Arpège 1993 Eau de Parfum

Version von 1993
Violett
04.12.2021 - 18:08 Uhr
40
Top Rezension
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft

Reise in die Nacht

Die Champagnergläser klirren,
zahlreiche Kerzen tauchen den Raum feierliches Licht.
edle Perser dämpfen die Geräusche der illustren Gesellschaft,
das Lachen, die Unterhaltungen, die Schritte.
In voller Pracht erstrahlt der kristall-funkelnde Kronleuchter hoch über den Köpfen.
Üppige Blumenarrangements, Obstschalen, aufmerksame Bedienstete.
Der Abend ist noch jung. Nur eine Frage der Zeit, wann der Vorhang der Scheinheiligkeiten fällt.
Sie, die nie wird arbeiten müssen, steht im Schatten.
Eine Fremde in dieser allzu vertrauten Umgebung.
All dieser Reichtum, was ist er letzten Endes wert ?
Nichts.
Ihr Weg führt weg von hier.
Eine Flucht in die Nacht.
Schwarz ,wie die Schatten eines Raumes, einzig erhellt vom tanzend, goldenen Licht einer Kerze.
Schwarz, wie das weiche, schwere Samt ihres Mantels.
Schwarz, wie die geheimnissvolle Dunkelheit eines vergessen Blumengartens.
Schwarz, wie ein langer Weg durch das Tal der Tränen.
erlösendes Schwarz.
Alles im Leben hat seinen Preis.
Der Baum beugt sich mit dem Wind, er bricht nicht.
So weich, so stark.
Ungebrochen.
Unzerbrechlich.
Sie kennt beide Seiten
Und hat sich entschieden.

Genau so riecht es.
Genau so ist es nicht passiert.

Arpège ist ein tiefgründiger, weicher, eher dunkler Duft. Sehr klassisch anmutend für Nasen des
21. Jahrhunderts. Er enthält neben ca.60 verschiedenen Blütenessenzen auch Aldehyde, welche, als das Parfum 1927 auf dem Markt erschien, noch extremst neu und modern waren.
Diese Aldehyde kommen hier ein Bisschen ähnlich daher, wie beim No5. Weich, dunkel, ein Bisschen marzipanig, ein Bisschen rußig. Sie verbinden die Fülle der enthaltenen Blüten, die dadurch insgesamt sehr weich, cremig-seifig duften. Wie eine schwarze Blumenseife mit samtweichem Schaum. Der Duft entwickelt sich mit den Stunden ein wenig holziger. Mehr und mehr verschmelzen sämtliche Duftnoten zu einer einzigen, und schließlich driftet er zu einer sanft-moderaten Süße hin.
Die Haltbarkeit ist enorm.
Arpège strahlt sowohl eine gewisse Wärme , als auch Reife aus.
Nach ersten Tests fand ich ihn einfach nur anhenehm und wunderschön und habe ihn mir, da er recht erschwinglich ist, direkt gekauft. Doch er hat mir beim wiederholten Tragen auch eine ernste, dunkle, abgeklärte, ja sogar etwas melancholische Seite offenbart.
Die Modeschöpferin Jeanne Lanvin, ohne die es Arpège nicht geben würde ,entwarf und verkaufte schon sehr jung erfolgreich Hüte im eigenen Pariser Atelier. Später dann, inspiriert durch ihre Tochter Marguerite, mit der Jeanne eine symbiotische Beziehung verband , entwarf und schneiderte diese Kinderkleidung und avancierte schließlich zur äußerst erfolgreichen Modedesignerin.
Die Urversion von Arpège ließ sie für eben diese musikalische Tochter Maguerite, zu deren 30. Geburtstag kreieren.
Bei einem ersten Test des Duftes soll Marguerite, das Geburtstagskind, entzückt von der Abfolge der Duftnoten, gerufen haben : "Man könnte meinen, ein Appreggio !" Und so kam das berühmte Parfum dann zu seinem Namen. Zu diesem Zeitpunkt hieß Marguerite übrigens schon Marie-Blanche de Polignac. Sie hatte wohl in eine Adelsfamilie eingeheiratet. Weshalb sie diese Ehe zu einem neuen Vornamen verpflichtete, ist mir nicht klar. ( Aber Adel verpflichtet, das wissen wir ja...;-)).
Kreiert wurde der Duft vom Parfumeur Andre Fraysse, von welchem man mit Fug und Recht sagen kann, daß er aus einer Parfumeurs-Familie stammt. Vater, Bruder, Schwester, Sohn, allesamt erfolgreiche Parfumeure. Arpège schuf Fraysse zusammen mit Paul Vacher. Dieser besondere Duft-Klassiker, wurde später wohl sehr behutsam reformuliert von Hubert Fraysse, dem Bruder von Andre, so daß der Duft in dieser Version von 1993 kaum etwas von seinem ursprünglichen Charakter eingebüßt hat. Arpège, das ist dunkle, weiche, zeitlose Eleganz
Signaturduft eines Modehauses. Denkmal einer Mutter-Tochter-Beziehung
Für Gräfin Marie-Blanche wurde Arpège gemacht. Ob er auch für mich gemacht wurde, weiß ich nicht.
Aber ich hab ja eine ganze Flasche voll davon und somit viel Zeit um darüber zu sinnieren...
Danke für´s Lesen !

26 Antworten