08.05.2018 - 14:49 Uhr
Meggi
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Meggi
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35
Schietsack de luxe
Im Amtsdeutsch heißen diese kubikmetergroßen Säcke wahrscheinlich „Polypropylen-Schüttgut-/Entsorgungs-Behälter mit Schlaufen“. Der Rundum-Dienstleister für Haus und Garten bei uns um die Ecke nennt das Ding in norddeutscher Geradlinigkeit schlicht „Schietsack“. Gartenabfall rein, anrufen und am nächsten Tach is dat Ding wech.
Ich rieche Gras. Normales, leicht an-siliert (von Silage). Cannabis - das ich ohnehin nicht kenne - muss ich nicht bemühen. Dann Aspecton-Thymian, sprich: siruphaft-eingedickt. Flankiert von ätherischen Kollegen aus dem heimischen Garten, Thuja etwa. Rasch bildet sich eine feucht-nadelige Wald-Stimmung, die mich im Stil von Ferne an ‚Ormonde Man‘, vorrangig jedoch an den leider arg synthetik-verhunzten ‚In the Woods‘ von eSENSielle erinnert. Auch heute scheint mir ordentlich Labor im Spiel zu sein, vor allem wegen des frischen (ISO?)-Tupfers. Dazu ein bisschen was Zitrisches.
Das war der parfümige Ansatz. Die Mixtur hat aber unzweifelhaft was von einem Haufen Tannen- und insbesondere Douglasien- und Thuja-Schnitt mit ein paar Lagen Gras dazwischen, das seit dem letzten Mähen auf einem Haufen vor sich hin matschte (siliert halt), bevor es nun in den Sack gewandert ist.
Na gut, einen Zacken würziger ist es schon. Zumindest unser Schietsack konnte nicht mit Thymian aufwarten. Und der Pamps, der sich an seinem Grund sammelt, duftet sicherlich…äh…herber oder strenger als die heutige Creme. Es riecht mithin hier eher nach „Schietsack de luxe“. Doch irgendwann haben wir den Kubikmeter offenbar vollgekriegt und wir dürfen das Thema Garten nun verlassen.
Wenden wir uns einer Würz-Gemengelage zu, bezüglich derer ich mit den Angaben nicht hinkomme. Ich denke zum Beispiel außerdem an Cumin-Schwitz und furztrocken-holziges Muskat. Überhaupt ist ein kräftiger Schwenk eingeleitet. Ab dem späteren Vormittag wähne ich, es mit einem komplett anderen Duft zu tun zu haben. Das Gewürz ist ins Bittere abgedreht, als sei es (vor dem Einsatz in einem Curry) allzu lange in der Pfanne geröstet worden. Begleitet von einem völlig unfruchtigen Hauch Zitrusfrucht-Rest. Darunter liegt, bereits ziemlich hautnah, eine schmale Schicht von Holz, das zunächst einigermaßen hochwertig daherkommt, ehe sich im Laufe des Nachmittags – würzgestützt – ein Politur-Geruch breitmacht. Hm. Selbst wenn unser Schietsack mal halbgefüllt über Nacht auf der Auffahrt steht, werfen die Nachbarn den nicht gleich voll. Was derlei angeht, sind wir in unserer Straße ganz Dorf. Keineswegs müssen wir das Ding also mit einem wetterfest gestrichenen Holz-Deckel schützen. Jaaaaa, der Schietsack-Gedanke hat ein natürliches Ende erreicht und jetzt genügt es damit wirklich.
Im Fortgang wabern diverse Aromen, die trotzdem mit ein wenig Abstand von der Haut insgesamt einen verblüffend geradlinigen, regelrecht konservativen Herren-Duft liefern: Würzig-nadeliges Holz mit einer Prise Muskat, welches über gewisse Kunstholz-Anwandlungen hinwegtäuschen soll. Eine weitere bittere Spitze könnte von Tabak herrühren. Darüber schwebt eine saubere Aura. Tee mag angehen, ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass zudem helles Holz mit Rosenholz (Linalool?) sowie einer Spur Muskatellersalbei (aha, siehe oben!) aufgepimpt wurde. Tagetes direkt rieche ich nicht; vielleicht soll die Ansage lediglich ein Charakter-Hinweis in Richtung bitter sein. Alles gut gelungen, für Freunde klassischer Herren-Düfte sogar bestens geeignet. Mir ist bloß nicht klar, wer von denen sich erst mit dem Schietsack - und sei es „de luxe“ - abgeben möchte, um hierher zu gelangen.
Irgendwann lugt unsere diffuse, cremig-grasige Unterlage wieder hervor und die ganze Angelegenheit driftet zum Abend hin ins Ungefähre. Ich denke an manches: Frisch-Vetiver plus Synthetikholz. Womöglich ein Anflug von Rauchigkeit, aus der Myrrhe-Ecke? Dunkelsüß, ohne indes recht an Boden gewinnen zu können. Dennoch: Lässt sich gut aushalten.
Fazit: Ein seltsames Werk. Etwas unstet. Freilich nicht schlecht und jedenfalls abwechslungsreich.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
Ich rieche Gras. Normales, leicht an-siliert (von Silage). Cannabis - das ich ohnehin nicht kenne - muss ich nicht bemühen. Dann Aspecton-Thymian, sprich: siruphaft-eingedickt. Flankiert von ätherischen Kollegen aus dem heimischen Garten, Thuja etwa. Rasch bildet sich eine feucht-nadelige Wald-Stimmung, die mich im Stil von Ferne an ‚Ormonde Man‘, vorrangig jedoch an den leider arg synthetik-verhunzten ‚In the Woods‘ von eSENSielle erinnert. Auch heute scheint mir ordentlich Labor im Spiel zu sein, vor allem wegen des frischen (ISO?)-Tupfers. Dazu ein bisschen was Zitrisches.
Das war der parfümige Ansatz. Die Mixtur hat aber unzweifelhaft was von einem Haufen Tannen- und insbesondere Douglasien- und Thuja-Schnitt mit ein paar Lagen Gras dazwischen, das seit dem letzten Mähen auf einem Haufen vor sich hin matschte (siliert halt), bevor es nun in den Sack gewandert ist.
Na gut, einen Zacken würziger ist es schon. Zumindest unser Schietsack konnte nicht mit Thymian aufwarten. Und der Pamps, der sich an seinem Grund sammelt, duftet sicherlich…äh…herber oder strenger als die heutige Creme. Es riecht mithin hier eher nach „Schietsack de luxe“. Doch irgendwann haben wir den Kubikmeter offenbar vollgekriegt und wir dürfen das Thema Garten nun verlassen.
Wenden wir uns einer Würz-Gemengelage zu, bezüglich derer ich mit den Angaben nicht hinkomme. Ich denke zum Beispiel außerdem an Cumin-Schwitz und furztrocken-holziges Muskat. Überhaupt ist ein kräftiger Schwenk eingeleitet. Ab dem späteren Vormittag wähne ich, es mit einem komplett anderen Duft zu tun zu haben. Das Gewürz ist ins Bittere abgedreht, als sei es (vor dem Einsatz in einem Curry) allzu lange in der Pfanne geröstet worden. Begleitet von einem völlig unfruchtigen Hauch Zitrusfrucht-Rest. Darunter liegt, bereits ziemlich hautnah, eine schmale Schicht von Holz, das zunächst einigermaßen hochwertig daherkommt, ehe sich im Laufe des Nachmittags – würzgestützt – ein Politur-Geruch breitmacht. Hm. Selbst wenn unser Schietsack mal halbgefüllt über Nacht auf der Auffahrt steht, werfen die Nachbarn den nicht gleich voll. Was derlei angeht, sind wir in unserer Straße ganz Dorf. Keineswegs müssen wir das Ding also mit einem wetterfest gestrichenen Holz-Deckel schützen. Jaaaaa, der Schietsack-Gedanke hat ein natürliches Ende erreicht und jetzt genügt es damit wirklich.
Im Fortgang wabern diverse Aromen, die trotzdem mit ein wenig Abstand von der Haut insgesamt einen verblüffend geradlinigen, regelrecht konservativen Herren-Duft liefern: Würzig-nadeliges Holz mit einer Prise Muskat, welches über gewisse Kunstholz-Anwandlungen hinwegtäuschen soll. Eine weitere bittere Spitze könnte von Tabak herrühren. Darüber schwebt eine saubere Aura. Tee mag angehen, ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass zudem helles Holz mit Rosenholz (Linalool?) sowie einer Spur Muskatellersalbei (aha, siehe oben!) aufgepimpt wurde. Tagetes direkt rieche ich nicht; vielleicht soll die Ansage lediglich ein Charakter-Hinweis in Richtung bitter sein. Alles gut gelungen, für Freunde klassischer Herren-Düfte sogar bestens geeignet. Mir ist bloß nicht klar, wer von denen sich erst mit dem Schietsack - und sei es „de luxe“ - abgeben möchte, um hierher zu gelangen.
Irgendwann lugt unsere diffuse, cremig-grasige Unterlage wieder hervor und die ganze Angelegenheit driftet zum Abend hin ins Ungefähre. Ich denke an manches: Frisch-Vetiver plus Synthetikholz. Womöglich ein Anflug von Rauchigkeit, aus der Myrrhe-Ecke? Dunkelsüß, ohne indes recht an Boden gewinnen zu können. Dennoch: Lässt sich gut aushalten.
Fazit: Ein seltsames Werk. Etwas unstet. Freilich nicht schlecht und jedenfalls abwechslungsreich.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
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