Patchouli 24 2006 Eau de Parfum

Chnokfir
06.06.2022 - 11:24 Uhr
11
Hilfreiche Rezension
6
Preis
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft

Kaltgeräuchert hält länger

Auch wenn ich mich nicht als Fan-Boy bezeichnen möchte, so bin ich manchen Dufthäusern doch etwas stärker zugeneigt. Le Labo gehört da mit dazu. Den meisten Düften kann ich durchaus etwas abgewinnen, auch wenn ich doch nicht die gesamte Batterie in meinem Regal stehen habe. Denn die Düfte von Le Labo sind ja nun nicht eben gerade günstig, auch wenn sie viel bieten fürs Geld. Doch gibt es einen Duft im Sortiment, der mich ein klein wenig ratlos zurück lässt ...

Zum Duft bekommt man einen schlichten, aber im Company Design gehaltenen Karton, der mich schon etwas begeistert. Dazu dann der schlichte zylindrische Flakon mit dem ebenso schlichten Knöpke drauf. Auf dem Flakon dann der für jeden Käufer individuell beschriftete Aufkleber mit dem Wunschnamen und dem Abfülldatum. Leider löst sich die Beschriftung bei Sonneneinstrahlung und Kontakt mit Handcreme oder dem Le Labo Duft selbst auf, es ist also Vorsicht angesagt. Dennoch bin ich mit dem Package an sich happy.

Mit dem ersten Sprüher muss man dann gleich ganz tapfer sein und dem ersten lebenserhaltenden Reflex nach Körperhygiene trotzen. Denn Patchouli 24 geht "in your face" derbe los mit einem Akkord aus Birkenteer, Styrax und Patchouli. Dieser dunkle, herbe Auftakt ist gleich zu 100% da und klibt einem dann so einige Stunden mehr als deutlich am Leib. Schlimm nur, dass mit den Teer- und Raucharomen da adhoc die Assoziation von kaltgeräuchertem Schinken mit indoktriniert wird und man das dann auch die kommenden Stunden nicht mehr ausblenden kann. Wer riecht schon gerne wie ein Räucherschinken? Dann spielen wenigstens die Strassenhunde mit einem, möchte man sich einreden. Doch so einfach ist das nicht. Denn die allerwenigsten Menschen ausserhalb dieses Forums reagieren auch nur ansatzweise froh gestimmt, wenn sie unvermittelt mit diesem Duft konfrontiert werden und eine räumliche Trennung (intuitives Fluchtverhalten) nicht sofort möglich ist.

Nach etwa 3-5 Stunden lässt dann der rauchige Schinken ein wenig von einem ab und wird langsam durch einen cremig-süssen Akkord aus Patchouli und Vanille abgelöst. Dadurch bekommt der Duft eine Wendung zum Guten, wenn man denn den süsslich orientalischen Einschlag zu indischen Gewürzen in einer Chai-Latte mag. Wenn nicht, dann eher nicht!

Irgendwas hat dieser Duft. Ich bin nur noch nicht drauf gekommen, was genau. Denn obwohl ich nicht zwingend nach Katenschinken riechen möchte, irgendetwas "spannendes" hat dieser Duft. Mir fällt adhoc aber auch niemand ein, an dem ich diesen Duft gerne riechen möchte. Ich würde ihn aber tendenziell eher in die maskuline Ecke verorten, denn ausser der etwas vanillig-milchigen Basis kommt mir hier wenig feminines in den Sinn. Jedenfalls mir altem weissen Mann nicht.

Gute zehn Stunden hält der Duft deutlich wahrnehmbar an mir, etwa die Hälfte davon als Brotbelag. Auch am Morgen danach duftet die Bettwäsche noch sachte süsslich nach indischen Gewürzen und Hölzern, das ist dann auch seine schönste Seite.

Ja, Kaltgeräuchertes hält länger. Länger, als es einem lieb sein könnte. Ich habe Räucherschinken lieber im Mund als in der Nase. So viel ist sicher. Dabei bleib ich auch.
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