18.05.2014 - 14:35 Uhr
Meggi
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Die Orange, die nicht Karl-Heinz heißt
Séville à l'Aube ist mein Lieblingsduft an meiner Frau. Dennoch habe ich ihn auch persönlich mal draufgetan, sicherheitshalber vorerst nur auf den Handrücken. Immerhin stand er hier lange als unisex, wenngleich L’Artisan das anders sah – ist ja inzwischen geändert. Also: mein erster Kommi zu einem erklärtermaßen femininen Duft.
Direkt nach dem Aufsprühen nehme ich eine Pflanzennote wahr, die ich zuvor nicht bemerkt habe. Zerriebene Blätter oder Stängel – Pflanzensaft unterschreibe ich als Zutat sofort. Doch schon nach wenigen Minuten schlägt die Orange zu. Zwar zunächst zart, wie die Faust-auf-Faust-Hand von Klaus Lage; allerdings ist die herannahende Wucht bereits zu erahnen. Rund eine halbe Stunde lang lässt die Gute die anderen Bestandteile ein wenig machen und zappeln, bevor sie final klärt, wer in der Mischung das Sagen hat. In dieser Zeit, ungefähr der zweiten Viertelstunde, erinnert der Geruch an eine Orangencreme, vor der Paul Bocuse niederknien würde. Nicht bloß die Creme duftet, sondern ebenso das Blättchen obendrauf; mal keine Minze wie im Allerwelts-Nachtisch, stattdessen würziger und zugleich pflanzenbetonter. Ein Traum!
Dann endlich zeigt sich Madame Orange in ganzer Pracht mit Blüte und einem Spritzerchen Frucht, als vollendete Diva betritt sie die Bühne. Und ich weiß, wie sie mit Vornamen heißt! Da kommt mir just dieses Lied „Der lustige Astronaut“ von den Ärzten in den Sinn mit der Zeile: „Ich weiß, dass Mr. Spock mit Vornamen Karl-Heinz heißt.“ Warum ist mir diese Note nicht vorher aufgefallen? Es bedurfte wohl der eigenen Haut, dort ist es vollkommen unüberriechbar – in die Pyramide hatte ich bis dato nicht geguckt. Diese Orange heißt definitiv nicht Karl-Heinz, die heißt Jasmin. In die duftig-florale Parfüm-Ausprägung davon habe ich mich regelrecht verrochen. Hab‘ ich Dich! Deshalb mochte ich den Duft von Anfang an lieber als die diversen anderen Wässerchen meiner Angetrauten.
Unglücklicherweise ist echter Jasmin bei uns nicht zuverlässig wintertauglich. Ich muss mich im Garten daher mit dem botanisch nicht verwandten, gelegentlich als „Duft-Jasmin“ bezeichneten Pfeifenstrauch (Philadelphus) zufrieden geben, der wenigstens intensiv und vor allem durchaus recht ähnlich riecht. Womöglich ist er ja ebenfalls dabei, „weiße Blüten“ - von deren Anwesenheit L’Artisan selbst gleichwohl nichts verrät - bietet diesbezüglich der Phantasie viel Spielraum.
Orange und Jasmin gemeinsam riechen köstlich. Fruchtig-floral, klar, indes nicht auf süßlich-matschige Apfelsinen-Weise, vielmehr edel abgerundet von den jeweils strengeren Geruchsbestandteilen. Bitterorange grüßt aus derselben Ecke. Das Bienenwachs bindet die übrigen Zutaten nicht nur schön aneinander, es liefert auch einen verblüffend ähnlichen Geruch. Vorzüglich fügt es sich in den Jasmin-Orangen-Eindruck ein und rundet ihn exzellent ab. Lange hält sich diese Note, rund fünf, sechs Stunden, unmittelbar auf der Haut ist zudem immer noch die Pflanzen-Anmutung des Beginns spürbar, bevor die Basis durchschimmert.
Behutsam schleichen sich nun diverse Harz-Eindrücke in den Duft, aber derart mild, dass nie die sanft-süße Wucht in Gefahr ist. Die Rose muss sich mit einer Nebenrolle begnügen (sowas passiert ihr im Beet allenfalls als Begleitung Hohen Rittersporns). Dies ist nicht der lauteste Teil des Duftes, jedoch der eindrucksvollste: Orange und Jasmin in einem Wachsbett, weich umspielt von einem Rest pflanzlichen Grüns und eingewoben in einen Schleier aus duftig-rauchigen Harz-Noten. Stundenlang geht das so weiter und hebt die Haltbarkeit in einen sehr guten Bereich.
Fazit: Völlig untragbar. Geht für mich gaaaaaaanich. Leider. Gehört nämlich meiner Frau und zu meiner Frau. Ansonsten: Für Herren hart an der Grenze, vielleicht ein Füßchen drüber, für Damen unbedingte Test-Befehlung!
Direkt nach dem Aufsprühen nehme ich eine Pflanzennote wahr, die ich zuvor nicht bemerkt habe. Zerriebene Blätter oder Stängel – Pflanzensaft unterschreibe ich als Zutat sofort. Doch schon nach wenigen Minuten schlägt die Orange zu. Zwar zunächst zart, wie die Faust-auf-Faust-Hand von Klaus Lage; allerdings ist die herannahende Wucht bereits zu erahnen. Rund eine halbe Stunde lang lässt die Gute die anderen Bestandteile ein wenig machen und zappeln, bevor sie final klärt, wer in der Mischung das Sagen hat. In dieser Zeit, ungefähr der zweiten Viertelstunde, erinnert der Geruch an eine Orangencreme, vor der Paul Bocuse niederknien würde. Nicht bloß die Creme duftet, sondern ebenso das Blättchen obendrauf; mal keine Minze wie im Allerwelts-Nachtisch, stattdessen würziger und zugleich pflanzenbetonter. Ein Traum!
Dann endlich zeigt sich Madame Orange in ganzer Pracht mit Blüte und einem Spritzerchen Frucht, als vollendete Diva betritt sie die Bühne. Und ich weiß, wie sie mit Vornamen heißt! Da kommt mir just dieses Lied „Der lustige Astronaut“ von den Ärzten in den Sinn mit der Zeile: „Ich weiß, dass Mr. Spock mit Vornamen Karl-Heinz heißt.“ Warum ist mir diese Note nicht vorher aufgefallen? Es bedurfte wohl der eigenen Haut, dort ist es vollkommen unüberriechbar – in die Pyramide hatte ich bis dato nicht geguckt. Diese Orange heißt definitiv nicht Karl-Heinz, die heißt Jasmin. In die duftig-florale Parfüm-Ausprägung davon habe ich mich regelrecht verrochen. Hab‘ ich Dich! Deshalb mochte ich den Duft von Anfang an lieber als die diversen anderen Wässerchen meiner Angetrauten.
Unglücklicherweise ist echter Jasmin bei uns nicht zuverlässig wintertauglich. Ich muss mich im Garten daher mit dem botanisch nicht verwandten, gelegentlich als „Duft-Jasmin“ bezeichneten Pfeifenstrauch (Philadelphus) zufrieden geben, der wenigstens intensiv und vor allem durchaus recht ähnlich riecht. Womöglich ist er ja ebenfalls dabei, „weiße Blüten“ - von deren Anwesenheit L’Artisan selbst gleichwohl nichts verrät - bietet diesbezüglich der Phantasie viel Spielraum.
Orange und Jasmin gemeinsam riechen köstlich. Fruchtig-floral, klar, indes nicht auf süßlich-matschige Apfelsinen-Weise, vielmehr edel abgerundet von den jeweils strengeren Geruchsbestandteilen. Bitterorange grüßt aus derselben Ecke. Das Bienenwachs bindet die übrigen Zutaten nicht nur schön aneinander, es liefert auch einen verblüffend ähnlichen Geruch. Vorzüglich fügt es sich in den Jasmin-Orangen-Eindruck ein und rundet ihn exzellent ab. Lange hält sich diese Note, rund fünf, sechs Stunden, unmittelbar auf der Haut ist zudem immer noch die Pflanzen-Anmutung des Beginns spürbar, bevor die Basis durchschimmert.
Behutsam schleichen sich nun diverse Harz-Eindrücke in den Duft, aber derart mild, dass nie die sanft-süße Wucht in Gefahr ist. Die Rose muss sich mit einer Nebenrolle begnügen (sowas passiert ihr im Beet allenfalls als Begleitung Hohen Rittersporns). Dies ist nicht der lauteste Teil des Duftes, jedoch der eindrucksvollste: Orange und Jasmin in einem Wachsbett, weich umspielt von einem Rest pflanzlichen Grüns und eingewoben in einen Schleier aus duftig-rauchigen Harz-Noten. Stundenlang geht das so weiter und hebt die Haltbarkeit in einen sehr guten Bereich.
Fazit: Völlig untragbar. Geht für mich gaaaaaaanich. Leider. Gehört nämlich meiner Frau und zu meiner Frau. Ansonsten: Für Herren hart an der Grenze, vielleicht ein Füßchen drüber, für Damen unbedingte Test-Befehlung!
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