatagan
404 Rezensionen
Yatagan
Kritik Top Rezension
47
Bittere Lektion
Unkommentierte Düfte No. 99
Jovoy macht es uns nicht leicht. Dieser neue Duft, der sicherlich von nicht wenigen mit Spannung erwartet worden sein dürfte, will es niemandem recht machen: kein Schmeicheln, kein Charme, keine Harmonie, wenig Neues.
Zunächst einmal ist ID ein Patchouli-Duft. Patchouli steht markant und deutlich im Mittelpunkt, und zwar von Anfang an, so dass der rote Faden ohne Wenn und Aber festliegt. In aller Regel versuchen Parfümeure die Holzigkeit resp. Erdigkeit von Patchouli durch warme, süße oder süß-würzige Töne abzumildern. Interessant sind auch neuere Varianten, die mit markanter Fruchtigkeit spielen, so z.B. Jourquins Cuir Mandarine, Tokyomilks Excess oder Micallefs Akowa. Gerade Letztgenannter bezieht seinen Reiz auch aus der Kombination mit Vetiver, die der dunklen Erdnähe von Patchouli eine grüne-erdige Komponente hinzufügt. Das macht den besonderen Charme dieses Duftes aus und verbindet Harmonie und Ambivalenz im Ausdruck. Ob man bei Incident Diplomatique einen ähnlichen Weg gehen wollte, dabei aber an der falschen Kreuzung abgebogen ist, lässt sich natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber fast drängt sich dieser Eindruck auf.
Auch Jovoy kombiniert Frucht (Mandarine) mit Patchouli (wie bei Jourquins Cuir Mandarine) und ergänzt Vetiver (wie bei Micallefs Akowa). Außerdem enthält auch dieser Duft würzige Akzente (wohl der Muskat), der natürlich per se eine eher herbe, bittere Würze einspielt.
Gerade die Frucht, die den Gesamteindruck mildern könnte, ist aber kaum wahrnehmbar, nicht einmal im Auftakt. Ich mag Mandarine trotz ihrer grünen Bitterkeit, aber hier ist kaum etwas davon zu spüren. Der Start wird also unmittelbar von Patchouli dominiert, das hier aber weder Hippie-Seligkeit noch pure warme und sanfte Erdtöne zeigt, sondern kühl, herb, hart-holzig auftritt. Die Kombination mit eher synthetisch anmutendem Vetiver (Vetiverylacetat) scheint mir deshalb nicht besonders geglückt. Statt einer modrig-grünen Erdnähe (wie in eher klassisch orientierten Vetiverdüften) entwickelt sich eine stählerne, metallische Kühle, die man zwar in vielen modernen Vetiverdüften (allen voran Encre Noire, Sycomore und ihre zahlreichen Ableger) schätzt, die aber mit der herben Aura von Patchouli eher schlecht vereinbar ist und unnahbar bedrängend herb-bitter erscheint.
Ein weiteres Manko ist die geringe Entwicklungsvarianz von ID. Der Duft bleibt so, wie er zu Anfang erschien: herb, bitter, metallisch, gleichwohl erdig, holzig, etwas spröde, in jedem Fall eher maskulin.
Dennoch ist der Duft nicht schlecht, vermag zu faszinieren und birgt in seiner Ambivalenz Spannung, die nicht nur schwierig, sondern eben auch spannend ist. Ein Test sei in jedem Fall empfohlen!
Jovoy macht es uns nicht leicht. Dieser neue Duft, der sicherlich von nicht wenigen mit Spannung erwartet worden sein dürfte, will es niemandem recht machen: kein Schmeicheln, kein Charme, keine Harmonie, wenig Neues.
Zunächst einmal ist ID ein Patchouli-Duft. Patchouli steht markant und deutlich im Mittelpunkt, und zwar von Anfang an, so dass der rote Faden ohne Wenn und Aber festliegt. In aller Regel versuchen Parfümeure die Holzigkeit resp. Erdigkeit von Patchouli durch warme, süße oder süß-würzige Töne abzumildern. Interessant sind auch neuere Varianten, die mit markanter Fruchtigkeit spielen, so z.B. Jourquins Cuir Mandarine, Tokyomilks Excess oder Micallefs Akowa. Gerade Letztgenannter bezieht seinen Reiz auch aus der Kombination mit Vetiver, die der dunklen Erdnähe von Patchouli eine grüne-erdige Komponente hinzufügt. Das macht den besonderen Charme dieses Duftes aus und verbindet Harmonie und Ambivalenz im Ausdruck. Ob man bei Incident Diplomatique einen ähnlichen Weg gehen wollte, dabei aber an der falschen Kreuzung abgebogen ist, lässt sich natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber fast drängt sich dieser Eindruck auf.
Auch Jovoy kombiniert Frucht (Mandarine) mit Patchouli (wie bei Jourquins Cuir Mandarine) und ergänzt Vetiver (wie bei Micallefs Akowa). Außerdem enthält auch dieser Duft würzige Akzente (wohl der Muskat), der natürlich per se eine eher herbe, bittere Würze einspielt.
Gerade die Frucht, die den Gesamteindruck mildern könnte, ist aber kaum wahrnehmbar, nicht einmal im Auftakt. Ich mag Mandarine trotz ihrer grünen Bitterkeit, aber hier ist kaum etwas davon zu spüren. Der Start wird also unmittelbar von Patchouli dominiert, das hier aber weder Hippie-Seligkeit noch pure warme und sanfte Erdtöne zeigt, sondern kühl, herb, hart-holzig auftritt. Die Kombination mit eher synthetisch anmutendem Vetiver (Vetiverylacetat) scheint mir deshalb nicht besonders geglückt. Statt einer modrig-grünen Erdnähe (wie in eher klassisch orientierten Vetiverdüften) entwickelt sich eine stählerne, metallische Kühle, die man zwar in vielen modernen Vetiverdüften (allen voran Encre Noire, Sycomore und ihre zahlreichen Ableger) schätzt, die aber mit der herben Aura von Patchouli eher schlecht vereinbar ist und unnahbar bedrängend herb-bitter erscheint.
Ein weiteres Manko ist die geringe Entwicklungsvarianz von ID. Der Duft bleibt so, wie er zu Anfang erschien: herb, bitter, metallisch, gleichwohl erdig, holzig, etwas spröde, in jedem Fall eher maskulin.
Dennoch ist der Duft nicht schlecht, vermag zu faszinieren und birgt in seiner Ambivalenz Spannung, die nicht nur schwierig, sondern eben auch spannend ist. Ein Test sei in jedem Fall empfohlen!
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