Noir Premier - Élégance Animale 1989 2014

Hofnärrin
06.05.2015 - 11:24 Uhr
8
Sehr hilfreiche Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
2
Duft

Panther im Glassarg

Lalique beschreibt Elégance Animale als glänzenden Panther, der in aller Stille seine Beute belauert.... Ein Bild, das auf der Stelle Eingang im Kopfkino findet. In meinem Kopfkino, das zugegebenermassen ein bisschen närrisch ist, gehört dieser Panther zum Besitztum eines französischen Schlossherrn und trägt ein Negligee. Ja, seufzt nur, was kann denn ich dafür? Was mich viel mehr beschäftigt ist die Frage, ob ich meiner Nase noch trauen kann. Erst vor kurzem habe ich mich in meinem Malabrigo-Kommentar mit Copaiba auseinandergesetzt, welches für mich geruchliches Neuland war - und schon glaube ich erneut Copaiba zu riechen, und zwar ohne dass er in der Duftpyramide aufgeführt wäre. Sind in meinem Hirn die (Duft)Schubladen durcheinander geraten oder wird infolge unautorisierter Sparmassnahmen ab sofort einfach nur noch die nächst beste gezogen? Mr. Google weiss, wie so oft Rat. Nein, meine Nase spinnt nicht, das in Elégance Animale meiner Meinung nach nicht zu knapp enthaltene Gurjumbalsam wird als dem Copaiba sehr ähnlich beschrieben. Auch in der Medizin wird es zu gleichen Zwecken verwendet wie Copaiba, und ausserdem stellt man daraus ebenfalls Lack und Firnis her. Gewonnen wird es aus Flügelfruchtbaum-Arten, welche vor allem in Malaysia, Sumatra und Birma vorkommen. Die Ernte ist noch ergiebiger als beim südamerikanischen Copaiba, ein einzelner Baum liefert nicht nur 50, sondern 135 bis 180 Liter Harz. Für die Produktion wird eine Höhlung in den Stamm gehauen, in der ein Feuer unterhalten wird. Dem Baum wird nach dieser Tortur vier bis fünf Jahre Erholung gewährt. So weit, so gut. Ob man den etwas bitteren, holzig-animalischen Geruch von Copaiba oder Gurjumbalsam mag, ist Geschmackssache. Ich mag ihn, und zwar sehr. Aber - von einem pappensüssen Pfirsich eröffnet und vom Anfang bis zum leider! völlig unbitteren Ende mit einer faustdicken Puderschicht überzogen, da vergeht mir die Lust an der Freude. Früchte und Blumen gehen in diesem Duft keine Verbindung mit dem Animalischen ein, geschweige denn betten sie es ein, sie liefern ihm einen Hahnenkampf bei dem der Sieger zum Vornherein feststeht. Das finde ich langweilig und unfair. Fast wär ich versucht zu sagen: Hier wird französischer Chic zelebriert, und zwar auf dem Buckel von Tieren.
Dass ich in der Werbung lese, René, Marie-Claude und Marc Lalique seien grosse Tierliebhaber gewesen, und Tiere hätten ein periodisch wiederkehrendes Element ihrer Arbeit dargestellt, vermag mich auch nicht aufzuheitern. Im einzig schlauen Kommentar, den ich auf dem Netz finde (The Candy Perfume Boy) wird lobend erwähnt, was die meisten an Elégance Animale überraschen würde, sei die Tatsache, dass es eben gerade nicht besonders animalisch sei. Im Gegenteil, es würde sich von dem anmassenden Klamauk, den die meisten animalischen Düfte auf dem Markt veranstalten würden, auf erfrischende Weise abgrenzen. Und zwar unter anderem durch teigiges Holz und die Tatsache, dass sich das Tier hier wie Plüsch anfühle. Wenn ihr mich fragt, das trifft’s auf den Punkt. Ich bin mir sicher, dass dieser Duft seine Anhänger/Innen finden wird. Was mich angeht, ich habe kein Bedürfnis, nach teigigem Holz zu riechen. Und nach Plüschtier, mag es in einem noch so eleganten schwarzen Glassarg und noch so hochpreisig daherkommen, erst recht nicht.
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