Venezia 2011 Eau de Parfum

Version von 2011
Cravache
02.06.2021 - 13:54 Uhr
10
Preis
8
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Prinzessin Hyperbela

Dieser Kommentar handelt vom Lieblingsduft Duft meiner schönen, gut riechenden, charmanten, lieben Schwester. Es gilt nun also, ihr Wesen und das Wesen ihres Signaturdufts in halbwegs würdige Worte zu fassen.

Noch heute werden die Werke des venezianischen Schriftstellers, Abenteurers und Verführers Casanova gerne gelesen. Weniger bekannt ist die Begebenheit, dass der Auslöser für Casanovas löbliches (aus damaliger Sicht liederliches) Treiben - als Folge wurde er u.a. in die berüchtigten Piombi, die drückenden Bleikammern oberhalb der Sala dei Inquisitori geworfen - die venezianische Prinzessin Hyperbela (oder Hyperbella, es sind beide Schreibweisen in den Archiven zu finden) war.

Hyperbela war eine Prinzessin, deren edle Familie nach dem Fall von Konstantinopel nach Venedig geflohen war. Prinzessin Hyperbelas Haut war feiner als osmanischer Samt und rot schimmernd wie ein Pfirsich aus dem Garten Eden, duftete nach edelsten persischen Rosenblättern. Ihre langen braunen, seidenen Haare wallten bis zur zierlichen Hüfte, ihre smaragdgrünen Augen funkelten wie der Stern von Bethlehem. Prinzessin Hyperbela beherrschte fliessend sieben Sprachen, war eine geistreiche und ungemein charmante Gesprächspartnerin, unterhielt die Gäste oft mit ihrem lieblichen Gesang.

Prinzessin Hyperbela schien jeden Morgen graziler, schöner und reizvoller aufzustehen als am Morgen davor und bis zum Abend mit jeder Stunde anmutiger und lieblicher zu werden. Prinzessin Hyperbelas Geruch war so betörend, dass der beste Parfümeur der Lagunenstadt sich weigerte, ihre Duftaura mit seinem besten und teuersten Parfümöl zu trüben, nicht einmal der unsterbliche Raffaello oder Michelangelo hätten gewagt, ihre Anmutigstkeit auf flämische Leinwand zu bannen oder in Marmor von der Insel Paros zu hauen. Wenn Prinzessin Hyperbela zarten Fusses durch die engen Gässlein der Stadt wandelte oder in ihrer goldenen Gondel durch die Kanäle der Stadt fuhr, hüllten sich das Wasser der Kanäle, die alten weissen Paläste sowie der Himmel in liebliche Pastellfarben, doch die Schönheit der Paläste und Kanäle, ja selbst die Schönheit des funkelnden Firmaments schien neben Prinzessin Hyperbela zu verblassen wie der Leermond neben der mediterranen Augustsonne.

Venezia EdP startet mit einer hinreissenden olfaktorischen Explosion von reifer Pflaume, fruchtigem Pfirsich, lieblichen Beeren und einigen weiteren süssen, minimal zitrischen Früchten. So muss es sich angefühlt haben, wenn Prinzessin Hyperbela den Raum betrat, ihre lieblichste Anmut wie ein Feuerwerk die Anwesenden bis in die letzte Faser überwältigte.

Diese überwältigend schöne Kopfnote hält einige Minuten. Man kann die Nase von der eigenen Haut nicht lassen, so wie es unmöglich war, die Augen von der glänzenden Schönheit Prinzessin Hyperbelas abzuwenden.

Selig war, neben wen sich Prinzessin Hyperbela bei einem Empfang in ihrem grossen, weissen Marmorpalast setzte. Sass man zuerst sittsam und etwas Abstand einhaltend neben Prinzessin Hyperbela, roch man süsslich-blumige Noten von Blüten (Jasmin). Rückte man Hyperbela langsam etwas näher, konnte man ihre nach Rosen und nach der betörenden Blume der Blumen (Ylang-Ylang), blumig-süss und balsamisch, duftende Haut vernehmen.

Von kühnem Übermut erfasst stahl der junge Casanova Prinzessin Hyperbela eines Tages einen Kuss. Prinzessin Hyperbela packte den jungen Casanova und zog ihn in ihr mit Marmorsäulen dekoriertes privatestes Gemach und entledigte sich ihres Gewandes aus kostbarstem byzantinischem Tuche.

Casanova, von der Anmut des unbekleideten Körpers Hyperbelas auf dem goldenen Himmelbett im Lichte von 1000 flackernden Kerzen überwältigt und noch etwas schüchtern, fährt mit seiner Nase über Prinzessin Hyperbelas Hals, Brüste bis zu ihren Lenden. Prinzessin Hyperbelas Haut riecht an den intimeren Stellen betörend fruchtig, erotisch harzig-rauchig, ganz leicht animalisch.

Die Kombination von Osmanthus (leicht animalische Noten) und harzigen Noten (Ambra, rauchig, etwas schmutzig) im Übergang von der Herznote zur Basis erzeugt eine aufreizend-erotische Spannung.

Nach der gegenseitigen Hingabe vernimmt Casanova von Prinzessin Hyperbelas feuchter Haut eine liebliche holzige Süsse (Sandelholz) zusammen mit pudrigen Vanillenoten - um sich dann, über Prinzessin Hyperbelas Balkon leise entschwindend, seinen Abenteuern zuzuwenden: Lucietta, Ninetta, Lilla, Venedigs Vorstadtmädchen der flüchtigen Umarmungen, des vorübergehenden Verdrusses, der koketten Unruhe, der unbesonnenen Anmut, der leichtgeschürzten Reue.

Venezia EdP ist ein feminin-lieblicher und betörender Duft. Zugegeben, die etwas mädchenhafte, byzantinische Kitschigkeit mag blenden. Doch Venezia ist ein Duft, der frau weder nach zer- oder ausgequetschter Fauna oder westlaotischer Ochsenmaulhyazinthe riechen lässt, sondern einfach ein wenig nach Prinzessin Hyperbela.

*hach*-Faktor: 80%+
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