Les Jeux sont Faits 2013

Serenissima
23.08.2021 - 02:54 Uhr
15
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Grenzüberschreitend ...

... bin ich wieder einmal unterwegs und das bekanntlich nicht zum ersten Mal!
Ich begebe mich in die Welt der männlichen Düfte und habe hier ein sehr charmantes Raubein am Spieltisch seines Lieblings-Spielclub entdeckt.
Nicht einmal diese durch und durch männliche Domäne ist also vor mir sicher!

Nein, nicht von Stendhals "Rouge et Noir" oder Sartres "Les Jeux sont Faits" ist die Rede; obwohl sich Jovoy Paris vom Namen seines Duftes her bei Jean-Paul Sartre bediente.
Aber bei dieser Duftschöpfung ist das Spiel noch nicht gelaufen; im Gegenteil - "Faites votre jeux" heißt es!
"Les Jeux sont Faits" steckt voller Möglichkeiten, erweitert die Sinne und verlockt dazu, sich auf dieses genauso interessante wie elegante Duftspiel einzulassen.

Die würzige Eröffnung durch Angelika und Petitgrain wird durch die zuerst einmal überraschende Süße von getrockneten Früchten ergänzt.
Nein, das ist nicht nur gewöhnliches Backobst; dieses hier wurde vorher in gut gealtertem Rum mit leicht kratziger Kreuzkümmelbeigabe eingelegt. Eine interessante Duftmischung.
Und damit führt dieser Spielauftakt auch gleich mitten ins Herzstück; die Duftkarten wurden von geübter Hand gut gemischt!
Wie es sich für solch ein Etablissement gehört, herrscht Spannung vor dem nächsten Stich und diese wird durch ausreichend Rum und Gin noch gesteigert.
Wie es sich bei diesen echten Spielertypen gehört, die den so charismatischen Filmhelden der 50er und 60er Jahre ähneln, dürfen auch die aromatischen Rauchwolken, die über dem Spieltisch hängen nicht fehlen, gewürzt durch den Tabakduft der offen herumliegenden wertvollen Zigarren.
Ein wahrhaft männliches Ambiente wird hier in Duftform geschaffen.
Also kein Business-Duft; dieser kräftige Hauch selbstbewusster Männlichkeit wäre vielleicht doch im Büro etwas fehl am Platz. Schließlich herrscht dort inzwischen Purismus.
(Oder steht die Flasche französischer Cognac immer noch im Schreibtisch?)
Und dass ein "Les Jeux sont Faits"-Träger sich zur Rauchpause auf die Straße stellt - nein, sich das vorzustellen, dazu fehlt sogar mir die Phantasie.
Über diese verfügte jedenfalls der Schöpfer dieses kräftigen Sinn-Erlebnisses: Denn auch die würzig-rauchige Basis lässt dieses sympathische Duftraubtier nicht zum Schmusekätzchen mutieren.
Vanille schmiegt sich zwar weich und herausfordernd an ihre Begleiter, aber das Trio Labdanum, Patchouli und Sandelholz lässt sich nur kurz davon berühren; lässt sich nicht auf diese sinnlich-warme Ablenkung ein.

Aus weiblicher Sicht und auf weiblicher Haut ist "Les Jeux sont Faits" nicht nur für "harte Männer" geschaffen. Denn etwas Angenehmes, Geschliffenes liegt unter dem ersten Eindruck seiner Raubeinigkeit, das zwischendurch (wie der Diamantring am kleinen Finger eines gewieften Spielers) aufblitzt.

Die Marke Jovoy überrascht mich immer wieder mit ihren raffinierten Duftschöpfungen; keine von denen, die ich kennenlernen durfte, hat mich bisher enttäuscht.
Jede davon ist auch für mich ältere Blondine gut tragbar, auch wenn mir die Erfahrungen in verräucherten Spielclubs und Hinterzimmern fehlt. (Noboy's perfect!, meine Herren!)

Deshalb gibt es für diesen Kommentar keinen anderen Schlusssatz, als "Mesdames et Messieurs:
Faites Votre Jeux!".
Denn wer nicht wagt, hat schon verloren!
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