29.11.2015 - 13:02 Uhr
Meggi
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22
Hase und Igel
Eine Abfüllung eines raren Duftes ist weiterzugeben? Mit Weihrauch drin? Ob ich die haben wolle? Was für eine Frage! Mein herzlicher Dank dafür gebührt Gerdi.
Zum Auftakt grüßt mich sogleich ein alter Bekannter, eine helle Weihrauchnote wie von „Cardinal“, hier mit Pfeffer. Doch nach wenigen Minuten beginnt das Duchaufour-Schillern. Zart-schwebender Rauch und pastellig-nussiger rosa Pfeffer auf milder Frucht; Orange ist plausibel. Das ist so ätherisch und die Sillage ist dermaßen zurückhaltend, dass es einiger Konzentration darauf bedarf.
Eine Konzentration bei der Dosierung ist hingegen zu vermeiden. Dann nämlich treten im zwei Seltsamkeiten zutage: Nach einer Stunde ein hefiger Einschlag, in Verbindung mit der Frucht riecht das wie Alsterwasser (wahlweise Radler etc.). Verfliegt aber im Laufe der zweiten Stunde. Um die Mittagszeit kommt mir eine Art Rotwein-Note in den Sinn. Deutscher zum Beispiel - von etwas leichterer, fruchtigerer Art, meine ich. Komisch mit den Alkoholika. Na ja, wenigstens folgen wir dem alten Leitsatz: Wein auf Bier, das rat‘ ich Dir…. Zwar zieht sich auch der Rotwein irgendwann zurück, wir akzeptieren allerdings besser den dezenten Auftritt und lassen beim Auftragen Vorsicht walten, damit der Kelch direkt an uns vorübergehe….
Bei behutsamerer Anwendung entsteht die bereits benannte schwebende Mischung, angeriechts derer mir die Benennung von Zutaten sehr schwer fällt, kein Einzelfall bei Duchaufour. Weihrauch, klar. Rose geht bei solcherlei sattfruchtig-blumigen Einsprengseln praktisch immer in Ordnung. Außerdem gewinnt die Königin der Blumen ohnehin an Gewicht. Die Tabak- und Kaffee-Gedanken meiner Vorredner teile ich indes allenfalls am Rande. Für mich ist Rose/Weihrauch definitiv vornean. Eine gewisse Tee-Duftigkeit würde ich noch attestieren.
Der komplette weitere Verlauf lässt sich bei mir ebenfalls als Rose-Weihrauch-Duft charakterisieren. Dunkelrot ist die Rose geworden und ich ahne, dass der beschwipste Wein-Eindruck darin seinen Ursprung hatte. Wäre diese Rose lauter, wäre sie montale-penetrant. Maßvoll eingesetzt, ist sie in ihrer verhaltenen Opulenz ganz Grande Dame.
Verblüffenderweise scheint sich der Weihrauch gleichsam auf die Obertöne der Rose zu setzen. Der Grund ist wohl, dass es nach wie vor eher heller Weihrauch ist, der sich mit den frischen Teilen des Rosenduftes mischt, während der üppig-voluminöse, dennoch nicht minder fruchtige Part darunter umherschwappt.
Es ließe sich meines Erachtens eine Linie bilden von den diversen strikt orientalischen Rose-Weihrauch-Knallern über Frederic Malles Portrait of a Lady (auch noch recht kräftig) bis hin zu Aedes de Venustas als ätherisch-schwebender, trotzdem durch die Art der verwendeten Rose unzweifelhaft charakterlich markanten Variante des Themas.
Im Fortgang dunkelt die Weihrauch-Rosen-Note langsam ein. Opoponax, Leder und Holz als dafür Hauptverantwortlichen gelingt es freilich nicht, den Charakter des Duftes zu drehen. Er bleibt seiner Linie, obwohl bei allmählich sehr, sehr geringer Lautstärke, bis zum späten Nachmittag treu. Die Zurückhaltung des Auftritts insgesamt ist folglich keine Duft-Schwindsucht, sondern offensichtlich gewollt.
Ätherisch-schwebender Weihrauch mit einer Portion Frucht bzw. hier fruchtiger Rose. Da war doch was? Und so drängt sich ein (rein individueller) Vergleich mit Sancti von Les Liquides Imaginaires auf – zufällig hatte ich den nämlich nur ein paar Tage vorher getestet. Statt Rose ist dort Zitrusfrucht verbaut.
Knapp gesagt: Aedes de Venustas mag der abwechslungsreichere, angesichts der unschlagbaren Aromenvielfalt der Rose inhaltlich voluminösere, also der beeindruckendere der beiden Düfte sein, es war bloß schlichtweg im vorliegenden Fall Pech für ihn, dass Sancti – wie der Igel im Märchen - schon da war. Herrn Duchaufour ist die Schaffung einer derart zurückhaltenden Variation des Themas Rose-Weihrauch hoch anzurechnen, aber das weniger ausgetretene Konzept verfolgt Sancti. Den sehe ich heute mithin die eine oder andere Hasenlänge vorn.
Zum Auftakt grüßt mich sogleich ein alter Bekannter, eine helle Weihrauchnote wie von „Cardinal“, hier mit Pfeffer. Doch nach wenigen Minuten beginnt das Duchaufour-Schillern. Zart-schwebender Rauch und pastellig-nussiger rosa Pfeffer auf milder Frucht; Orange ist plausibel. Das ist so ätherisch und die Sillage ist dermaßen zurückhaltend, dass es einiger Konzentration darauf bedarf.
Eine Konzentration bei der Dosierung ist hingegen zu vermeiden. Dann nämlich treten im zwei Seltsamkeiten zutage: Nach einer Stunde ein hefiger Einschlag, in Verbindung mit der Frucht riecht das wie Alsterwasser (wahlweise Radler etc.). Verfliegt aber im Laufe der zweiten Stunde. Um die Mittagszeit kommt mir eine Art Rotwein-Note in den Sinn. Deutscher zum Beispiel - von etwas leichterer, fruchtigerer Art, meine ich. Komisch mit den Alkoholika. Na ja, wenigstens folgen wir dem alten Leitsatz: Wein auf Bier, das rat‘ ich Dir…. Zwar zieht sich auch der Rotwein irgendwann zurück, wir akzeptieren allerdings besser den dezenten Auftritt und lassen beim Auftragen Vorsicht walten, damit der Kelch direkt an uns vorübergehe….
Bei behutsamerer Anwendung entsteht die bereits benannte schwebende Mischung, angeriechts derer mir die Benennung von Zutaten sehr schwer fällt, kein Einzelfall bei Duchaufour. Weihrauch, klar. Rose geht bei solcherlei sattfruchtig-blumigen Einsprengseln praktisch immer in Ordnung. Außerdem gewinnt die Königin der Blumen ohnehin an Gewicht. Die Tabak- und Kaffee-Gedanken meiner Vorredner teile ich indes allenfalls am Rande. Für mich ist Rose/Weihrauch definitiv vornean. Eine gewisse Tee-Duftigkeit würde ich noch attestieren.
Der komplette weitere Verlauf lässt sich bei mir ebenfalls als Rose-Weihrauch-Duft charakterisieren. Dunkelrot ist die Rose geworden und ich ahne, dass der beschwipste Wein-Eindruck darin seinen Ursprung hatte. Wäre diese Rose lauter, wäre sie montale-penetrant. Maßvoll eingesetzt, ist sie in ihrer verhaltenen Opulenz ganz Grande Dame.
Verblüffenderweise scheint sich der Weihrauch gleichsam auf die Obertöne der Rose zu setzen. Der Grund ist wohl, dass es nach wie vor eher heller Weihrauch ist, der sich mit den frischen Teilen des Rosenduftes mischt, während der üppig-voluminöse, dennoch nicht minder fruchtige Part darunter umherschwappt.
Es ließe sich meines Erachtens eine Linie bilden von den diversen strikt orientalischen Rose-Weihrauch-Knallern über Frederic Malles Portrait of a Lady (auch noch recht kräftig) bis hin zu Aedes de Venustas als ätherisch-schwebender, trotzdem durch die Art der verwendeten Rose unzweifelhaft charakterlich markanten Variante des Themas.
Im Fortgang dunkelt die Weihrauch-Rosen-Note langsam ein. Opoponax, Leder und Holz als dafür Hauptverantwortlichen gelingt es freilich nicht, den Charakter des Duftes zu drehen. Er bleibt seiner Linie, obwohl bei allmählich sehr, sehr geringer Lautstärke, bis zum späten Nachmittag treu. Die Zurückhaltung des Auftritts insgesamt ist folglich keine Duft-Schwindsucht, sondern offensichtlich gewollt.
Ätherisch-schwebender Weihrauch mit einer Portion Frucht bzw. hier fruchtiger Rose. Da war doch was? Und so drängt sich ein (rein individueller) Vergleich mit Sancti von Les Liquides Imaginaires auf – zufällig hatte ich den nämlich nur ein paar Tage vorher getestet. Statt Rose ist dort Zitrusfrucht verbaut.
Knapp gesagt: Aedes de Venustas mag der abwechslungsreichere, angesichts der unschlagbaren Aromenvielfalt der Rose inhaltlich voluminösere, also der beeindruckendere der beiden Düfte sein, es war bloß schlichtweg im vorliegenden Fall Pech für ihn, dass Sancti – wie der Igel im Märchen - schon da war. Herrn Duchaufour ist die Schaffung einer derart zurückhaltenden Variation des Themas Rose-Weihrauch hoch anzurechnen, aber das weniger ausgetretene Konzept verfolgt Sancti. Den sehe ich heute mithin die eine oder andere Hasenlänge vorn.
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