11.04.2021 - 05:51 Uhr
Puderperle
30 Rezensionen
Puderperle
Top Rezension
32
Wenn das Firmament Kaugummi kaut
Süße 19 war ich, als ich zum ersten mal in der Drogerie diesem Parfum begegnete. Ich war wie angezogen von dem schönen Flakon, den ich lange in den Händen drehte und ihn bestaunte. Tief dunkelblaues Glas mit Sonne, Mond und Sternen. Der goldene matt-glänzende Deckel gab ihm diese orientalische Magie. Den wollte ich haben. Ich ging nach der Logik „Wenn der Flakon hübsch ist, dann kann der Duft nur gut sein!“ Damals gab es die 100 ml fast gratis. Mehrere Flaschen habe ich geleert.
Ich trug zu dieser Zeit fast hüftlange, hell blondierte Haare, verdichtet mit gefühlt zwei Kilo Extensions, die natürliche Sommerbräune noch zusätzlich verstärkt durch Selbstbräuner. Goldene Cowboystiefel, goldene Klimperaccessoires und eine goldene Lederjacke. Auffallen um jeden Preis. „Mehr ist mehr“, nach diesem Glaubenssatz badete ich auch in dem Inhalt des schönen Flakons, der Duft der mich bereits 15 km im Voraus ankündigte und ungebetene Gäste auf Abstand hielt.
So bin ich an einem Wochenendtrip durch Mailand flaniert. Wie stolz war ich, in die Stadt der Mode reisen und dort an den Designergeschäften Windowshopping betreiben zu dürfen. Darüber hinaus wunderte ich mich, dass die echten Designerstücke ihre Eleganz mit einem gewissen Minimalismus unterstreichen, den ich damals noch nicht zu würdigen verstand. Alte Fotos erinnern mich noch heute an diese Zeit und welches Parfum mich dort begleitete.
(Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei der italienischen Stadt der Mode, falls sie bis heute nach meinem Besuch durchlüften muss. Meine Freunde haben mir bereits verziehen.)
Was mich auf Anhieb an diesem Parfum faszinierte, war der intensive Blütenrausch mit einer Kaugummi Note in Kopf und Herz, die ich nicht wirklich zuordnen kann. Es gibt ein bis zwei Hersteller, die „versuchten“ den Duft zu kopieren, jedoch fehlt mir dort dieser Bubblegum, der ihn so einzigartig macht. Orchidee, Rose, Jasmin, Orangenblüte. Angenehme Süße. Die aufgeführten Früchte kann ich nicht definieren. Er wirkt klar und stimmig, trotz des lauten Blumenkonzerts. Der Wiedererkennungswert macht ihn zu einem Exoten. Die Sillage ist raumfüllend und stark. Die Kleidung duftet noch mehrere Tage nach dem Auftragen. Für ein Eau de Toilette sensationell.
Erwachsen zu werden hat auch durchaus seine Vorteile. Man wird reifer und geht verantwortungsvoller mit seiner Parfumdosierung und der Achtsamkeit diesbezüglich gegenüber den Mitmenschen um. Ich habe verstanden, dass weniger mehr sein kann.
Trotz der super duper Drogerie Angebote habe ich mich irgendwann an meinem ehemaligen Signatureduft satt gerochen, da meine Nase ihn selbst nicht mehr wahrgenommen hat. Mein Umfeld hat dankbar aufgeatmet.
Als ich bemerkte, dass er schon eingestellt wurde, überkam mich eine Wehmut und ich musste nochmals jagen, um zu testen, ob ich ihn noch mochte. Ein angebrochener 30 ml Flakon wurde bereits zu unverschämtem Preis gehandelt. Es überkam mich eine Reue, wie verschwenderisch bin ich mit dem wertvollen Wässerchen damals umgegangen.
Als ich diesen 30 ml Flakon in den Händen hielt und ihn aufsprühte, entfachte die alte Liebe zu neuem Feuer. Ja, ich liebe ihn immer noch, oder besser gesagt wieder. Die Pause tat uns gut.
Ich bin älter, habe erkannt, dass der Kampf gegen die natürliche Blässe mit Selbstbräuner und exzessivem Sonnenbaden nicht zu gewinnen ist. Von opulenten Accessoires und Haarverlängerung habe ich mich vor Jahren leise dankend verabschiedet.
Sun Moon Stars aber ist zeitlos und wunderschön geblieben. Und passt sich heute noch an die neuen Gegebenheiten an.
Einmal sprühen reicht. Es träg mich in lauer Sommernacht in das ferne Märchenblütenland im Orient, in dem Sonne, Mond und Sterne bei Nacht, -wenn alle schlafen- ein Wettspiel machen. Ich schaukele am Firmament in meinen goldenen Cowboystiefeln und versuche bis zum Morgengrauen die Wette um die größte Kaugummiblase zu gewinnen.
Danke an meine Lieblingsparfumeurin Sophia Grojsman für dieses einzigartige Geschenk an alle, die diesen Schatz zu würdigen wissen.
P.S. Grojsmanns Diamonds and Rubies von Eliszabeth Taylor kommt diesem Duft recht nahe, hier wurde allerdings der Kaugummi gegen einen Lippenstift ausgetauscht.
Ich trug zu dieser Zeit fast hüftlange, hell blondierte Haare, verdichtet mit gefühlt zwei Kilo Extensions, die natürliche Sommerbräune noch zusätzlich verstärkt durch Selbstbräuner. Goldene Cowboystiefel, goldene Klimperaccessoires und eine goldene Lederjacke. Auffallen um jeden Preis. „Mehr ist mehr“, nach diesem Glaubenssatz badete ich auch in dem Inhalt des schönen Flakons, der Duft der mich bereits 15 km im Voraus ankündigte und ungebetene Gäste auf Abstand hielt.
So bin ich an einem Wochenendtrip durch Mailand flaniert. Wie stolz war ich, in die Stadt der Mode reisen und dort an den Designergeschäften Windowshopping betreiben zu dürfen. Darüber hinaus wunderte ich mich, dass die echten Designerstücke ihre Eleganz mit einem gewissen Minimalismus unterstreichen, den ich damals noch nicht zu würdigen verstand. Alte Fotos erinnern mich noch heute an diese Zeit und welches Parfum mich dort begleitete.
(Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei der italienischen Stadt der Mode, falls sie bis heute nach meinem Besuch durchlüften muss. Meine Freunde haben mir bereits verziehen.)
Was mich auf Anhieb an diesem Parfum faszinierte, war der intensive Blütenrausch mit einer Kaugummi Note in Kopf und Herz, die ich nicht wirklich zuordnen kann. Es gibt ein bis zwei Hersteller, die „versuchten“ den Duft zu kopieren, jedoch fehlt mir dort dieser Bubblegum, der ihn so einzigartig macht. Orchidee, Rose, Jasmin, Orangenblüte. Angenehme Süße. Die aufgeführten Früchte kann ich nicht definieren. Er wirkt klar und stimmig, trotz des lauten Blumenkonzerts. Der Wiedererkennungswert macht ihn zu einem Exoten. Die Sillage ist raumfüllend und stark. Die Kleidung duftet noch mehrere Tage nach dem Auftragen. Für ein Eau de Toilette sensationell.
Erwachsen zu werden hat auch durchaus seine Vorteile. Man wird reifer und geht verantwortungsvoller mit seiner Parfumdosierung und der Achtsamkeit diesbezüglich gegenüber den Mitmenschen um. Ich habe verstanden, dass weniger mehr sein kann.
Trotz der super duper Drogerie Angebote habe ich mich irgendwann an meinem ehemaligen Signatureduft satt gerochen, da meine Nase ihn selbst nicht mehr wahrgenommen hat. Mein Umfeld hat dankbar aufgeatmet.
Als ich bemerkte, dass er schon eingestellt wurde, überkam mich eine Wehmut und ich musste nochmals jagen, um zu testen, ob ich ihn noch mochte. Ein angebrochener 30 ml Flakon wurde bereits zu unverschämtem Preis gehandelt. Es überkam mich eine Reue, wie verschwenderisch bin ich mit dem wertvollen Wässerchen damals umgegangen.
Als ich diesen 30 ml Flakon in den Händen hielt und ihn aufsprühte, entfachte die alte Liebe zu neuem Feuer. Ja, ich liebe ihn immer noch, oder besser gesagt wieder. Die Pause tat uns gut.
Ich bin älter, habe erkannt, dass der Kampf gegen die natürliche Blässe mit Selbstbräuner und exzessivem Sonnenbaden nicht zu gewinnen ist. Von opulenten Accessoires und Haarverlängerung habe ich mich vor Jahren leise dankend verabschiedet.
Sun Moon Stars aber ist zeitlos und wunderschön geblieben. Und passt sich heute noch an die neuen Gegebenheiten an.
Einmal sprühen reicht. Es träg mich in lauer Sommernacht in das ferne Märchenblütenland im Orient, in dem Sonne, Mond und Sterne bei Nacht, -wenn alle schlafen- ein Wettspiel machen. Ich schaukele am Firmament in meinen goldenen Cowboystiefeln und versuche bis zum Morgengrauen die Wette um die größte Kaugummiblase zu gewinnen.
Danke an meine Lieblingsparfumeurin Sophia Grojsman für dieses einzigartige Geschenk an alle, die diesen Schatz zu würdigen wissen.
P.S. Grojsmanns Diamonds and Rubies von Eliszabeth Taylor kommt diesem Duft recht nahe, hier wurde allerdings der Kaugummi gegen einen Lippenstift ausgetauscht.
8 Antworten