23.03.2013 - 22:15 Uhr
Aava
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Aava
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27
La Bohème auf der Bohrinsel
Wär ich ein Mann, dann wär ich Geheimagent, Taschendieb oder Pokerspieler. Vielleicht auch Fremdenlegionär, Wallstreet-Broker oder Lonesome Cowboy. Oder sogar Maschinist auf einer Bohrinsel, irgendwo auf weiter See. Ich würde im Maschinenraum an Maschinen rumschrauben, mit einem ölverschmierten Tuch in der hinteren Hosentasche, derben Boots, freiem Oberkörper, bepackt mit furchtbar vielen Muskeln. Und ich würde dann mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nach Patchouli Bohème riechen.
Der Auftakt von Patchouly Bohème ist fies, biestig und ölig. Schmierig, tiefschwarz, dunkel, böse und gemein. Der Duft kriecht über meine Haut, setzt sich in die Poren, umschließt und verklebt die feinen Häarchen auf meinem Arm, lebt wie eine mikroskopisch kleine Alienspinne auf mir drauf und saugt sich fest. Was ist das, was sofort diesen ölig schmierigen und tiefschwarzen Eindruck erzeugt, dieses Amorphe und Zähflüssige? Geraniumblätter und Hölzer? Aber dann bitte in Teer getränkt. Und mit kleingehäckselten Schrauben, Motoröl, Krötenbeinen und Spucke dazu. Erklären kann ich mir diese explosiv dunkelölige Kopfnote eigentlich nur darüber, dass die Geraniumblätter und Hölzer, dezent rauchig und süßlich akzentuiert, in meiner Nase einen leicht kampherartigen Dufteindruck ergeben, der zähflüssig, metallisch und sehr dunkel anmutet. Ich schätze, dass hier also schon einzelne Noten durchblitzen, die im späteren Duftverlauf noch präsenter werden: Der rauchig herbe Tabak und die Süße des harzigen Tolubalsam bzw. der Tonkabohne. Völlig faszinierend ist die Kopfnote von Patchouly Bohème also in jedem Fall und das Kopfkino kurbelt sie auch direkt an: Der Typ auf der Bohrinsel, Brad Pitt in seiner ersten Levis Werbung, der Automechaniker, der auf gar keinen Fall reden aber weiter rumschrauben soll… Sexed-Up ist diese ziemlich langlebige Kopfnote und überhaupt der ganze Duft.
Deutlich wird auch schon gleich, dass der Duft ein echtes Statement ist. Patchouly Bohème ist ein klares Wort und eine deutliche Aussage. Sowas riecht und trägt man nicht alle Tage. Wer ist also dieser Laurent Mazzone, der so ungewöhnliche und dunkle Düfte kreiert und der mit solchen Parfumeursgrößen wie Mona di Orio, Richard Ibanez, Jerome Epinette oder Olivia Giacobetti zusammen arbeitet? Viel erfährt man über ihn nicht, außer dass er mal in Mode gemacht und zuerst Duftkerzen hergestellt hat, dann erst zum Parfum kam, obwohl schon immer von Düften fasziniert. Dunkel-düster in Schwarz und Rot aber auch flashanimiert und irgendwie funkelnd verspielt präsentiert sich seine Webseite und die schwarzen Flakons seiner Parfumlinie in einem schlichten, eher zurückhaltenden Design. Da gibt es ansonsten nicht viel mehr über ihn zu erfahren, außer vielleicht, dass seine Düfte also ein ähnliches Statement nach Außen darstellen sollen wie Mode und Accessoires. Ein Duftaccessoire, um das Außergewöhnliche, Individuelle, die Dark Side einer jeden Persönlichkeit zu unterstreichen.
Balsamisch, sich zäh dahin ziehend und harzig, mit einem leicht metallischen Twist, einer rauchigen Komponente und einer ledrig-erdig wärmenden Tiefe entwickelt sich Patchouly Bohème weiter. Zibetartig wirkt diese ungewöhnliche Mélange, die je nachdem, ob einmal die warme, ledrig-erdige Tiefe oder die harzig-rauchige Süße im Vordergrund steht, mal an Jicky, mal an Shalimar und ja, auch an Ciste 18 von Le Labo erinnert. Nach dem ganzen Nasenflimmern und Wimpernklimpern der eher testosteronlastigen Kopfnote wird Patchouly Bohème hier auch deutlich unisex. Es wird süßer, noch harziger, wärmer, erdiger. Und es wird bohémien, elegant. Der Typ von der Bohrinsel hat plötzlich einen schicken Anzug an, wenn auch immer noch einen Drei-Tage-Bart, und an seinem Arm begleitet ihn eine mysteriöse, dunkelhaarige Frau. Beide sind gemeinsam wie auch jeder für sich ungewöhnlich, beide ziehen Blicke auf sich. Ein aufregender Duft für eine ungewöhnliche Nacht, den besonderen Moment, die Intimität und die Extrovertiertheit gleichzeitig.
Patchouly Bohème ist für einen ausgewiesenen Patchouliduft relativ ungewöhnlich, da das Patchouli für mich über eine recht lange Strecke des Duftes erst einmal nicht eindeutig als Hauptakteur zu erkennen ist. Erstaunlich für ein Parfum, das in seinem Namen sogar schon auf die Hauptkomponente verweist, welche dann aber im tatsächlichen Dufteindruck erst mal nur eine gut eingebundene Nebensache darstellt. Und auch im weiteren Verlauf ist das Patchouli zwar deutlich erkennbar aber so eng mit dem Harz, der leicht vanilligen Süße der Tonkabohne und der Wärme des Leders verbunden, dass Patchouli Bohème alles andere als ein weiterer Patchkracher ist. Patchouly Bohème ist eher ein sehr gut haltbarer, deutlich präsenter Unisexduft, der trotz der gewöhnungsbedürftigen Kopfnote einem sehr harmonischen Duftverlauf folgt und eine sinnliche Tiefe entwickelt, die man so nicht allzu oft findet. Ein großes Parfum, nicht unbedingt für jeden Tag, aber für besondere, etwas außergewöhnliche Tage und Nächte.
Ich muss also gar kein Mann sein, um im Maschinenraum einer Bohrinsel an irgendwelchen Maschinen rumschrauben zu können. Mit Patchouly Bohème kann ich das auch als Frau, sogar im Abendkleid…
Der Auftakt von Patchouly Bohème ist fies, biestig und ölig. Schmierig, tiefschwarz, dunkel, böse und gemein. Der Duft kriecht über meine Haut, setzt sich in die Poren, umschließt und verklebt die feinen Häarchen auf meinem Arm, lebt wie eine mikroskopisch kleine Alienspinne auf mir drauf und saugt sich fest. Was ist das, was sofort diesen ölig schmierigen und tiefschwarzen Eindruck erzeugt, dieses Amorphe und Zähflüssige? Geraniumblätter und Hölzer? Aber dann bitte in Teer getränkt. Und mit kleingehäckselten Schrauben, Motoröl, Krötenbeinen und Spucke dazu. Erklären kann ich mir diese explosiv dunkelölige Kopfnote eigentlich nur darüber, dass die Geraniumblätter und Hölzer, dezent rauchig und süßlich akzentuiert, in meiner Nase einen leicht kampherartigen Dufteindruck ergeben, der zähflüssig, metallisch und sehr dunkel anmutet. Ich schätze, dass hier also schon einzelne Noten durchblitzen, die im späteren Duftverlauf noch präsenter werden: Der rauchig herbe Tabak und die Süße des harzigen Tolubalsam bzw. der Tonkabohne. Völlig faszinierend ist die Kopfnote von Patchouly Bohème also in jedem Fall und das Kopfkino kurbelt sie auch direkt an: Der Typ auf der Bohrinsel, Brad Pitt in seiner ersten Levis Werbung, der Automechaniker, der auf gar keinen Fall reden aber weiter rumschrauben soll… Sexed-Up ist diese ziemlich langlebige Kopfnote und überhaupt der ganze Duft.
Deutlich wird auch schon gleich, dass der Duft ein echtes Statement ist. Patchouly Bohème ist ein klares Wort und eine deutliche Aussage. Sowas riecht und trägt man nicht alle Tage. Wer ist also dieser Laurent Mazzone, der so ungewöhnliche und dunkle Düfte kreiert und der mit solchen Parfumeursgrößen wie Mona di Orio, Richard Ibanez, Jerome Epinette oder Olivia Giacobetti zusammen arbeitet? Viel erfährt man über ihn nicht, außer dass er mal in Mode gemacht und zuerst Duftkerzen hergestellt hat, dann erst zum Parfum kam, obwohl schon immer von Düften fasziniert. Dunkel-düster in Schwarz und Rot aber auch flashanimiert und irgendwie funkelnd verspielt präsentiert sich seine Webseite und die schwarzen Flakons seiner Parfumlinie in einem schlichten, eher zurückhaltenden Design. Da gibt es ansonsten nicht viel mehr über ihn zu erfahren, außer vielleicht, dass seine Düfte also ein ähnliches Statement nach Außen darstellen sollen wie Mode und Accessoires. Ein Duftaccessoire, um das Außergewöhnliche, Individuelle, die Dark Side einer jeden Persönlichkeit zu unterstreichen.
Balsamisch, sich zäh dahin ziehend und harzig, mit einem leicht metallischen Twist, einer rauchigen Komponente und einer ledrig-erdig wärmenden Tiefe entwickelt sich Patchouly Bohème weiter. Zibetartig wirkt diese ungewöhnliche Mélange, die je nachdem, ob einmal die warme, ledrig-erdige Tiefe oder die harzig-rauchige Süße im Vordergrund steht, mal an Jicky, mal an Shalimar und ja, auch an Ciste 18 von Le Labo erinnert. Nach dem ganzen Nasenflimmern und Wimpernklimpern der eher testosteronlastigen Kopfnote wird Patchouly Bohème hier auch deutlich unisex. Es wird süßer, noch harziger, wärmer, erdiger. Und es wird bohémien, elegant. Der Typ von der Bohrinsel hat plötzlich einen schicken Anzug an, wenn auch immer noch einen Drei-Tage-Bart, und an seinem Arm begleitet ihn eine mysteriöse, dunkelhaarige Frau. Beide sind gemeinsam wie auch jeder für sich ungewöhnlich, beide ziehen Blicke auf sich. Ein aufregender Duft für eine ungewöhnliche Nacht, den besonderen Moment, die Intimität und die Extrovertiertheit gleichzeitig.
Patchouly Bohème ist für einen ausgewiesenen Patchouliduft relativ ungewöhnlich, da das Patchouli für mich über eine recht lange Strecke des Duftes erst einmal nicht eindeutig als Hauptakteur zu erkennen ist. Erstaunlich für ein Parfum, das in seinem Namen sogar schon auf die Hauptkomponente verweist, welche dann aber im tatsächlichen Dufteindruck erst mal nur eine gut eingebundene Nebensache darstellt. Und auch im weiteren Verlauf ist das Patchouli zwar deutlich erkennbar aber so eng mit dem Harz, der leicht vanilligen Süße der Tonkabohne und der Wärme des Leders verbunden, dass Patchouli Bohème alles andere als ein weiterer Patchkracher ist. Patchouly Bohème ist eher ein sehr gut haltbarer, deutlich präsenter Unisexduft, der trotz der gewöhnungsbedürftigen Kopfnote einem sehr harmonischen Duftverlauf folgt und eine sinnliche Tiefe entwickelt, die man so nicht allzu oft findet. Ein großes Parfum, nicht unbedingt für jeden Tag, aber für besondere, etwas außergewöhnliche Tage und Nächte.
Ich muss also gar kein Mann sein, um im Maschinenraum einer Bohrinsel an irgendwelchen Maschinen rumschrauben zu können. Mit Patchouly Bohème kann ich das auch als Frau, sogar im Abendkleid…
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