Kenzo Jungle
Jungle L'Éléphant
1996

Benlives
19.10.2020 - 13:22 Uhr
46
Top Rezension
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

"Leck mich an de Täsch!"

O-Ton meiner Freundin bei der Aufsprüh-Premiere. Und das obwohl wir noch gut 80 Kilometer von Köln entfernt wohnen. Aber besser kann man es eigentlich nicht auf den Punkt bringen. Direkt nach dem Aufsprühen erwartet man jeden Augenblick das Kampfmittelräumkommando, das sich gewaltsam Zugriff zur Wohnung der Übeltäter verschafft, um Nasensprengstoff inklusive Komplizen dieses Geruchskomplotts in Gewahrsam zu nehmen.

Dieser Duft ist das Gegenteil von dezent. Und von Durchschnitt. Und von Mainstream. Eigentlich von allem, was momentan so "hip", "angesagt" oder wie auch immer die Jugendsprache es auszudrücken vermag ist. Eine olfaktorische Faust Gottes (keine Blasphemie), die jeder halbwegs funktionierenden Nase im Umkreis von mindestens 5 Metern erstmal schön die Riechzellen ins Nirvana narkotisiert. Herrlich. Wozu die Tür eintreten, wenn man einfach gleich die Wand einreißen kann.

Diesen Duft muss man nicht mögen. Man muss ihm Respekt zollen. Ein unglaubliches Dickicht an exotischen Pflanzen und nasstriefender Schwülstigkeit. Ein echter Dschungel eben. So dicht, dass ich die einzelnen Bäume im Wald gar nicht mehr erkennen kann. Mango, Ylang Ylang, Kardamom, Nelke, Heliotrop, schlag mich tot.... von mir aus. Mag alles stimmen. Das Teil wirkt für mich aber einfach als Gesamtkunstwerk. Sehr schwierig, eigenständig einzelne Noten herauszufiltern. Aber das braucht man nicht. Der Dschungel lebt. Und er bebt. Vor Vitalität. Und er sucht sich schon seine Exoten. Garantiert nix für jedefrau. Und das ist auch gut so. Was sollen die grauen Mäuse auch bei den majestätischen Großkatzen.

PS: Das hypothetische Räumkommando würde sich wahrscheinlich eh nur im Dschungel verirren. Und bis sich das Dickicht lichtet, tja das kann hier lange dauern...
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