15.11.2016 - 14:13 Uhr
Meggi
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21
Leder-Impressionen
Ein beeriger, rotfruchtiger Spritzer wird rasch gefolgt von einem beinahe aquatisch-maritimen Luftstoß. Sollte das Iris sein (die vom Hersteller nicht genannt wird), wäre sie völlig ent-bittert. Ist auch egal, besagter Luftstoß wird nämlich sogleich von Patchouli aufgeraut. Letzteres bringt eine erste Möglichkeit von Leder mit. Daneben entsteht eine Spur harzig-kompakter Süße, eine Ahnung einer Andeutung einer Idee von – Grießbrei mit Himbeer-Soße? Alles in einer ganz dicht gewobenen, sanft changierenden Melange.
Nach einer Viertelstunde eine blütig-metallische Anmutung, wie sie Orangenblüte oder Lavendel erzeugen können. Ich rede nicht von deren speziellen Aromen, bloß vom Prinzip floralen Metalls. Hinzu tritt eine cremige Süße, einerseits ähnlich Honig, andererseits auf Patchouli aus der Kakao-Ecke fußend.
All das mag in Teilen an Leder erinnern, es liegt tatsächlich jene nicht alternativ beschreibbare Aura in der Luft, die von feinem Leder abgesondert wird. Doch die diesen Eindruck gewährenden Zutaten verleugnen ihre Herkunft jeweils nicht, bleiben erkennbar das, was sie eigentlich sind. Bieten nur ein impressionistisches Geruchs-Bild von Leder.
Für die folgenden zwei, drei Stunden mag ich kaum von Duftverlauf sprechen, der Teppich ist ausgebreitet. Allenfalls ließe sich diagnostizieren, dass zum einen die Süße gelegentlich das Mandelhaft-Marzipanige streift (vielleicht eine Hommage an den Erdal-Schuhcreme-anno-ca-1980-Akkord? Leder will gepflegt sein!) und zum anderen als Teilnehmer der floralen Ecke allmählich das Veilchen plausibel wird – mithin bringt sich ein weiterer potentieller Leder-Lieferant in Stellung.
Aber so recht ledrig will es auch im Fortgang nicht werden. Ab der dritten Stunde ließe sich diesbezüglich in wohlwollender Analogie zum oben erwähnten Impressionismus verfahren und von fruchtfloral-behauchtem Als-ob-Leder sprechen; allerdings wäre im Rückgriff auf einen ebenfalls bereits geäußerten Gedanken eine Duft-Beschreibung wie ‚Grieß-Vanille-Pudding mit Himbeersoße, serviert in der Naturholz-Schale aus echter Zeder‘ nicht minder fundiert vertretbar. Während des Vormittags lässt außerdem die Intensität von Cuir Cordoba – ohnehin kein Sillage-Monster – schon merklich nach und erreicht spätestens in der dritten, vierten Stunde praktisch Hautcreme-Niveau.
Dem Duft ist zugute zu halten, dass er nie pappig-süß wird. Als Ausgleicher hält sich zunächst zuverlässig die klare Holznote, deren Luftigkeit durchaus mit Iris aufgepimpt sein mag. Scheint mir übrigens generell ein probates Mittel, helles Kunstholz edler und unsynthetischer wirken zu lassen. Dass das leider nicht häufiger gemacht wird, liegt wahrscheinlich daran, dass die billigen Holznoten dann halt nicht mehr billig wären.
Im letzten Teil – um die Mittagszeit – übernimmt eine pudrig-luftige Iris-Note den Part eines Gegengewichts und unterstreicht damit nebenbei die Vermutung des vorigen Absatzes. Die florale Süße gerät erfreulicherweise sogar ins Hintertreffen. Nach rund sechs Stunden ist de facto Schluss.
Fazit: Cuir Cordoba offenbart die gesamte Palette seiner Aromen wohl einzig der Trägerin oder denjenigen, die ihr ziemlich nahe kommen dürfen. Mit etwas Abstand ähnelt er einer floral-süßen Hautcreme. Wer derlei sucht und zudem einen unleugbaren Anstrich von Exklusivität (einschließlich schicken Bembels und stolzen Preises) wünscht, wird bestens bedient.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
Nach einer Viertelstunde eine blütig-metallische Anmutung, wie sie Orangenblüte oder Lavendel erzeugen können. Ich rede nicht von deren speziellen Aromen, bloß vom Prinzip floralen Metalls. Hinzu tritt eine cremige Süße, einerseits ähnlich Honig, andererseits auf Patchouli aus der Kakao-Ecke fußend.
All das mag in Teilen an Leder erinnern, es liegt tatsächlich jene nicht alternativ beschreibbare Aura in der Luft, die von feinem Leder abgesondert wird. Doch die diesen Eindruck gewährenden Zutaten verleugnen ihre Herkunft jeweils nicht, bleiben erkennbar das, was sie eigentlich sind. Bieten nur ein impressionistisches Geruchs-Bild von Leder.
Für die folgenden zwei, drei Stunden mag ich kaum von Duftverlauf sprechen, der Teppich ist ausgebreitet. Allenfalls ließe sich diagnostizieren, dass zum einen die Süße gelegentlich das Mandelhaft-Marzipanige streift (vielleicht eine Hommage an den Erdal-Schuhcreme-anno-ca-1980-Akkord? Leder will gepflegt sein!) und zum anderen als Teilnehmer der floralen Ecke allmählich das Veilchen plausibel wird – mithin bringt sich ein weiterer potentieller Leder-Lieferant in Stellung.
Aber so recht ledrig will es auch im Fortgang nicht werden. Ab der dritten Stunde ließe sich diesbezüglich in wohlwollender Analogie zum oben erwähnten Impressionismus verfahren und von fruchtfloral-behauchtem Als-ob-Leder sprechen; allerdings wäre im Rückgriff auf einen ebenfalls bereits geäußerten Gedanken eine Duft-Beschreibung wie ‚Grieß-Vanille-Pudding mit Himbeersoße, serviert in der Naturholz-Schale aus echter Zeder‘ nicht minder fundiert vertretbar. Während des Vormittags lässt außerdem die Intensität von Cuir Cordoba – ohnehin kein Sillage-Monster – schon merklich nach und erreicht spätestens in der dritten, vierten Stunde praktisch Hautcreme-Niveau.
Dem Duft ist zugute zu halten, dass er nie pappig-süß wird. Als Ausgleicher hält sich zunächst zuverlässig die klare Holznote, deren Luftigkeit durchaus mit Iris aufgepimpt sein mag. Scheint mir übrigens generell ein probates Mittel, helles Kunstholz edler und unsynthetischer wirken zu lassen. Dass das leider nicht häufiger gemacht wird, liegt wahrscheinlich daran, dass die billigen Holznoten dann halt nicht mehr billig wären.
Im letzten Teil – um die Mittagszeit – übernimmt eine pudrig-luftige Iris-Note den Part eines Gegengewichts und unterstreicht damit nebenbei die Vermutung des vorigen Absatzes. Die florale Süße gerät erfreulicherweise sogar ins Hintertreffen. Nach rund sechs Stunden ist de facto Schluss.
Fazit: Cuir Cordoba offenbart die gesamte Palette seiner Aromen wohl einzig der Trägerin oder denjenigen, die ihr ziemlich nahe kommen dürfen. Mit etwas Abstand ähnelt er einer floral-süßen Hautcreme. Wer derlei sucht und zudem einen unleugbaren Anstrich von Exklusivität (einschließlich schicken Bembels und stolzen Preises) wünscht, wird bestens bedient.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
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