Jella
21.12.2014 - 08:04 Uhr
17
Top Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Ein alter Bekannter, der sich im Dreck gesuhlt hat

Es sind zwei Gesichter, mit denen sich mir Kemi zeigt. Im Auftakt ist weht mir dieser zweifelsohne hochwertige Duft mit einer recht indolischen Note entgegen. Das muss man mögen, oder sollte es gleich lassen. Massenkompatibel ist diese Phase ganz sicher nicht. Das mehr als nur leicht Fäkale überdeckt eine Art Rote-Grütze-Note, die sich mühsam und nur nach und nach unter dieser Wolke hindurchzukämpfen versucht. Auch wenn es seltsam klingen mag, mir gefällt das. Was dann folgt, ist eine richtig schöne unsüße Vanille, die über allem schwebt. In deren Schlepptau vollzieht sich Kemis nächste Wandlung. Und an genau diesem Punkt treffe ich auf einen alten Bekannten: Bois d´ Arménie von Guerlain. Zunächst kommt der noch so daher, als hätte er sich zur Tarnung im Dreck gesuhlt. Doch je mehr Zeit vergeht, desto durchsichtiger wird das Tarnkleid. Gänzlich abgelegt wird es allerdings nie.

Mein Fazit: Wer nicht anecken möchte, greift besser zum Original, oder wartet zumindest die erste Stunde im stillen Kämmerlein ab und genießt. Wer das Armenische Holz in einer spannenderen, weil kantigeren Version tragen möchte, ist mit Kemi durchaus gut bedient. Ich empfinde diesen Al Kimiya als unisex, allerdings mit eher femininer Tendenz. Zu welchem Anlass man ihn tragen möchte, hängt sowohl vom persönlichen Mut, wie auch davon ab, wann man mit Kemi das Haus verlassen möchte. Da sowohl die Haltbarkeit, wie auch die Sillage beachtlich sind, der Duft während seines gesamten Verlaufs recht unangepasst ist, und damit unterm Strich wohl einige Zeitgenossen irritieren dürfte, würde ich ihn nicht im beruflichen Umfeld auflegen.
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