Venezia 2011 Eau de Parfum

Version von 2011
Venezia (2011) (Eau de Parfum) von Laura Biagiotti
Flakondesign Lutz Herrmann
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6.5 / 10 142 Bewertungen
Ein Parfum von Laura Biagiotti für Damen, erschienen im Jahr 2011. Der Duft ist süß-blumig. Es wurde zuletzt von Angelini Beauty vermarktet.
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Duftrichtung

Süß
Blumig
Orientalisch
Fruchtig
Würzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
PflaumePflaume PfirsichPfirsich Schwarze JohannisbeereSchwarze Johannisbeere
Herznote Herznote
Ylang-YlangYlang-Ylang JasminJasmin RoseRose
Basisnote Basisnote
VanilleVanille AmberAmber SandelholzSandelholz

Parfümeure

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Bewertungen
Duft
6.5142 Bewertungen
Haltbarkeit
7.2105 Bewertungen
Sillage
6.7102 Bewertungen
Flakon
7.5119 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.418 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 03.11.2023.

Rezensionen

16 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Preis
8
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Cravache

64 Rezensionen
Cravache
Cravache
Top Rezension 0  
Prinzessin Hyperbela
Dieser Kommentar handelt vom Lieblingsduft Duft meiner schönen, gut riechenden, charmanten, lieben Schwester. Es gilt nun also, ihr Wesen und das Wesen ihres Signaturdufts in halbwegs würdige Worte zu fassen.

Noch heute werden die Werke des venezianischen Schriftstellers, Abenteurers und Verführers Casanova gerne gelesen. Weniger bekannt ist die Begebenheit, dass der Auslöser für Casanovas löbliches (aus damaliger Sicht liederliches) Treiben - als Folge wurde er u.a. in die berüchtigten Piombi, die drückenden Bleikammern oberhalb der Sala dei Inquisitori geworfen - die venezianische Prinzessin Hyperbela (oder Hyperbella, es sind beide Schreibweisen in den Archiven zu finden) war.

Hyperbela war eine Prinzessin, deren edle Familie nach dem Fall von Konstantinopel nach Venedig geflohen war. Prinzessin Hyperbelas Haut war feiner als osmanischer Samt und rot schimmernd wie ein Pfirsich aus dem Garten Eden, duftete nach edelsten persischen Rosenblättern. Ihre langen braunen, seidenen Haare wallten bis zur zierlichen Hüfte, ihre smaragdgrünen Augen funkelten wie der Stern von Bethlehem. Prinzessin Hyperbela beherrschte fliessend sieben Sprachen, war eine geistreiche und ungemein charmante Gesprächspartnerin, unterhielt die Gäste oft mit ihrem lieblichen Gesang.

Prinzessin Hyperbela schien jeden Morgen graziler, schöner und reizvoller aufzustehen als am Morgen davor und bis zum Abend mit jeder Stunde anmutiger und lieblicher zu werden. Prinzessin Hyperbelas Geruch war so betörend, dass der beste Parfümeur der Lagunenstadt sich weigerte, ihre Duftaura mit seinem besten und teuersten Parfümöl zu trüben, nicht einmal der unsterbliche Raffaello oder Michelangelo hätten gewagt, ihre Anmutigstkeit auf flämische Leinwand zu bannen oder in Marmor von der Insel Paros zu hauen. Wenn Prinzessin Hyperbela zarten Fusses durch die engen Gässlein der Stadt wandelte oder in ihrer goldenen Gondel durch die Kanäle der Stadt fuhr, hüllten sich das Wasser der Kanäle, die alten weissen Paläste sowie der Himmel in liebliche Pastellfarben, doch die Schönheit der Paläste und Kanäle, ja selbst die Schönheit des funkelnden Firmaments schien neben Prinzessin Hyperbela zu verblassen wie der Leermond neben der mediterranen Augustsonne.

Venezia EdP startet mit einer hinreissenden olfaktorischen Explosion von reifer Pflaume, fruchtigem Pfirsich, lieblichen Beeren und einigen weiteren süssen, minimal zitrischen Früchten. So muss es sich angefühlt haben, wenn Prinzessin Hyperbela den Raum betrat, ihre lieblichste Anmut wie ein Feuerwerk die Anwesenden bis in die letzte Faser überwältigte.

Diese überwältigend schöne Kopfnote hält einige Minuten. Man kann die Nase von der eigenen Haut nicht lassen, so wie es unmöglich war, die Augen von der glänzenden Schönheit Prinzessin Hyperbelas abzuwenden.

Selig war, neben wen sich Prinzessin Hyperbela bei einem Empfang in ihrem grossen, weissen Marmorpalast setzte. Sass man zuerst sittsam und etwas Abstand einhaltend neben Prinzessin Hyperbela, roch man süsslich-blumige Noten von Blüten (Jasmin). Rückte man Hyperbela langsam etwas näher, konnte man ihre nach Rosen und nach der betörenden Blume der Blumen (Ylang-Ylang), blumig-süss und balsamisch, duftende Haut vernehmen.

Von kühnem Übermut erfasst stahl der junge Casanova Prinzessin Hyperbela eines Tages einen Kuss. Prinzessin Hyperbela packte den jungen Casanova und zog ihn in ihr mit Marmorsäulen dekoriertes privatestes Gemach und entledigte sich ihres Gewandes aus kostbarstem byzantinischem Tuche.

Casanova, von der Anmut des unbekleideten Körpers Hyperbelas auf dem goldenen Himmelbett im Lichte von 1000 flackernden Kerzen überwältigt und noch etwas schüchtern, fährt mit seiner Nase über Prinzessin Hyperbelas Hals, Brüste bis zu ihren Lenden. Prinzessin Hyperbelas Haut riecht an den intimeren Stellen betörend fruchtig, erotisch harzig-rauchig, ganz leicht animalisch.

Die Kombination von Osmanthus (leicht animalische Noten) und harzigen Noten (Ambra, rauchig, etwas schmutzig) im Übergang von der Herznote zur Basis erzeugt eine aufreizend-erotische Spannung.

Nach der gegenseitigen Hingabe vernimmt Casanova von Prinzessin Hyperbelas feuchter Haut eine liebliche holzige Süsse (Sandelholz) zusammen mit pudrigen Vanillenoten - um sich dann, über Prinzessin Hyperbelas Balkon leise entschwindend, seinen Abenteuern zuzuwenden: Lucietta, Ninetta, Lilla, Venedigs Vorstadtmädchen der flüchtigen Umarmungen, des vorübergehenden Verdrusses, der koketten Unruhe, der unbesonnenen Anmut, der leichtgeschürzten Reue.

Venezia EdP ist ein feminin-lieblicher und betörender Duft. Zugegeben, die etwas mädchenhafte, byzantinische Kitschigkeit mag blenden. Doch Venezia ist ein Duft, der frau weder nach zer- oder ausgequetschter Fauna oder westlaotischer Ochsenmaulhyazinthe riechen lässt, sondern einfach ein wenig nach Prinzessin Hyperbela.

*hach*-Faktor: 80%+
47 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Blauemaus

224 Rezensionen
Blauemaus
Blauemaus
Top Rezension 26  
Warmer Schmeichler für Abends und dunkle Herbst-/Wintertage
Venezia war einer DER Düfte mitte der 90er, überhaupt waren die Düfte von Laura Biagiotti sehr angesagt. Bei mir als Italienfan sowieso. *gg* Schon alleine die Namen: Roma, Venezia.... Ich kenne und liebe beide Städte und dann noch als Parfum - allein Name und Flakon liessen mein Herz höher schlagen.

Inzwischen sind rund 20 Jahre ins Land gegangen, ich mag Italien immer noch, komme jedoch seltener dort hin. Städtetrips mit Kinder sind nicht so der Renner. ;-) Alles hat seine Zeit.

Auch Parfums.

Das reformulierte Roma wird hier gnadenlos verrissen und runtergemacht, dabei finde ich es wirklich nicht so schlecht. Gut, die Oppulenz fehlt. Ich selbst vermisse diese nicht, das alten Roma war schon ein gewaltiger Wummser. Würde ich heute nicht mehr tragen wollen, ich fand ihn schon in den 90ern grenzwertig. Meine Mutter hatte mir mal einen neuen Pulli spendiert, weil ihr meine "Überdosis" Roma - es waren wirklich nur 2 Sprüher - gegenüber Bekannten peinlich war.... Aber hier soll es eigentlich um einen anderen Biagiotti-Duft gehen: Venezia.

Als das alte Venezia eingestellt wurde, waren viele traurig und enttäuscht darüber. Nicht nur ich liebte diesen Duft. 2011 kam dann die Neuauflage, die leider hier auf Parfumo genau so verrissen wird, wie das reformulierte Roma. Wenn man sich jedoch die Kundenbewertungen diverses Online-Händler anschaut, kommen beide eigentlich ganz gut weg. Auch ich gestehe - ich mag das neue Venezia. Fast lieber als das alte. Es ist der heutigen Zeit angepasst worden. Es ist leichter, dennoch ist es unverkennbar Venezia. Bevor ich hier virtuell geteert und gefedert werde und wegen Blasphemie anschließend auf den Scheiterhaufen komme: Ich habe zum Schreiben dieses Kommis beide auf dem Arm - den Vintage und das aktuell erhältliche. Das Vintage ist kräftiger und der Auftakt sperriger, kantiger. Der neue ist runder, samtiger, leichter und gefälliger. Nach rund einer halben Stunde finde ich beide nahezu identisch. Viele vergleichen den neuen mit dem alten, messen ihn am Vintage, wie viele andere Düfte auch. Diesen Vergleich kann der neue nicht gewinnen, dazu fehlt im die Fülle des Vintage. Dennoch ist der Duft nicht beliebig, er hat nach wie vor einen hohen Wiedererkennungswert, der vielen der heutigen Mainstreamern fehlt. Ebenso Roma. Mir fallen keine vergleichbaren Düfte ein, mit denen die beiden verwechselt werden könnten.

Soviel zum Direktvergleich, nun zum Duft. Venezia starten weich und samtig mit viel Pflaume. Sehr lecker. Dennoch ist es kein süßes Fruchtmus. Ein Hauch schwarzer Johannisbeeren sorgen für Spritzigkeit und Pfirsich macht das Angebinde samtig wie eine Pfirsichhaut. Mit der Zeit arbeiten sich Jasmin und Osmanthus heraus, ebenso etwas Rose und Ylang-Ylang. Vanille ist erst in der Basis angegeben, dennoch rieche ich Vanille von Anfang an sehr stark heraus, ähnlich wie in Casmir. Eine tiefschwarze, frisch aufgeschnittene Vanilleschote, unsüß und würzig-warm. Der Duft bleibt so über 4-5 Stunden an mir, dann kann nachgesprüht werden.

Für mich ist und bleibt Venezia ein Duft, der mich zum träumen einlädt. Nicht von einem Venedig bei Tag und hochsommerlichen Temperaturen. Eher ein dunkles, herbstliches Venedig - für mich die schönste Zeit für einen Besuch der Lagune. Ich bin mir sicher, würde Venezia nicht unter dem Schatten des Vintage stehen, würden viele ihn besser bewerten. Ich hoffe, dass er noch lange erhältlich sein wird!
9 Antworten
10
Haltbarkeit
9
Duft
Silverrain

3 Rezensionen
Silverrain
Silverrain
Top Rezension 22  
Jeder Duft hat seine Zeit
Nun ist er also da, der "neue" alte Venezia Duft von Laura Biagotti.
Nachdem ich hier schon so viel darüber gelesen habe, mußte ich ihn natürlich auch mal probieren.
Die alte Version von 1992 war damals einer meiner absoluten Lieblinge. Ich besitze ihn immer noch. Und das ist bei einer Beurteilung natürlich gefährlich: man ist automatisch etwas voreingenommen, hat schon bestimmte Erwartungen.
Aber...
Diese Erwartungen habe ich dann mal verdrängt.
Also habe ich mir den Duft aufs Handgelenk gesprüht, einmal tief durchgeatmet, und dann ging es los.
Was soll ich sagen?? Nach dem ersten aufsprühen kam mir sofort ein Gedanke: das ist ein "Schmeichler".
Es ist Venezia, gar keine Frage...aber ein Venezia das für jederman tragbar ist, sanft,einschmeichelnd, einfach....ja....schöööön! Ja, das ist er für mich!
Er ist nicht laut und auffällig, wie viele Nischendüfte, aber das muß ja auch nicht immer sein.
Er ist mainstream, aber meiner Meinung nach gut gemacht, eben alltagstauglich. Und auch solche Düfte braucht man bzw Frau!
Die Haltbarkeit ist beachtlich: ich hatte ihn morgens ca 11.00 Uhr aufgesprüht. Gegen 18.00 Uhr traf ich eine Freundin, kurze Umarmung, dann ihr Kommentar:
"Wow, du riechst aber klasse, was ist denn das?"

Mein Fazit: es muß nicht immer alles schlecht sein wenn es reformuliert wird, es ist schon so:
Jeder Duft hat seine Zeit!
13 Antworten
Pinkdawn

68 Rezensionen
Pinkdawn
Pinkdawn
Top Rezension 20  
Die Diva ist blass und schwach geworden
Parfümerien üben meist eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Überhaupt, wenn sie schön groß und luxuriös sind wie die oft zweistöckigen Duftpaläste in der Wiener Innerstadt. Wann immer es sich ergibt und ich bei einer Shopping Tour in der City an einer dieser glamourösen Parfümerien vorbeikomme, zieht es mich meistens hinein und ich schaue mich gern dort um.

Ich bin allerdings nicht nur ein „olfaktorischer“ Typ, sondern auch ein Augenmensch. Es muss wohl 2011 oder 2012 gewesen sein, als man den neu gestalteten Duft überall so heftig bewarb. Ich weiß noch genau, wie ich plötzlich völlig fasziniert vor diesem kleinen, bizarren Kunstwerk aus Glas stand, das - noch dazu unübersehbar präsentiert - auf einem eigenen Tisch in der Mitte des Shops stand.

Er ist schon sehr auffallend, dieser bauchige Flakon mit dem zweistöckigen turmartigen Gebilde als Verschluss. Das Ganze nannte sich Venezia. Ein Name, der allein bereits der Fantasie Flügel zu verleihen imstande ist. Was geht einem nicht alles so durch den Kopf, wenn man an Venedig denkt. Venedig ist eine meiner Lieblingsstädte. Das habe ich mit Richard Wagner gemeinsam. Ich habe sie mehrere Male besucht und sogar zweimal einen Badeurlaub am Lido verbracht. Venedig – das ist die Lagune mit ihren Inseln. Auf einer von ihnen hab ich mir einen wunderschönen, mit blassrosa Blumen verzierten Spiegel aus Muranoglas gekauft, der heute noch meinen Schminktisch ziert. Venedig – das ist der Karneval mit seinen meist starren, bleichen, geheimnisvollen Masken, der heuer wie so vieles dem Corona-Virus zum Opfer fiel. Venedig ist auch der Dogenpalast, die Seufzerbrücke, der Glockenturm mit seinen Mohren, San Marco, La Fenice, die Gondeln, die Kanäle und Brückchen, die Palazzi mit ihrem morbiden Charme, Santa Maria Della Salute, San Michele, die Friedhofsinsel, auf der die Bestatteten aus Platzmangel nach einigen Jahren ausgegraben und aufgestapelt werden, aber auch die gigantischen Kreuzfahrtschiffe, welche die Kulisse verschandeln und die ohnehin schon lädierte Bausubstanz schädigen.

Manche haben sicher auch ganz persönliche Erinnerungen an die Serenissima. Wie ich. Leider sind nicht alle glücklich.
Mein letzter Besuch in Venedig etwa hatte einen traurigen Anlass. Meine Eltern hatten zu ihrem 50. Hochzeitstag eine Reise nach Venedig unternommen. Ein Foto zeigt sie fröhlich in einer Gondel. Am Abend dieses Tages, ein Karsamstag, macht mein Vater allein einen Spaziergang am abendlichen Strand des Lidos. Von diesem sollte er nicht mehr zurückkehren. Carabinieri finden ihn tot, ohne Verletzungen, vollständig bekleidet, im Sand liegen. Von seinen Habseligkeiten fehlt nichts, weder Geld noch Reisepass – nur ein kleines silbernes Taschenmesser, das er seit Jahrzehnten immer bei sich trug. Wie, woran und warum er damals so überraschend gestorben ist, ist sein Geheimnis geblieben. Man sprach von einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall. Ich war noch in der Nacht zu meiner Mutter gefahren, um ihr in diesen schweren Stunden beizustehen und sie zurück nach Wien zu bringen. Der Sarg mit meinem Vater folgte einige Tage später nach.

Heute kann ich kaum mehr nachvollziehen, was mich damals zum Kauf von Venezia, dem Parfum, bewogen hat. Der Name, der interessante Flakon oder doch der sich zumindest anfangs so einschmeichelnde Duft des EdP?

Natürlich hab ich ihn getestet, bevor ich mich entschloss, ihn mitzunehmen. Später fiel mir auf, dass der Duft gerade in der Anfangsphase seine stärksten Momente hat. Da ist er angenehm, vielleicht sogar überraschend fruchtig. Bald gesellt sich auch noch die Süße von Jasmin, Rose und Ylang-Ylang dazu. Da ist man einige Sekunden total begeistert. Und diese Sekunden reichen, um sich für den Kauf zu entscheiden. Man denkt sich: Wow, was für ein Duftfeuerwerk! Was mag da noch so alles kommen, wenn er pudrig wird. Aber wie ein echtes Feuerwerk blitzt die Faszination dieses Duftes nur einmal kurz auf – und ist allzu bald wieder verschwunden. Schade!

Ich kenne den Vintage Duft aus 1992, der ebenfalls den Namen der Lagunenstadt trägt, nicht. Daher war die Begegnung mit Venezia 0.2 von meiner Seite aus völlig unbefangen.

Der Flakon zeigt bereits, was einen duftmäßig erwarten könnte: das von byzantinischer Kultur geprägte Venedig. Das heißt: Mosaiken, viel Gold und orientalisch anmutende Bauwerke. Wie Laura Biagiotti das in einen Duft verpacken will? Ein reizvoller Gedanke.

Ich stelle mir das Parfum orientalisch vor, edel, kostbar, süß, würzig, mit exotischen Blüten, Hölzern und viel Vanille. Ob die Realität mit meiner Vorstellung kompatibel ist?

Der erste Eindruck: Der Duft ist unerwartet leicht und fruchtig. Man könnte sagen, modern. Die Früchte sind für einen Herbstduft, als den ich ihn empfinde, gut gewählt. Die Pflaume tritt einem nicht frisch entgegen, sondern getrocknet. So erscheint es mir jedenfalls. Schwarze Johannisbeere gesellt sich dazu und ein Hauch von Pfirsich. Die Süße ist angenehm zart. Zur fruchtigen Kopfnote tritt Blumiges. Jasmin, Ylang-Ylang und Rose verleihen dem Duft ein wenig Orient. Osmanthus vervollständigt das exotische Aroma. Trotz dieser Fülle an Wohlgerüchen bleibt der Duft – immerhin ein EdP – überaus dezent. Das ändert sich auch nicht, wenn zuletzt Ambra, Vanille und Sandelholz ins Spiel kommen und den Duft gewissermaßen abrunden.

Insgesamt wirkt der Duft warm, würzig, süß und pudrig. Der Orient ist hier verhalten und keineswegs aufdringlich. Es ist ein weicher, samtiger, sanfter Duft, der auch im Alltag gut tragbar ist.

Das Venedig, das sich hier zeigt, ist „gezähmt“, ist ein Venedig ohne Touristen. Ein bisschen melancholisch vielleicht, aber nicht leidenschaftlich. Auch nicht ausgelassen und fröhlich.
La Serenissima bedeutet ja auch ruhig, gelassen, heiter. Das transportiert der Duft ebenfalls. Alles bleibt sozusagen im Rahmen. Keine Exzentrik, kein wilder Karneval, keine erotischen Eskapaden a la Casanova. Der Duft ist weder „geheimnisvoll“ noch temperamentvoll, noch sinnlich. Eher blass. Schon auch edel und elegant. Ladylike, aber aufgrund seines nunmehr günstigen Preises auch für Ladys jenseits der Palazzi und Villen zu haben.

Leider sind Sillage und Haltbarkeit sehr, sehr gering. Und so schwächelt Venezia nach einer gefühlten halben Stunde nur mehr halbherzig dahin wie ein Herbstpflänzchen im Wind der späten Oktobertage.
Ein Duft, der sich nach einer so faszinierenden Stadt nennt, hätte sich mehr Rasse verdient. Und vor allem ein längeres Bleiberecht. Letztlich bleibt der Eindruck einer blassen, pudrigen Süße, die nur ahnen lässt, was sie sein hätte können mit ein bisschen mehr Persönlichkeit.
Da das Parfum so zart und dezent ist, kann frau damit jedoch freilich nichts falsch machen. Außer sie möchte etwas mehr auffallen und länger danach duften.

Mag sein, dass das reformulierte Venezia besser in unsere Zeit passt, eben weil es so leicht und alltagstauglich ist. Früchte und Vanille – dieses Rezept passte bei Parfums um 2011 immer. Heute erwartet man da schon mehr. Einen Hauch von Oud vielleicht, das Aroma der Pinienwälder Venetiens, trockene Holznuancen, die an den Sandstrand denken lassen, seltene Harze für den mystischen Touch.
Einmal hat man noch marketingmäßig alles aus der einstigen Diva herausgeholt, was kurzfristig aus ihr herauszuholen war, aber ohne roten Samt oder Plüsch, ohne Zibetkatze, ohne sinnlichen Moschus.

Man könnte auch sagen, die Diva ist blass und schwach geworden.
5 Antworten
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Michelangela

85 Rezensionen
Michelangela
Michelangela
Top Rezension 17  
Kanalreinigung in Venedig
Jahrelang besuchten wir unsere schöne Stadt Venedig. Wie sehr erfreuten wir uns der himmlisch nostalgischen Atmosphäre und besonders im Frühling gönnten wir uns lange Spaziergänge an den Kanälen. Vielen kleine Cafes und Restaurants am Canale Grande luden zum verweilen ein und wir ließen uns nur all zu gerne auf dem altmodischen Mobiliar nieder, um stundenlang über den Sinn des Lebens zu philosophieren. Das war Lebensfreude pur!
So brodelten die Kanäle vor sich hin und wir rümpften gelegentlich gewaltig die Nase, wenn es uns zuviel dieser guten alten Brise wurde, die in der Luft lag.
Wir, die Romantiker aus alten Tagen haben das aus sentimental-nostalgischen Beweggründen nicht weiter als Störfaktor gesehen. Doch die jungen Touristen fanden diese schöne Stadt nur noch altertümlich, zurückgeblieben, uninteressant und blieben auf einmal fern. Nun waren noch wenige Besucher mittleren Alters auf den leeren und plötzlich trostlosen Brücken zu sehen und Venedig geriet soweit in Vergessenheit, dass es aus den Touristenkatalogen gestrichen wurde. Venedig war pleite und starb!
~
Da trat Bürgermeisterin Biagiotti mit dem Stadtrat P&G zusammen und es wurde nach einer Lösung gesucht. Schließlich war die Stadtkasse leer und diese hieß es, schleunigst wieder zu füllen! Fazit: ein neues, modernes Venedig musste her, damit die jungen Touristenscharen sich endlich wieder einfinden und das lahme Städchen in Schwung bringen würden und die Kassen endlich wieder klirrten.
So entschied der Stadtrat, dass die Kanäle gereinigt und die maroden Cafe´s in Schuss gebracht und die bröckelnden Fassaden renoviert werden müssen, damit wieder eine frische Brise durch Venedig weht. Das alles durfte nicht allzuviel kosten!
Leider geschah dies natürlich nicht, ohne auch eine gewaltige Portion des unwiderstehlichen Charmes der Stadt auszulöschen.
Dieses Jahr 2011 sind ein Großteil der Bauarbeiten abgeschlossen und die Atmosphäre im Hauptstädchen der romantischen Liebespäärchen strahlt mit klarer, frischer Luft und hellauf begeisterte jungen Leute reisen nun in Scharen von weit und fern an. Ein Durchbruch? Vielleicht?

Wir, die Romantiker der alten Tage erkennen unser wunderschönes Venedig nicht mehr wieder. Der manchmal etwas strenge aber urtypische Geruch des Kanals ist versiegt, die alten Holztische und Stühle in den Cafe´s wurden gegen Plastik ausgetauscht und die Stadt ist überfüllter denn je.
Man kann nicht glauben, das dies unser Venedig ist....

Jubel dem, der noch eine alte Postkarte Venedigs im Schrank hat und ein paar liebliche Fotografien auf einer Gondel oder ein Flakönschen des wahren Elixir´s Venedigs....
~
Eine neue Zeit ist angebrochen, für eine neue Generation, in einem neuen Venedig......
wir ziehen uns zurück und trauern um das Altbewährte, daß man uns nahm, um einer neuen Ära Platz zu machen ...
...und würden wir das alte nicht so schmerzhaft vermissen, dann könnte uns das neue Venedig vielleicht ein wenig besser gefallen!
~
Ich war nun wieder dort, hab mich durch die Massen Touristen gedrängt, einen Moment auf einer kleinen Brücke halt gemacht und die klare Luft des neuen Venedigs tief eingeatmet. Die Veränderung ist unverkennbar, aber dennoch ist und bleibt es Venedig!
~
Fazit:

Der neue Duft in der kastrierten Veneziaflasche ist jung, leicht und gut tragbar. Der fruchtige Auftakt macht gute Laune und das warme, blumige Herz und die pudrig vanillige Basis schmeicheln der jungen Dame von heute.
Ein schöner sommerlich süßer Duft, den ich letztendlich doch recht gerne mag ;)
~
Ich habe den Neuen nun auch in der Sammlung, doch mein original Venezia im Schrank schielt ziemlich argwöhnisch auf den Hochstapler mit dem komischen Hut neben ihm.....
Wenn das mal gut geht, lach!
8 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

20 kurze Meinungen zum Parfum
SchalkerinSchalkerin vor 3 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Venedig sinkt und genauso der Stern von Venezia. Mögen werde ich sie Beide, immer. Wenn ich den Duft trage, fallen mir 1000 Erinnerungen ein
16 Antworten
Helena1411Helena1411 vor 2 Jahren
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
KN: Pfirsich & Pflaume kämpfen um d. Macht…
HN:..und kämpfen & kämpfen … m. holzigen Laserschwertern…
B:..“Vanille, wir sind Dein Vater!“
37 Antworten
GoldGold vor 2 Jahren
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6.5
Duft
Der Re-Launch 2011 enttäuschte u. präsentierte Spuren des alten Duftes hinter einer fruchtig-aufgepeppten Maske.
War ein Flop.
12 Antworten
AstraeaAstraea vor 7 Jahren
6
Haltbarkeit
9.5
Duft
Verstehe die schlechte Bewertung nicht. Venezia DNA durchaus erkennbar,natürlich weniger dicht und tauglicher für d Alltag als d Vintage.
2 Antworten
Miriam78Miriam78 vor 4 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Nicht mehr ganz so kraftvoll und vielschichtig wie damals, aber immer noch gut und immer noch Venezia. Weckt Erinnerungen...
1 Antwort
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