11.02.2017 - 12:53 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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73
Hirtenidylle
Unkommentierte Düfte No. 94
Seit Langem hat mich kein Duft mehr so fasziniert und von Anfang an so gefesselt wie dieser. Dass Bucoliques de Provence noch nicht in meiner Sammlung gelandet ist, hat zwei Gründe: L'Anarchiste (Caron) und Ael-Mat (Lostmarc'h). Beide Düfte sind als Idee BdP nahe und doch nicht direkt vergleichbar. Um es noch einmal deutlich zu sagen: BdP ist kein Duftzwilling von Ael-Mat oder von L'Anarchiste, aber es gibt Parallelen, was die Konzeption dieser Düfte anbelangt.
Zum einen: Bei allen drei Düften handelt es sich um olfaktorische Idyllen: Naturidyllen; Hirtenidylle, so die deutsche Übersetzung dieses Duftes. Was ist das eigentlich? Hirtenidyllen sind lyrische oder bildliche Darstellungen antiker Hirtenszenen. Der Hirte bei seinen Tieren in der Natur: verklärt, ideal, sorgenfrei, gelegentlich erotisch. Diese Tradition führt von der Antike über die Renaissance (die ja die Traditionen der Antike aufgreift), in die Barockzeit und die Aufklärung. Dies als Duft zu fassen, scheint überambitioniert, wenn nicht geradezu abwegig, lässt sich aber vielleicht doch durch ein Konzept der sanften Töne (Kamille, Lavendel, Hesperidien, Iris, helle Blüten), und krautig-ländlicher Töne (Stichworte Gewürzgarten, Wiesenblumen) ganz gut greifbar machen. So gesehen ist auch der Name dieses Duftes (Bucoliques de Provence) gerechtfertigt und nachvollziehbar.
Zum anderen: Ich postuliere, dass in allen drei Düften unverzichtbar Lavendel und Kamille enthalten ist, auch wenn sie nicht immer genannt werden. Mir scheint jedenfalls die "Idee" der Kamille in allen drei Düften erkennbar und zu einem beruhigenden, besänftigenden Ton zu führen, der die drei Düfte mit einem olfaktorischen Band verbindet.
In BdP kommt zudem die Iris hinzu, die mit ihrem hell-pudrigen Ton eine weitere ruhig-sanfte Note beisteuert und den Duft weiter herabdimmt, so als läge eine beginnenden Dämmerung auf einer Wiesenszene.
Warum hier in den Statements die Lavendelnote so stark betont wird, weiß ich eigentlich nicht, denn Lavendel hat häufig einen scharf-hellen, sauberen Ton, der diesem Duft hier fast gänzlich fehlt. Hier sind die Lavendeltöne besänftigend, artifiziell überformt, durch die Iris impressionistisch weicher gezeichnet.
Bucoliques de Provence beruhigt, lässt die Gedanken frei; man kann sich sehr gut eine Wiese vorstellen, auf der man auf dem Rücken liegt und in den Himmel schaut: um dich herum Gräser, hell-sanfte Blütengerüche, in der Ferne Schafe. Das klingt (als Bild) nach Kitsch und nicht umsonst wird die Idylle von postmodernen Menschen häufig gerade damit assoziiert (in früheren Zeiten war das ganz anders; siehe oben). Als Duft funktioniert das aber so perfekt, dass diese beruhigenden, besänftigenden Töne in einer Zeit des hohen Tempos, der aggressiven Medienpräsenz und der kurzlebigen Moden fast schon revolutionär sind. Nicht umsonst heißt eben jener Duft, der BdP besonders ähnlich ist, L'Anarchiste - und nicht anders. Da schließt sich ein Kreis: vom alternativen Leben in der Natur (L'Artisan) ist es nicht weit zur Anarchie (Caron) und damit zur kritischen Betrachtung gesellschaftlicher Strukturen und unserer Mainstreamkultur.
Seit Langem hat mich kein Duft mehr so fasziniert und von Anfang an so gefesselt wie dieser. Dass Bucoliques de Provence noch nicht in meiner Sammlung gelandet ist, hat zwei Gründe: L'Anarchiste (Caron) und Ael-Mat (Lostmarc'h). Beide Düfte sind als Idee BdP nahe und doch nicht direkt vergleichbar. Um es noch einmal deutlich zu sagen: BdP ist kein Duftzwilling von Ael-Mat oder von L'Anarchiste, aber es gibt Parallelen, was die Konzeption dieser Düfte anbelangt.
Zum einen: Bei allen drei Düften handelt es sich um olfaktorische Idyllen: Naturidyllen; Hirtenidylle, so die deutsche Übersetzung dieses Duftes. Was ist das eigentlich? Hirtenidyllen sind lyrische oder bildliche Darstellungen antiker Hirtenszenen. Der Hirte bei seinen Tieren in der Natur: verklärt, ideal, sorgenfrei, gelegentlich erotisch. Diese Tradition führt von der Antike über die Renaissance (die ja die Traditionen der Antike aufgreift), in die Barockzeit und die Aufklärung. Dies als Duft zu fassen, scheint überambitioniert, wenn nicht geradezu abwegig, lässt sich aber vielleicht doch durch ein Konzept der sanften Töne (Kamille, Lavendel, Hesperidien, Iris, helle Blüten), und krautig-ländlicher Töne (Stichworte Gewürzgarten, Wiesenblumen) ganz gut greifbar machen. So gesehen ist auch der Name dieses Duftes (Bucoliques de Provence) gerechtfertigt und nachvollziehbar.
Zum anderen: Ich postuliere, dass in allen drei Düften unverzichtbar Lavendel und Kamille enthalten ist, auch wenn sie nicht immer genannt werden. Mir scheint jedenfalls die "Idee" der Kamille in allen drei Düften erkennbar und zu einem beruhigenden, besänftigenden Ton zu führen, der die drei Düfte mit einem olfaktorischen Band verbindet.
In BdP kommt zudem die Iris hinzu, die mit ihrem hell-pudrigen Ton eine weitere ruhig-sanfte Note beisteuert und den Duft weiter herabdimmt, so als läge eine beginnenden Dämmerung auf einer Wiesenszene.
Warum hier in den Statements die Lavendelnote so stark betont wird, weiß ich eigentlich nicht, denn Lavendel hat häufig einen scharf-hellen, sauberen Ton, der diesem Duft hier fast gänzlich fehlt. Hier sind die Lavendeltöne besänftigend, artifiziell überformt, durch die Iris impressionistisch weicher gezeichnet.
Bucoliques de Provence beruhigt, lässt die Gedanken frei; man kann sich sehr gut eine Wiese vorstellen, auf der man auf dem Rücken liegt und in den Himmel schaut: um dich herum Gräser, hell-sanfte Blütengerüche, in der Ferne Schafe. Das klingt (als Bild) nach Kitsch und nicht umsonst wird die Idylle von postmodernen Menschen häufig gerade damit assoziiert (in früheren Zeiten war das ganz anders; siehe oben). Als Duft funktioniert das aber so perfekt, dass diese beruhigenden, besänftigenden Töne in einer Zeit des hohen Tempos, der aggressiven Medienpräsenz und der kurzlebigen Moden fast schon revolutionär sind. Nicht umsonst heißt eben jener Duft, der BdP besonders ähnlich ist, L'Anarchiste - und nicht anders. Da schließt sich ein Kreis: vom alternativen Leben in der Natur (L'Artisan) ist es nicht weit zur Anarchie (Caron) und damit zur kritischen Betrachtung gesellschaftlicher Strukturen und unserer Mainstreamkultur.
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