06.10.2020 - 18:24 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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Wie ein Honigkuchenpferd
Vor zwei, drei Wochen noch an die dreißig Grad, auch gestern noch mal 24 zur Nachmittagszeit, und heute hab ich erstmals in dieser Saison Schal getragen und am Abend im Büro die Schreibtischlampe angeschaltet. Also: Zeit für die Winterdüfte!
Rappelle-Toi ist ein Duft, von dem ich schon seit fast 2 Jahren eine 10-ml-Miniatur besitze, die noch immer ziemlich voll ist. Ich trage ihn also nicht oft, aber wenn, dann immer sehr gerne. Ich kam nie auf den Gedanken, ihn wegzugeben. Ich liebe ihn irgendwie, obwohl er nicht mein klassisches Beuteschema ist.
Er ist für mich ein Honigduft, und zwar ein ganz sämiger, herber Waldhonig. Unbedingt süß, unbedingt viskos-harzig (im übertragenen Sinne, der Sprühkopf verklebt natürlich nicht), aber niemals spitzig-zuckersüß, sondern schön dunkel und würzig. Und das nicht nur in der Basisnote, wie hier angegeben, sondern vom ersten Moment an, wie ich den Duft überhaupt eher linear (oder allenfalls als sanft sich entfaltend) empfinde denn als heftig changierend oder dynamisch sich entwickelnd. Honig also als Rückgrat, so paradox es klingt.
Darum gruppieren sich allerlei - ebenfalls eher dunkle, winterliche - Gewürze: Kardamom (eine typische Zutat der als Pfefferkuchen oder Honigkuchen bekannten Spezerei), Wacholder (der Rappelle-Toi eine herbe, männliche Note verleiht und, neben anderem, den Duft vor dem Umkippen ins Süßliche oder Damenhafte bewahrt) und zweierlei Pfeffer (als harter Widerpart zum weichen Honig; er ist übrigens im Pfefferkuchen traditionell nicht drin, auch wenn der so heißt).
Andere sehen die Gardenie als Zentrum des Duftes, ja nehmen Rappelle-Toi als fast so etwas wie einen Gardenien-Soliflor wahr. Dass es bei mir der Honig ist, mag damit zusammenhängen, dass ich kaum Gardenienerfahrung habe und diese Note vielleicht nicht genau wiedererkenne (obwohl ich an ein paar Düften wie Cruel Gardenia von Guerlain mal geschnuppert habe). Kräftig (unspezifisch) blumig mutet mir Rappelle-Toi auch an, ein schwerer Blumenduft, aber wahrlich kein erstickender. Und einer, der sehr gut mit dem Honigkuchen harmoniert.
Alles in allem: Würziger Honigseim mit einer Dosis Schärfe und kongenialen Blüten. Immer üppig und kraftvoll, nie schwülstig oder drückend. Stelle ich ihn mir als Farbe vor, ist er heller als der dunkle Waldhonig, nach dem er riecht: Mittelbraun leuchtender Bernstein.
Dass mein vor etwa 2 Jahren geschriebenes Statement mit "Für echte Männer!" endet, ist bei dieser Ausgangslage natürlich ein ganz klein wenig augenzwinkernd. Aber falsch ist es auch nicht. Au contraire, au contraire! Nicht zu stark dosiert, in der richtigen Jahreszeit (jetzt) und zur rechten Gelegenheit und in der rechten Stimmung (kein Reviermarkierer für den knallharten Geschäftsabschluss, aber auch kein Kuschelpuschenduft; eher etwas für Momente der ruhigen, festen, aber auch ein wenig driftenden Konzentration) braucht sich mit diesem Artisan Pafumeur kein Kerl schlecht beduftet zu fühlen. Und darf ad libitum breit grinsen wie ein Honigkuchenpferd.
Rappelle-Toi ist ein Duft, von dem ich schon seit fast 2 Jahren eine 10-ml-Miniatur besitze, die noch immer ziemlich voll ist. Ich trage ihn also nicht oft, aber wenn, dann immer sehr gerne. Ich kam nie auf den Gedanken, ihn wegzugeben. Ich liebe ihn irgendwie, obwohl er nicht mein klassisches Beuteschema ist.
Er ist für mich ein Honigduft, und zwar ein ganz sämiger, herber Waldhonig. Unbedingt süß, unbedingt viskos-harzig (im übertragenen Sinne, der Sprühkopf verklebt natürlich nicht), aber niemals spitzig-zuckersüß, sondern schön dunkel und würzig. Und das nicht nur in der Basisnote, wie hier angegeben, sondern vom ersten Moment an, wie ich den Duft überhaupt eher linear (oder allenfalls als sanft sich entfaltend) empfinde denn als heftig changierend oder dynamisch sich entwickelnd. Honig also als Rückgrat, so paradox es klingt.
Darum gruppieren sich allerlei - ebenfalls eher dunkle, winterliche - Gewürze: Kardamom (eine typische Zutat der als Pfefferkuchen oder Honigkuchen bekannten Spezerei), Wacholder (der Rappelle-Toi eine herbe, männliche Note verleiht und, neben anderem, den Duft vor dem Umkippen ins Süßliche oder Damenhafte bewahrt) und zweierlei Pfeffer (als harter Widerpart zum weichen Honig; er ist übrigens im Pfefferkuchen traditionell nicht drin, auch wenn der so heißt).
Andere sehen die Gardenie als Zentrum des Duftes, ja nehmen Rappelle-Toi als fast so etwas wie einen Gardenien-Soliflor wahr. Dass es bei mir der Honig ist, mag damit zusammenhängen, dass ich kaum Gardenienerfahrung habe und diese Note vielleicht nicht genau wiedererkenne (obwohl ich an ein paar Düften wie Cruel Gardenia von Guerlain mal geschnuppert habe). Kräftig (unspezifisch) blumig mutet mir Rappelle-Toi auch an, ein schwerer Blumenduft, aber wahrlich kein erstickender. Und einer, der sehr gut mit dem Honigkuchen harmoniert.
Alles in allem: Würziger Honigseim mit einer Dosis Schärfe und kongenialen Blüten. Immer üppig und kraftvoll, nie schwülstig oder drückend. Stelle ich ihn mir als Farbe vor, ist er heller als der dunkle Waldhonig, nach dem er riecht: Mittelbraun leuchtender Bernstein.
Dass mein vor etwa 2 Jahren geschriebenes Statement mit "Für echte Männer!" endet, ist bei dieser Ausgangslage natürlich ein ganz klein wenig augenzwinkernd. Aber falsch ist es auch nicht. Au contraire, au contraire! Nicht zu stark dosiert, in der richtigen Jahreszeit (jetzt) und zur rechten Gelegenheit und in der rechten Stimmung (kein Reviermarkierer für den knallharten Geschäftsabschluss, aber auch kein Kuschelpuschenduft; eher etwas für Momente der ruhigen, festen, aber auch ein wenig driftenden Konzentration) braucht sich mit diesem Artisan Pafumeur kein Kerl schlecht beduftet zu fühlen. Und darf ad libitum breit grinsen wie ein Honigkuchenpferd.
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