AnOther 13 2010 Eau de Parfum

Palonera
20.02.2019 - 13:51 Uhr
22
Top Rezension
9
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft

13 Grad

Gänzlich unbesorgt war ich nicht gewesen, diesmal nicht.
Von kraftvoll-machtvollem Ambroxan hatte ich gelesen, das sich festkrallte über drei Duschen hinaus, von salziger Aquatik und Muff und Schweiß und Bäh.
Oje.
Und noch einmal: oje!
Das wollte, das sollte ich mir wirklich antun?!
So schob ich ihn vor mir her, den Test, vom Sommer in den Herbst und schließlich in den Winter, auf einen Tag, der wirklich kalt war, der klirrte und knarrte und lautstark verlangte nach einem Duft, der ihm gewachsen war.
"AnOther 13".
Wann, wenn nicht jetzt?
So dachte ich, so sprühte ich.

Und dachte als nächstes ans Ende der Welt.
Nicht das tatsächliche, biblisch-endgültige, nicht an den Tag der Tage, dem kein weiterer folgen wird.
Ich dachte an "La Fin du Monde" von ELdO mit seinem süßlich-möhrigen Ambrettesamen, der staubigen Iris, dem weichen Wildleder – hier wie dort erhob sich deutlich Ambrette von meiner bepfützten Haut, streichelte, schmeichelte, kitzelte auch, um sich Wimpernschläge später in "AnOther 13" mit dichtem, dunklem, würzigem Ambroxan zu verbinden, gleichgewichtig diesmal, gleichberechtigt, nicht alsbald schon untergebuttert durch die hitzige, schwarzbraune Übermacht.

Wo Ambroxan ansonsten auf meiner Haut keine Gefangenen macht, keine anderen Noten neben sich duldet, hält es sich hier zurück in seiner sonstigen Egozentrik, unterstreicht und unterstützt vielmehr die ambrettig-verspielte Leichtigkeit, verdichtet sie und hält sie fest am Boden.
Das tut ihr gut, der Ambrette, an diesem ersten Tag, der wirklich kalt ist, unfreundlich und grau, der einen rauhen Wind um die Häuser scheucht und mir das Haar zaust und die Kleider, der die Nase rötet und die Wangen bleicht.
Kühl ist sie, die Haut, selbst dort, wo das Blut pulsiert – die Kälte bringt Metall hervor, Schießpulver und Feuerstein, ein hitzig-kaltes Paradoxon, belüftet von Ozon.
Ein großer, starker Haltmichfest, dicht und dunkel und – ja, wirklich: angenehm.
Ich mag ihn.
Und bin überrascht: Sollte es womöglich doch noch klappen mit Ambroxan und mir?

Die nächsten Tage zeigen einen steten Wandel: Mal startet "AnOther 13" wie am ersten Tag direkt durch mit Ambrette, dicht gefolgt von Ambroxan, mal läßt der Duft sich Zeit und hält mir helle, beinahe zitrische Noten unter's Näschen, denen ich die Birne glaube, doch nicht allein für möglich halte.
Florale oder moosige Akkorde erlebe ich zu keiner Zeit, dafür ist meine Nase vielleicht doch zu plump, doch ich kann nicht sagen, daß ich sie vermisse.
Unveränderlich präsent bleibt Tag um Tag die Liaison Ambrette-Ambroxan, die sich mit zunehmender Hautwärme intensiviert bis zu einem Punkt, der – überschritten – in ein Zuviel gerät.
Damit disqualifiziert sich "AnOther 13" für mich als Duft für mehr als 13°C – ab dieser Temperatur gewinnt Ambroxan die Oberhand und der Duft verliert für mich an Charme.
Doch bis dahin darf er gerne bei mir sein.

PS: Ergoproxy - danke!
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