16.12.2013 - 21:05 Uhr
Siebter
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Rhabarbara Bäcker
Spontankäufe sind schlecht. Düfte brauchen Zeit, man muss ihnen Raum geben, um sich zu entfalten. Oft entwickeln sie sich über viele Stunden mit den unterschiedlichsten Facetten, nicht selten stellt sich beim dritten oder vierten Test heraus, dass man sich zum eingestandenermaßen tollen Duft keine passende Gelegenheit vorstellen kann. Und gerade die wirklich guten und zeitlosen Parfums offenbaren die ihnen innewohnenden Qualitäten erst mit der Zeit.
Ciel mon Jardin kaufte ich mir etwa fünfzehn Minuten nach dem ersten Sprühstoß auf den Teststreifen, da kannte ich gerade mal die Kopfnoten und ein wenig vom Rest. Die Eröffnung dieses Duftes vermag wirklich äußerst überzeugend zu flashen, obwohl sie recht einfach ist. Es geht um Rhabarber, saftig, herb, frisch, ein wenig zitrisch und vor allem leuchtend rot und essbar. Kaum ein anderer Duft zeigt so deutlich auf, was ein Gourmand-Parfum ausmacht: Man will es auffressen, und Ciel löst diesen Reflex geradezu schockierend zuverlässig aus. Die überbordende Fruchtigkeit erinnert mich sehr stark an Pulp von Byredo, ziemlich laut und mitreißend ist sie, innerhalb von wenigen Sekunden überflutet dieser Rhabarber das Gehirn und lässt es für einige Minuten nicht los. Würde Ciel einfach so bleiben, hätte ich ihn mir schon deshalb geholt.
Nach einigen Minuten wandelt sich der Rhabarber, wird kurz kompottartig, dann zu Rhabarbersoße. Das wesentliche Fundament von Ciel bilden Vanille und Karamell, Letzteres etwas höher dosiert als die sehr helle und luftige Vanille. Spätestens jetzt ist dieser Duft auf eine anheimelnde Art altmodisch, Assoziationen von warmem Milchreis, selbstgekochtem Pudding oder ofenfrischem Kuchen liegen nahe. Ciel ist süß, aber keinesfalls klebrig oder schwer. Man könnte sagen, dass Ciel eigentlich weniger nach Milchreis oder frischgebackenem Kuchen riecht sondern nach der gemütlichen Küche, wo sie zubereitet werden. Es ist ein Duft, der Vorfreude und Begehrlichkeiten weckt. Ein Duft, der eigentlich sehr einfach ist und dennoch very special, in etwa wie Omas Kuchen eben. Ciel triggert Assoziationsketten, als seien sie Teil eines kollektiven Unbewusstseins (z.B. hat meine Großmutter weniger guten Kuchen gebacken als vielmehr herausragende Eintöpfe gekocht). Dabei bleibt er zurückhaltend genug, um nicht zu überfordern, im Gegenteil wandert mein Arm immer wieder zu meiner Nase, wenn ich ihn trage. Ich weiß, bisschen Obst mit Vanille und Karamell, klingt nicht aufregend, aber dieser Eindruck, dass dies der nicht im Supermarkt zu kaufende *real good stuff* ist, der verschwindet nie.
In der Duftpyramide finden sich auch einige florale Noten, von denen ich aber wenig wahrnehme, so was wie Jasmin schon gar nicht. Vielleicht ein wenig Rose, sehr weit im Hintergrund. Die unscharf umrissene Herzphase hält lang an und dunkelt den insgesamt hellkaramellfarbenen Duft ein wenig ein, die immer noch zum Sterben schöne Rhabarbersoße zieht sich nur langsam zurück. Nach etwa vier Stunden vereinen sich Rhabarber, Vanille und Karamell zu einer runden tabakartigen Note, weich und mit samtigem Timbre. Ciel ist in der Basis sehr sanft, Vorfreude weicht einer zart glühenden Erfüllung.
Ciel weist eine sehr kontrastreiche Entwicklung auf, die jedoch fast unmerklich durchlaufen wird. Der Wandel vom ultrafruchtigen Rhabarber über Omas Nachtisch hin zur samtigen Tabakbasis vollzieht sich locker, ohne jeden Widerhaken tänzelt man den Duft entlang. In der Basis kommt Patschuli zum Vorschein, auf meiner Haut mal sehr dezent, mal fast dominant, ich habe noch nicht so ganz herausgefunden, wovon das abhängt. Hat man Patschuli erst mal erfasst, versteht man, was diesen Duft während des gesamten Verlaufs so trocken und fast pudrig macht. Zunächst kellerig und herb, dabei jedoch nicht muffig, stellt sich in Verbindung mit dem karamelisierten Tabak eine kakaobohnenartige Note ein. Wie gesagt, die Phasen sind nicht klar voneinander abgetrennt, so findet sich auch nach acht Stunden noch ein wenig Rhabarbersoße, Vanille und Karamell sind über den gesamten Verlauf zweifellos die Hauptakteure von Ciel, und doch passiert in jeder Phase etwas, was diesem Duft einen neuen Dreh gibt.
Ciel gefällt mir wirklich in jeder Sekunde. Er wirkt nie überladen und erfüllt dennoch alle Versprechen. Er hält ordentlich und passt zu jedem Wetter, zu fast allen Gelegenheiten. Er erscheint niemals synthetisch, von Anfang bis Ende lädt er dazu ein, ihn tief einzuatmen, so tief wie nur irgend möglich. Er nervt nicht, sondern verbreitet eine angenehme Retro-Atmosphäre. Hier steht, dass es sich um einen Frauenduft handelt, glaubt mir, kaum ein Mann wird ein Problem haben, ihn zu tragen, ganz im Gegenteil: 90% der in meinem Umfeld provozierten Reaktionen ("Hier, riech mal.") grenzten an spontane Vernarrtheit. Man will es fressen.
Man könnte einen Hype damit ins Rollen bringen, wenn Le Prince Jardinier, deren Produktpalette in erster Linie aus selbstbewusst ausgepreisten Gartenmöbeln und -accessoires besteht, sich nicht entschlossen hätten, ihre Parfumreihe komplett aus dem Programm zu nehmen. Online findet man noch einige Düfte von ihnen, Ciel mon Jardin ist aber schon schwer zu erwerben, ich selbst habe ihn bislang nur in einer einzigen Parfümerie gesehen. Klar, fruchtige Vanilledüfte gibt es viele, aber in diesem Fall hätte ich keine Lust, mich auf die Suche nach einem Ersatz zu machen, diese Richtung ist eigentlich gar nicht mein Ding. Im Ernst: als ich ihn kaufte, hatte ich mir sogar einen ziemlich strengen Plan zur Reduzierung meiner Sammlung auferlegt. Ciel hat dieses Vorhaben innerhalb von wenigen Minuten zu Staub zerfallen lassen. Und ich habe es nicht bereut.
Ciel mon Jardin kaufte ich mir etwa fünfzehn Minuten nach dem ersten Sprühstoß auf den Teststreifen, da kannte ich gerade mal die Kopfnoten und ein wenig vom Rest. Die Eröffnung dieses Duftes vermag wirklich äußerst überzeugend zu flashen, obwohl sie recht einfach ist. Es geht um Rhabarber, saftig, herb, frisch, ein wenig zitrisch und vor allem leuchtend rot und essbar. Kaum ein anderer Duft zeigt so deutlich auf, was ein Gourmand-Parfum ausmacht: Man will es auffressen, und Ciel löst diesen Reflex geradezu schockierend zuverlässig aus. Die überbordende Fruchtigkeit erinnert mich sehr stark an Pulp von Byredo, ziemlich laut und mitreißend ist sie, innerhalb von wenigen Sekunden überflutet dieser Rhabarber das Gehirn und lässt es für einige Minuten nicht los. Würde Ciel einfach so bleiben, hätte ich ihn mir schon deshalb geholt.
Nach einigen Minuten wandelt sich der Rhabarber, wird kurz kompottartig, dann zu Rhabarbersoße. Das wesentliche Fundament von Ciel bilden Vanille und Karamell, Letzteres etwas höher dosiert als die sehr helle und luftige Vanille. Spätestens jetzt ist dieser Duft auf eine anheimelnde Art altmodisch, Assoziationen von warmem Milchreis, selbstgekochtem Pudding oder ofenfrischem Kuchen liegen nahe. Ciel ist süß, aber keinesfalls klebrig oder schwer. Man könnte sagen, dass Ciel eigentlich weniger nach Milchreis oder frischgebackenem Kuchen riecht sondern nach der gemütlichen Küche, wo sie zubereitet werden. Es ist ein Duft, der Vorfreude und Begehrlichkeiten weckt. Ein Duft, der eigentlich sehr einfach ist und dennoch very special, in etwa wie Omas Kuchen eben. Ciel triggert Assoziationsketten, als seien sie Teil eines kollektiven Unbewusstseins (z.B. hat meine Großmutter weniger guten Kuchen gebacken als vielmehr herausragende Eintöpfe gekocht). Dabei bleibt er zurückhaltend genug, um nicht zu überfordern, im Gegenteil wandert mein Arm immer wieder zu meiner Nase, wenn ich ihn trage. Ich weiß, bisschen Obst mit Vanille und Karamell, klingt nicht aufregend, aber dieser Eindruck, dass dies der nicht im Supermarkt zu kaufende *real good stuff* ist, der verschwindet nie.
In der Duftpyramide finden sich auch einige florale Noten, von denen ich aber wenig wahrnehme, so was wie Jasmin schon gar nicht. Vielleicht ein wenig Rose, sehr weit im Hintergrund. Die unscharf umrissene Herzphase hält lang an und dunkelt den insgesamt hellkaramellfarbenen Duft ein wenig ein, die immer noch zum Sterben schöne Rhabarbersoße zieht sich nur langsam zurück. Nach etwa vier Stunden vereinen sich Rhabarber, Vanille und Karamell zu einer runden tabakartigen Note, weich und mit samtigem Timbre. Ciel ist in der Basis sehr sanft, Vorfreude weicht einer zart glühenden Erfüllung.
Ciel weist eine sehr kontrastreiche Entwicklung auf, die jedoch fast unmerklich durchlaufen wird. Der Wandel vom ultrafruchtigen Rhabarber über Omas Nachtisch hin zur samtigen Tabakbasis vollzieht sich locker, ohne jeden Widerhaken tänzelt man den Duft entlang. In der Basis kommt Patschuli zum Vorschein, auf meiner Haut mal sehr dezent, mal fast dominant, ich habe noch nicht so ganz herausgefunden, wovon das abhängt. Hat man Patschuli erst mal erfasst, versteht man, was diesen Duft während des gesamten Verlaufs so trocken und fast pudrig macht. Zunächst kellerig und herb, dabei jedoch nicht muffig, stellt sich in Verbindung mit dem karamelisierten Tabak eine kakaobohnenartige Note ein. Wie gesagt, die Phasen sind nicht klar voneinander abgetrennt, so findet sich auch nach acht Stunden noch ein wenig Rhabarbersoße, Vanille und Karamell sind über den gesamten Verlauf zweifellos die Hauptakteure von Ciel, und doch passiert in jeder Phase etwas, was diesem Duft einen neuen Dreh gibt.
Ciel gefällt mir wirklich in jeder Sekunde. Er wirkt nie überladen und erfüllt dennoch alle Versprechen. Er hält ordentlich und passt zu jedem Wetter, zu fast allen Gelegenheiten. Er erscheint niemals synthetisch, von Anfang bis Ende lädt er dazu ein, ihn tief einzuatmen, so tief wie nur irgend möglich. Er nervt nicht, sondern verbreitet eine angenehme Retro-Atmosphäre. Hier steht, dass es sich um einen Frauenduft handelt, glaubt mir, kaum ein Mann wird ein Problem haben, ihn zu tragen, ganz im Gegenteil: 90% der in meinem Umfeld provozierten Reaktionen ("Hier, riech mal.") grenzten an spontane Vernarrtheit. Man will es fressen.
Man könnte einen Hype damit ins Rollen bringen, wenn Le Prince Jardinier, deren Produktpalette in erster Linie aus selbstbewusst ausgepreisten Gartenmöbeln und -accessoires besteht, sich nicht entschlossen hätten, ihre Parfumreihe komplett aus dem Programm zu nehmen. Online findet man noch einige Düfte von ihnen, Ciel mon Jardin ist aber schon schwer zu erwerben, ich selbst habe ihn bislang nur in einer einzigen Parfümerie gesehen. Klar, fruchtige Vanilledüfte gibt es viele, aber in diesem Fall hätte ich keine Lust, mich auf die Suche nach einem Ersatz zu machen, diese Richtung ist eigentlich gar nicht mein Ding. Im Ernst: als ich ihn kaufte, hatte ich mir sogar einen ziemlich strengen Plan zur Reduzierung meiner Sammlung auferlegt. Ciel hat dieses Vorhaben innerhalb von wenigen Minuten zu Staub zerfallen lassen. Und ich habe es nicht bereut.
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