Kenzo pour Homme 1991 Eau de Toilette

MarkRipley
29.05.2015 - 10:21 Uhr
2
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
2
Duft

Ahoi Synthetik! Frisch geöffneter Verbandkasten auf hoher See

Meinem allgemeinen Misstrauen gegenüber aquatischen Düften zum Trotz habe ich mir eine Probe von Kenzo Homme zukommen lassen und war extrem gespannt. Frühere Kommentare schreiben ja von einem einzigartigen, sehr natürlich geratenem aquatischen Duft, der nach Sommer am Strand riecht. Das kann ich leider absolut nicht nachvollziehen!

Zu Beginn ist Kenzo Homme ein leicht cremiger Duft. Er haut mich jetzt zwar nicht um vor Begeisterung, aber ich kann ihn mir zu diesem Zeitpunkt noch als angenehmes Parfum für heiße Sommertage vorstellen, da er zwar cremig, aber nicht beschwerend oder gar klebrig süß wirkt. Die dazu nötige Frische wird hier wohl durch die maritimen Noten hervorgerufen, die allerdings jetzt schon leicht unnatürlich wirken. Aufgrund dieses Synthetikeinschlags ahne ich bereits, wohin der Duft sich wohl entwickeln wird und hoffe einfach nur noch, dass er etwas holziger und vielleicht auch etwas süßer wird, um diese Aqua-Synthetik quasi ein wenig einzudämmen. Die angegebenen Duftnoten deuten ja in diese Richtung. Das Gegenteil ist jedoch der Fall! Nach ein paar Minuten nehme ich eine sehr klinische Note war, die in kurzen Schwaden immer wieder an mir emporsteigt. Es erinnert mich stark an den Geruch von Mullbinden oder Heftpflastern, die man gerade aus der sterilen Verpackung nimmt. Genau dieser Gestank stellt leider das Hauptthema dieses Duftes dar und sticht dank guter Sillage und noch besserer Haltbarkeit stetig in der Nase. Die hier oft beschriebene Gumminote kann ich zwar irgendwie nachvollziehen, aber nicht ganz herausriechen. Für Gummi ist mir das alles viel zu chemisch und sauber, ich assoziere damit eher erdigere Noten mit ein wenig Synthetik. Bei jedem Atemzug durch die Nase denke ich mir einfach nur: Aha, so riechen also Sommer, Sonne und Strand? Sorry, das kann einfach nicht ernst gemeint sein!

Eine weitere Duftentwicklung kann ich nicht feststellen, dafür aber ein stetig steigendes Bedürfnis, Kenzo Homme loszuwerden. Ich kämpfe dagegen an, zumal der angenehmere Geruch vom Aufsprühen auch noch weiterhin vorhanden ist, wenn man mit der Nase dichter an die besprühte Stelle kommt. Es riecht zwar insgesamt wirklich unangenehm, aber Brechreiz hab ich noch keinen. Außerdem bin ich gespannt auf die Reaktion einer bestimmten Person. Die Duftwolke ist auf jeden Fall gut wahrnehmbar. Abends ist es dann soweit: Meine Freundin schaut mich plötzlich grimmig an, als ich neben ihr sitze. "Ist alles okay?" frage ich. "Du stinkst!" Als investigativer Tester frage ich natürlich: "Wie stinke ich denn?" Sie nimmt noch mal einen Zug aus der Duftwolke und meint: "Irgendwie chemisch. Wie im Krankenhaus. Was hast Du gemacht? Ist echt abstoßend!" Sie wollte mir erst gar nicht glauben, dass das wirklich ein Parfum ist.

Trotzdem habe ich für alle Liebhaber dieses Dufts (denen ich hiermit mein Beileid bekunde) eine gute Empfehlung: Die Männerhandcreme der Eigenmarke aus der Drogerie mit den zwei Buchstaben hat einen extrem ähnlichen Geruch. Ich habe sie damals deswegen auch sofort entsorgt. Sogar die Haltbarkeit des Gestanks ist erschreckenderweise ähnlich gut, sie kostet wenig und einen pflegenden Effekt hat sie auch noch! Jackpot!

Haltbarkeit: gut bis sehr gut; mindestens 8 Stunden wahrnehmbar

Sillage: nicht raumfüllend, aber sehr präsent; Krankenhaus-Synthetik strahlt eben recht gut

Flakon: ungewöhnliches Design, auffällig, 90er-Jahre-Look, irgendwie cool

~Fazit~

Das ist er also, der natürliche Aquate, der das ultimative Strandfeeling vermittelt. Alles klar... Das einzige, was ich hier eventuell positiv hervorheben kann ist die Einzigartigkeit von Kenzo Homme. Als Parfum habe ich sowas wirklich noch nie gerochen. An Haltbarkeit und Sillage fehlt es dieser klinischen Bombe keineswegs. Ich will aber wirklich nicht so riechen und möchte auch mein Umfeld damit verschonen! Nur zu Beginn ist Kenzo Homme noch halbwegs erträglich, daher reicht es gerade so für 20%. Der Rest der Probe wurde selbstverständlich als Sondermüll deklariert und zum Recyclinghof gebracht.
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