Lalique Le Parfum 2005 Eau de Parfum

Aava
22.02.2012 - 19:09 Uhr
25
Sehr hilfreiche Rezension
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
1
Duft

Mit Lady Lalique im Wartezimmer

Also wissen Sie werte Lady Lalique, Ihre Bekanntschaft zu machen ist ja wirklich nicht leicht. Hochachtungvoll bleibe ich deshalb auch beim Sie. Ihnen das Du anzubieten käme mir verwegen vor. Ich versichere Ihnen aber, dass ich an Sie mit vollster Hochachtung und Wertschätzung heran trete.

Auf dem Teststreifen haben Sie mir ja wirklich angsteinflößend mit diesem großen Strauß Lorbeer vor der Nase herum gewedelt. Was müssen Sie sich aber auch so knarzige Zeitgenossen an Ihre Kopf-Seite stellen? Wollen Sie mich vertreiben? Nein, da haben Sie aber nun wirklich keine Angst vor, nicht wahr? Im Gegenteil. Sie schießen ja sogar noch eine Prise Pfeffer hinterher, wodurch der Lorbeer ja erst so richtig wild wird. Auch Ihre werte Freundin, die gute alte Bergamotte kann da nicht viel helfen. Die ist einfach nicht spritzig genug, um den Lorbeer aufzuhalten. Und dann gehen Sie ganz ohne Umwege auch schon direkt zu Ihrer Vanillebasis über? Ja, wo bleibt denn da der ganze versprochene Puder und die Blumen und warum nur verstehen Sie sich mit dem Lorbeer und der Vanille so gut?

Aber nachdem Ihr ausgezeichneer Ruf Ihnen so weit voraus geeilt ist und Sie auch meiner uneingeschränkten Hochachtung versichert sein können, habe ich mich davon sehr tapfer nicht abschrecken lassen.

Trotzdem wedeln Sie mir auch beim anschließenden Hauttest schon wieder mit diesem unfreundlichen Lorbeer vor der Nase herum. Da gibt es ja wirklich kein Entkommen. Auch der Pfeffer sagt wieder Hallo und die Vanille Guten Tag.

Wissen Sie was? Nun lasse ich Sie aber erst einmal. Mir scheint, dass Sie auch gut für sich sein können. Vielleicht setze ich mich einfach mal ins Wartezimmer. Mal sehen, wie lange es dauert, bis Sie auf mich zukommen. Vielleicht kommen Sie aber auch gar nicht. Das weiß man bei Ihnen nicht so genau.

Sehen Sie, wie sehr Sie mich überrascht haben, als Sie mir dann doch Ihr Wesen offenbart haben. Lässt man Sie eine Weile, entfalten Sie ja klammheimlich Ihre wahre Natur: Die Tonkabohne setzt sich zwischen den wilden Lorbeer und die laute Vanille und stellt eine cremige Harmonie her, die ja wirklich freundlich und erhaben ist. Die Patchouli traut sich zu erblühen und aus Ihrem Herzen werte Lady Lalique reckt sich noch dazu ganz entzückend ein kleines Sträußchen Jasmin empor. Aber was eine Wohltat als die Heliotrop ihr Puderdöschen dazu öffnet und alle Beteiligten friedlich an einer reich geschmückten Festtafel vereint. Eine elegante Runde, die da in warmer Harmonie miteinander sitzt und sich so schnell nicht auflösen wird.

Na, da bin ich voller Überraschung und muss sagen: Sie machen Ihrem Ruf alle Ehre.

Aber dennoch geschätzte Dame werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie meiner Gesellschaft gar nicht bedürfen. So erhaben wie Sie sich entfalten, so erhaben stehen Sie auch über den Dingen. Ihnen ist es gleich, ob Sie gemocht werden oder nicht. Sie haben kein Verlangen nach Gefälligkeit.

Aber dann darf ich mich nun auch zurück ziehen und Ihnen ein Lebe wohl wünschen. Der Lorbeer war mir dann doch zu laut.
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