Rêve d'Infini 2016

Sniffsniff
15.04.2021 - 10:59 Uhr
20
Top Rezension
7
Flakon
8
Sillage
2
Duft

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

Wie es der Zufall so wollte, kullerte mir beim Öffnen des heutigen Duftpostumschlages ein kleines Pröbchen aus dem Hause Lalique entgegen. Rêve d'Infini. Auhauehaueha. Wenn Nomen hier tatsächlich Omen est, soll sich also nichts Geringeres als der Traum vom Unendlichen auf meiner Nasenschleimhaut manifestieren, sobald ich den Duft aus seiner Kapsel befreie. Was ich von derart hochtrabenden Namenskonzepten halte, habe ich an anderer Stelle bereits ausführlich abgearbeitet. Deshalb hier nur fragmentarisch: Wer hoch pokert, kann tief fallen.
Und so isses dann leider auch. Es hat sich ausgeträumt. Und das Erwachen ist ziemlich böse. Wenn die Unendlichkeit so riecht wie die Lalique'sche Aurelia-Eleonore der Duftwelt auf meinem Unterarm, dann wünsche ich mir ein schnelles Ende herbei. Möglichst kurz und schmerzlos.
Es ist ja eigentlich nicht meine Art, Düfte zu rezensieren, die mir nicht gefallen. Und eigentlich lasse ich mir auch immer etwas Zeit, um aus dem ersten Kennenlernen zumindest ein zartes Vertrautsein gedeihen zu lassen. Aber heute fühle ich mich olfaktorisch derart mit dem Latthammer getroffen, dass ich mein Trauma schreibtherapeutisch kanalisieren muss.
Ich rieche künstlich-wässriges Melonenkaugummi. Calone? Eimerweise! Dazu ganz viel Moschus der fiesesten Sorte. Groschenmoschus. Billig und synthetisch. Und dieses fiese Duo wird flankiert von undefinierbaren Frucht- und Blumennoten und einer hirnbohrenden Süße, die an eine auf den Küchenfliesen zerborstene Natreen-Flasche erinnert. Ich kann mich nicht daran erinnern, seit dem Test des grauenvollen Glamfume-Fusels im schwarzen Flakon einen ähnlich unschönen Duft unter der Nase gehabt zu haben.
Rêve d'Infini präsentiert sich einfach nur flach, künstlich und unglaublich preiswert. Das erinnert schon sehr stark an die schwächeren Vertreter des Drogeriesegments. Und dann kommt noch erschwerend hinzu, dass er bei mir einen ganz empfindlichen Punkt triggert: Alles an diesem Duft wirkt aufgesetzt, unecht, gestellt. Krampfhaft gut gelaunt. Immer schön frisch und adrett. Hachje, was haben wir heute wieder gute Laune. Wir strahlen ja mit der Sonne um die Wette. Bis über beide Ohren. Diese sommerliche Leichtigkeit. Suuupi. Bussi. Noch ein bisschen Plastikobst? Oh, ja, toll, ich liiiiiebe Plastikobst. Das macht uns so unbeschwert ...

So, ich muss jetzt ein Waschbecken aufsuchen, um mich des Duftes zu entledigen. Dunkle Kopfschmerzwolken ziehen über meinen Schläfen auf. Und zum Thema Ewigkeit ist ja auch alles gesagt.
10 Antworten