Limette 37 2013

Palonera
06.08.2020 - 11:38 Uhr
56
Top Rezension
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft

Beinahe brizzelt es...

...auf meiner Haut, als der Strahl aus dem kleinen Probensprüher bei 32 Grad Außentemperatur seine Pfütze macht.
Es ist August, es ist heiß, es ist nicht mein erster Test von "Limette 37" – und ich weiß noch immer nicht, wie Limetten riechen, frisch aufgeschnitten, Schale, Zeste, Saft.
Ich weiß es nicht.
Eigentlich hatte ich Limetten kaufen wollen, zur Sicherheit und zum Vergleich.
Doch dann gab's keine in den Läden, in denen mir einfiel, was ich kaufen wollte – und in den anderen, da vergaß ich sie.
Nun muß es ohne gehen, ohne Limetten, ohne Direktvergleich – der Rest im Röhrchen neigt sich bedrohlich seinem Ende zu, noch viel länger testen kann ich nicht, zumal er immer gleich verläuft, der Test, zum immer gleichen Ende.

Strahlend hell eröffnet eine Zitrusnote, die beinahe von allen Früchten, die ich kenne, stammen könnte: Zitronen, Limonen, Pomelos und Pampelmusen würde ich abnicken, selbst Petitgrain ist möglich angesichts der Stichelstachellosigkeit der Note, die mir um die Nase weht.
Keine Süße, nicht ein Körnchen nur.
Beinahe grell ist sie, die Frische, weiß und grün, gelb nicht so sehr.
Nach einer guten Viertelstunde flechten sich behutsam Blumenfäden ein, sanfte, helle, die ich nicht definieren kann, die ihn weicher machen, den Duft, ohne ihm sein Frisch zu nehmen, seine Kühle, die angenehm erfrischend wirkt an Tagen wie dem heutigen und überhaupt dann, wenn er träge ist, mein Kopf, wenn er langsam denkt und lustlos und einen Schubs braucht, um sich zu besinnen, daß er der Chef ist des großen Ganzen, das sich Körper nennt.
Dann hilft "Limette 37" – doch dann helfen auch andere Muntermacher der colognigen Familie, die groß ist, bunt und vielfältig, die zu treffen ich nur ins Regal zu greifen brauche, vielleicht noch in den Keller steigen, um sie zu holen aus der kühlen Dunkelheit.
Nach San Francisco reisen muß ich dazu nicht, auch wenn ich's durchaus gerne täte, irgendwann einmal, wenn viel Zeit ist und gerade keine Pandemie herrscht.
Das wäre schön.

"Limette 37" hält lange, wirklich lange auf meiner Haut – und das schafft sie, ohne irgendwann zu müffeln, ohne an Reinigungsmittel zu erinnern oder sonst etwas, das ich nicht so gerne mag und rieche.
Gut, ein wenig geht ihr mit der Zeit die Puste aus, die Frische, auch die Helligkeit – dann schmiegt sie sich noch näher an, wird leiser, weicher noch, ein wenig cremig, ein bißchen pudrig.
Hier und da blitzt die Sonne durch das Blätterdach im Baum vor meinem Haus, der duftet in der Hitze dieses Nachmittags, dessen Grün und Braun ganz feine Sprenkel streuen auf das Cremeweiß und Märzgrasgrün, die feine Würze meiner Haut.
Sommerheiß, Sommerfeucht, baumwollglatt an weißem Leinen.
Frische Wäsche auf der Leine, ein Windstoß bringt ein wenig Kühl.
Langsam geht die Sonne unter, die Hitze weicht und auch das Hell – nah nur noch, ganz nah ist mir "Limette 37", dicht muß sich die Nase neigen an die Haut, die längst schon trockene, kühlere, die beinahe schon fröstelt im aus den Gräsern aufsteigenden Feucht.
Ein letzter Rest, ein letzter Hauch begleitet mich in Morpheus' Arme – die des Liebsten bleiben fern, denn als Cologne-Kostverächter mag er auch "Limette 37" nicht besonders gern.
Ich werde es überleben.
Und San Francisco, das ist sicher, auch.

PS: Ergoproxy, einmal mehr - danke!
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