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Top Rezension
Der legendäre Fürst aus Österreich
Knize Ten
Ein Parfum aus einer ganz anderen Zeit.
Aus einer Zeit, in der Herren als geckenhaft galten, wenn sie Parfum trugen.
[…]
Der Name Knize ("Knischä" ausgesprochen, wobei das -sch- weich gesprochen wird) stammt aus dem Tschechischen (original geschrieben mit -í- und einem kleinen -v- über dem -z-) und meint einen hohen Adligen im Rang zwischen einem Grafen und Herzog, also wörtlich übersetzt einen Fürst.
Hinter diesem einzigartigen Parfum steht das Unternehmen Knize&Comp.
Ein traditionsreicher Herrenausstatter aus der österreichischen Hauptstadt Wien, der 1858 von Josef Knize, dessen Wurzeln ins damalige Südböhmen (dem heutigen Tschechien) zurückgehen, gegründet worden war.
Sein Kundenstamm bestand aus großen Persönlichkeiten, worunter sich diverse Staatsoberhäupter befanden. Im 20. Jahrhundert ließen sich Grand-Dames wie Marilyn Monroe Blusen anfertigen, oder bspw. Marlene Dietrich Fracks für ihre Bühnenshows schneidern.
Insbesondere im Zeitalter der „Belle Époque“ von 1884-1914 gelang dem Unternehmen ein Riesensprung. Man expandierte nach Berlin, Paris und Prag, womit international rasch Ruhm erlangt werden konnte. 1888 erhielt Knize&Comp. den Titel als sogen. "k.k. Hof-Schneider" (kaiserlicher und königlicher Hoflieferant). Dies bedeutete, dass man in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie als Händler und Dienstleiter die Sonderbewilligung erhielt, Waren an den österreichischen Hof zu liefern. Ein Ritterschlag für jeden Unternehmer damals.
Die folgenden Jahrzehnte waren von Erfolg gekrönt, ehe es aufgrund des Zweiten Weltkrieges einen Einbruch gab. Die Filiale in Berlin wurde zerstört, jene in Prag und Paris im Zuge des Eiseren Vorhangs geschlossen. Es dauerte einige weitere Jahrzehnte, bis man wieder Fuß fassen konnte und das Unternehmen mit einem Neuaufbau 1978 von vorne beginnen musste, bei dem nun auch eine Damenlinie rausgebracht wurde. 1984 eröffnete man einen weiteren Lokal in Wien und erst seit 2012 existierte in Prag ein neuer Laden, der jedoch wohl 2020 geschlossen worden zu sein scheint.
[...]
Das Parfum "Knize Ten" ("ten" steht in diesem Falle für die höchste Vorgabe beim Polo - die Sportart des englischen Adels), welches u.a. von F. Coty mit kreiert wurde und bereits seit 1925(!) auf dem Markt ist, wird vom Hersteller als weltweit erste Herrenduftserie vermarktet. Es ist ein besonderer und außergewöhnlicher Chypre, der jedoch im Kern mit einer sanften, ledrig-ambriert-balsamischen Basis positiv aus der Reihe tanzt.
Beginnen tut er für meine Nase mit einer leicht zitrischen Kopfnote geprägt von Petitgrain und Rosmarin, die mich an ein typisches stilvolles Herren-Cologne á la "Colonia" vom Hause Acqua di Parma erinnert. Jedoch verblasst die Kopfnote recht schnell und es kommt ein floraler Aspekt dazu, der dafür verantwortlich ist, dass der Duft kein typisch trockener und langweiliger Lederduft ist. Denn das ist er garantiert nicht, im Gegenteil.
So sticht er mit seiner angenehmen Ledernote in der Basis, die sich recht zügig zu bemerken macht, schon hervor. Jedoch wird sie in feinster Art und Weise umrahmt mit einer von mir wahrgenommenen leicht süsslich-warmen Ambernote, die dem Duft einen zurückhaltend sinnlichen Akkord verleiht. Doch dies ist eher im Hintergrund zu riechen, denn die ledrig-holzig/moosige Komponente steht mMn eher im Vordergrund und bleibt dann so bestehen.
Im Gesamten strahlt dieses Parfum eine ausdrucksvolle Tiefe und markante Aura aus, die seines Gleichen sucht, wie ich finde.
Persönlich siedle ich "Knize Ten" in der kälteren Saison an. Da man hier ein recht starkes und intensives Dufterlebnis bekommt, reichen mMn 2-3 Spritzer vollkommen aus. Denn nicht nur stark projizieren tut er, sondern über eine sehr gute Ausdauer mit mind. 8-9h verfügt er ebenso.
Zu erwerben gibt es ihn schon in - für Herrendüfte eher ungewöhnlichen - 15ml-Flakons, aber auch in 30 sowie 50ml. Diese sind aus schwerem Glas und neben dem normalen Sprayer auch als Splash zu erhalten.
Anzumerken sei zudem, dass "Knize Ten" nicht den Beinamen "Eau de Toilette" trägt, sondern "Toilet Water".
[...]
Fazit:
Die Marke ist heute deshalb so von Bedeutung, da es in den 1920ern weltweit als erste Herrenmodemarke überhaupt galt. Und um dieses unverwechselbare Parfum schätzen zu können, sollte man sich mit der Geschichte dieses traditionsreichen Hauses auseinandersetzen. Denn man kann nur den Hut vor den Unternehmern ziehen, die immer wieder die Fahne des Namens Knize hochhielten und dafür gesorgt haben, dass er dank seiner Nachfolger sich nie unterkriegen lassen hat und wie ein Stehaufmännchen für seine Werte und Prinzipieren gekämpft hat.
Nicht nur aufgrund der Historie hat man es im "Knize Ten" mit einem Stück Duftgeschichte zu tun. Dieses herb-markante Parfum verkörpert Tradition, Klasse und Stil wie wenige andere und gehört mit seiner komplexen Komposition - wie ich finde - im Prinzip in jede klassisch geprägte Herrenkollektion.
Für mein Dafürhalten bildet er in seiner Gesamtheit eine Art Gegenpart zu klassischen Düften anderer renommierter Duftländer wie Frankreich, Italien oder England.
Ein fürstliches Parfum aus dem schönen kleinen Österreich.
[...]
Vielen Dank für's Lesen!
Ein Parfum aus einer ganz anderen Zeit.
Aus einer Zeit, in der Herren als geckenhaft galten, wenn sie Parfum trugen.
[…]
Der Name Knize ("Knischä" ausgesprochen, wobei das -sch- weich gesprochen wird) stammt aus dem Tschechischen (original geschrieben mit -í- und einem kleinen -v- über dem -z-) und meint einen hohen Adligen im Rang zwischen einem Grafen und Herzog, also wörtlich übersetzt einen Fürst.
Hinter diesem einzigartigen Parfum steht das Unternehmen Knize&Comp.
Ein traditionsreicher Herrenausstatter aus der österreichischen Hauptstadt Wien, der 1858 von Josef Knize, dessen Wurzeln ins damalige Südböhmen (dem heutigen Tschechien) zurückgehen, gegründet worden war.
Sein Kundenstamm bestand aus großen Persönlichkeiten, worunter sich diverse Staatsoberhäupter befanden. Im 20. Jahrhundert ließen sich Grand-Dames wie Marilyn Monroe Blusen anfertigen, oder bspw. Marlene Dietrich Fracks für ihre Bühnenshows schneidern.
Insbesondere im Zeitalter der „Belle Époque“ von 1884-1914 gelang dem Unternehmen ein Riesensprung. Man expandierte nach Berlin, Paris und Prag, womit international rasch Ruhm erlangt werden konnte. 1888 erhielt Knize&Comp. den Titel als sogen. "k.k. Hof-Schneider" (kaiserlicher und königlicher Hoflieferant). Dies bedeutete, dass man in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie als Händler und Dienstleiter die Sonderbewilligung erhielt, Waren an den österreichischen Hof zu liefern. Ein Ritterschlag für jeden Unternehmer damals.
Die folgenden Jahrzehnte waren von Erfolg gekrönt, ehe es aufgrund des Zweiten Weltkrieges einen Einbruch gab. Die Filiale in Berlin wurde zerstört, jene in Prag und Paris im Zuge des Eiseren Vorhangs geschlossen. Es dauerte einige weitere Jahrzehnte, bis man wieder Fuß fassen konnte und das Unternehmen mit einem Neuaufbau 1978 von vorne beginnen musste, bei dem nun auch eine Damenlinie rausgebracht wurde. 1984 eröffnete man einen weiteren Lokal in Wien und erst seit 2012 existierte in Prag ein neuer Laden, der jedoch wohl 2020 geschlossen worden zu sein scheint.
[...]
Das Parfum "Knize Ten" ("ten" steht in diesem Falle für die höchste Vorgabe beim Polo - die Sportart des englischen Adels), welches u.a. von F. Coty mit kreiert wurde und bereits seit 1925(!) auf dem Markt ist, wird vom Hersteller als weltweit erste Herrenduftserie vermarktet. Es ist ein besonderer und außergewöhnlicher Chypre, der jedoch im Kern mit einer sanften, ledrig-ambriert-balsamischen Basis positiv aus der Reihe tanzt.
Beginnen tut er für meine Nase mit einer leicht zitrischen Kopfnote geprägt von Petitgrain und Rosmarin, die mich an ein typisches stilvolles Herren-Cologne á la "Colonia" vom Hause Acqua di Parma erinnert. Jedoch verblasst die Kopfnote recht schnell und es kommt ein floraler Aspekt dazu, der dafür verantwortlich ist, dass der Duft kein typisch trockener und langweiliger Lederduft ist. Denn das ist er garantiert nicht, im Gegenteil.
So sticht er mit seiner angenehmen Ledernote in der Basis, die sich recht zügig zu bemerken macht, schon hervor. Jedoch wird sie in feinster Art und Weise umrahmt mit einer von mir wahrgenommenen leicht süsslich-warmen Ambernote, die dem Duft einen zurückhaltend sinnlichen Akkord verleiht. Doch dies ist eher im Hintergrund zu riechen, denn die ledrig-holzig/moosige Komponente steht mMn eher im Vordergrund und bleibt dann so bestehen.
Im Gesamten strahlt dieses Parfum eine ausdrucksvolle Tiefe und markante Aura aus, die seines Gleichen sucht, wie ich finde.
Persönlich siedle ich "Knize Ten" in der kälteren Saison an. Da man hier ein recht starkes und intensives Dufterlebnis bekommt, reichen mMn 2-3 Spritzer vollkommen aus. Denn nicht nur stark projizieren tut er, sondern über eine sehr gute Ausdauer mit mind. 8-9h verfügt er ebenso.
Zu erwerben gibt es ihn schon in - für Herrendüfte eher ungewöhnlichen - 15ml-Flakons, aber auch in 30 sowie 50ml. Diese sind aus schwerem Glas und neben dem normalen Sprayer auch als Splash zu erhalten.
Anzumerken sei zudem, dass "Knize Ten" nicht den Beinamen "Eau de Toilette" trägt, sondern "Toilet Water".
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Fazit:
Die Marke ist heute deshalb so von Bedeutung, da es in den 1920ern weltweit als erste Herrenmodemarke überhaupt galt. Und um dieses unverwechselbare Parfum schätzen zu können, sollte man sich mit der Geschichte dieses traditionsreichen Hauses auseinandersetzen. Denn man kann nur den Hut vor den Unternehmern ziehen, die immer wieder die Fahne des Namens Knize hochhielten und dafür gesorgt haben, dass er dank seiner Nachfolger sich nie unterkriegen lassen hat und wie ein Stehaufmännchen für seine Werte und Prinzipieren gekämpft hat.
Nicht nur aufgrund der Historie hat man es im "Knize Ten" mit einem Stück Duftgeschichte zu tun. Dieses herb-markante Parfum verkörpert Tradition, Klasse und Stil wie wenige andere und gehört mit seiner komplexen Komposition - wie ich finde - im Prinzip in jede klassisch geprägte Herrenkollektion.
Für mein Dafürhalten bildet er in seiner Gesamtheit eine Art Gegenpart zu klassischen Düften anderer renommierter Duftländer wie Frankreich, Italien oder England.
Ein fürstliches Parfum aus dem schönen kleinen Österreich.
[...]
Vielen Dank für's Lesen!
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