Flioline
01.03.2021 - 16:03 Uhr
21
Top Rezension
4
Sillage
4
Haltbarkeit
10
Duft

Emotions in a Bucket

„Okay, sammeln wir ein paar Eimer Natur und machen was zum Riechen draus!“ „Supa, des moch ma.“
Am nächsten morgen früh in die Bergschuhe und los. Diese Sorte Morgensonne überm Tal, die dann später noch einmal von einem Nebel gefolgt wird, bevor es dann richtig warm wird. Es ist superklar, von den 3000ern im Talschluß sieht man jede Scharte, man kann die genauen Einstiege fast von unten erkennen. Schneefelder leuchten, feuchte Felswände glitzern. Der hier fast ebene Boden noch feucht. Am Anfang knirscht der Kies, dann geht es über kräuterige Wiesen, ein kurzfloriger Teppich, dunkelgrüne winzige Blättchen, rosarote noch winzigere Blüten. Silberdisteln ab und an, dann wieder Moose, manch tapferes verwegenes Blümlein dazwischen, vereinzelt. Und Kuhfladen, ja freilich.
Wir queren den Bergbach, einfach mit den gut gefetteten Stiefeln durch, die trocknen dann schnell im Gehen. Die rot-weissen Punkte des ausgezeichneten Weges lassen wir links liegen, wir kennen unsere Richtung, sind sie grad im Altweibersommer so oft schon gegangen dahin wo die Reherl wachsen, boa, so viele. Jetzt gibt es noch keine. Auch sonst... geliebter Hang, Einstieg in den Himmel. Aber auch Hang der Quälerei, wenn wir wie so oft wieder zu spät hinausgekommen sind, und schnell hoch wollten, weil oben noch so viel vor. Oft zu schnell gegangen, geschnauft und geflucht. Heut wollen wir nicht so hoch. Ois gchillt.
Ja, der Weg wird jetzt steil. Immer mal wieder ausgetretene Steige, die sich dann wieder verlieren. Der Wald wird dunkel. Wasser rinnt hier, und da, überall, tropft an moderigen gefallenen Ästen mit schlierigem Grün daran herab, auf Steinchen, Juwelen. Hunderte grünbepelzte Buckel sind hier, in deren Flaum allerlei an Gräslein, Winz-Pilz und Krautigem hervorlugt. An den Bäumen Flechten, teils üppig. Die Fichtenzweige hängen hier tief, ab und zu landet ein Zweig im Gesicht. Auch Spinnennetze, die ganz feinen, hängen bisweilen über der Nase und kitzeln.
Jetzt wird die Luft ganz ganz frisch, eine bläuliche Dunkelheit herrscht nun und macht still; der Wasserfall ist nah hier. Die Rinden sind dunkel und nass. Ich kenne kein Wort für diesen Geruch, und ich will auch keinen kennen. Dann, inmitten der dunstigen Herrlichkeit blitzen, zunächst einzeln, dann mehr und mehr strahlende Sonnensterne durch die im Steilen stehenden Stämme. Es ist eine frische Sonne hier, ja eine fruchtige irgendwie, eine die in Herz und Nase sticht, wach, wach. Strahlen, die uns treffen, in Aug und Herz.
Bald nun, nach einer der der nächsten Wegkurven, hindurch geschlupft durch zwei Felsen, über wurzeligen Pfad, der selbst durch die festen Vibram Sohlen durch sich herrlich anfühlt, geht es das erste mal hinaus aus dem Wald. Stehenbleiben. Tief einatmen. Sonne. Sonne. Hier steht er scheinbar schon ganz nah, der Dreitausender der dem Seitental den Namen gab. Aber das täuscht, da sind noch endlose Latschen zu durchhatschen, dann die 27 Serpentinen, und... Na, so weit gehen wir gar nicht. Wir haben schon was wir wollten.
„Host ois?“ „Woass net, oba passt scho.“ „Stimmt, riacht sauba.“ „Supa.“ Jetzt nur noch hier sitzen und schauen und glücklich sein. Die Sonne erwärmt unsere unbenamten Schätze, und macht jenen schönsten Duft der Welt daraus.
Aber obacht, schnell ist er verflogen; die Wetter wechseln hier schnell.
Macht nix, wir kommen wieder. Eh.
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