Franfan20
15.09.2012 - 12:28 Uhr
40
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Was von Blut und Sperma übrig blieb: Die Geschichte der Edelhure Belladonna

Prolog:
Wie einst das Alienei auf dem Poster zu Ridley Scotts Film Alien von 1979 thront der Flakon von Fame - Lady Gagas erstem Duft - auf dem Werbeplakat. Das "Ding" ist gelandet. Eine neue Spezies wird geboren. Wie im Video zu "Born This Way" gebiert "Mother Monster" eine neue "Rasse" - diesmal in Form von Parfum. Es ist die Geburtstunde der jungen Belladonna. Einer schönen, aber gefährlichen Frau - ein Mischwesen, eine Chimäre, reizvoll und tödlich - wie in den Filmen Species oder Splice. So etwas hat die Welt noch nicht gesehen. Ihre Seele ist schwarz wie der Ruhm selbst, aber nach außen hin zeigt sie sich anders, rein und schillernd. Ein Trugbild, um ihre wahre Identität zu schützen - ergo Lady Gaga in flüssig, "Liquid Gaga" sozusagen. Der Deckel erinnert an die Krallen eines Greifvogelfußes - ein bisschen mystisch, ein bisschen majestätisch. Wenn man ihn umdreht fungiert er als "Eierbecher" - so sieht der Flakon aus wie ein Fabergé-Ei.

Klingt in der Tat wie ein Old School SciFi-B-Movie. Doch die Realität entpuppt sich als reines Trugbild der Sache. An "Fame" ist per se nichts Dunkles zu erkennen. Es fällt mir sogar sehr schwer überhaupt etwas zu erkennen. Der Duft ist so dünn und unscheinbar, man kann kaum etwas von dem Ruhm Lady Gagas spüren. Sie bleibt somit weiterhin unnahbar und schwer zu durchschauen. Die Geburt der Belladonna blieb aus. Die Geschichte der Edelhure ist vorbei, bevor sie angefangen hat. Was ich wahrnehmen kann ist der ganz schwache Odeur von etwas Honig und Jasmin mit der Aprikose im Mittelpunkt. Es gibt eine Phase im "Verlauf" des Duftes, da tritt die Frucht sogar richtig aus dem dunklen Schatten heraus und wirkt leicht traubensüß, doch dieser Kreatur der Nacht gefällt es im Licht nicht, so dass sie sich blitzschnell in den Schatten zurückzieht. Und das war es schon mit dem Feuerwerk der Sinne. Nur was ist passiert? Ein Blick auf die Schöpfer des Saftes verheisst nichts Gutes, denn ich habe mit sämtlichen mir bekannten Honorine Blanc und Richard Herpin Kreationen sehr miserable Dufterfahrungen gemacht. Manchmal ist es schon seltsam, wie sich das dann in der Nase äußert. So eine nasale Katastrophe habe ich nicht erwartet. Unterm Strich bleibt bei mir nicht viel hängen, eine glatte 0-Nummer.

Was bleibt also noch von der Textur von Blut und Sperma in Fame übrig? Gut, der Duft verhält sich wie verwischtes Blut - die Farbe weicht langsam dem Luftsauerstoff und die Substanz trocknet ein. Gleiches gilt wohl für sehr dünnflüssiges Sperma. Mehr kann ich zu der Verbindung zu diesen beiden Substanzen nicht sagen.

Epilog:
In einer dunklen, verregneten Nacht in der Seitengasse einer vernebelten Straße quält sie sich mühsam aus ihrem Ei heraus. Ihr Körper ist mit Schleim bedeckt, ihr Hunger groß, doch ihre Kräfte schwach. Allein gelassen von ihrer Mutter kriecht sie über den nasskalten Asphaltboden, um kurz vor Erreichen der menschenleeren Hauptstraße ihren letzten Atemzug zu tätigen. Ihre mit Krallen besetzte Hand schlägt auf den Boden. Belladonna ist tot, sie hat es nicht aus eigener Kraft geschafft ein Opfer zu finden, um sich zu laben. Es ist still und regnet stetig. Niemand nahm Notiz von dem bizarren, außerirdischen Schauspiel.
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