Lietuvos Kvapas 2010

Lietuvos Kvapas von Lietuvos Kvapas
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Ein Parfum von Lietuvos Kvapas für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2010. Es wird von Galimard vermarktet.
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Duftrichtung

Animalisch
Süß
Grün
Rauchig
Würzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte GrapefruitGrapefruit HimbeereHimbeere IngwerIngwer rote Beerenrote Beeren WildblumenWildblumen
Herznote Herznote
FliederFlieder MaiglöckchenMaiglöckchen RoseRose
Basisnote Basisnote
AmberAmber BaummoosBaummoos HolzrauchHolzrauch MoschusMoschus PatchouliPatchouli SandelholzSandelholz ZederZeder
Für dieses Parfum wurden noch keine Bewertungen abgegeben.
Eingetragen von Bucolique, letzte Aktualisierung am 26.03.2021.

Rezensionen

1 ausführliche Duftbeschreibung
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 20  
Von Trakai zur Kurischen Nehrung
Im Jahre 1994 unternahm ich mit zwei Freunden eine Entdeckungsreise durchs Baltikum. Nach dem Grauen des Kaliningrader Gebiets, wo ich mit Sicherheit nie mehr im Leben hin möchte, waren wir von Litauen schlechthin begeistert, weshalb wir nach den beiden Haupt- und traumhaft schönen Städten Vilnius (nebst Abstecher nach Trakai und zu den Karäern) und Kaunas auch noch Klaipeda (Memel) und die Kurische Nehrung mit Nida (Nidden), dem Platz der Thomas-Mann'schen Sommerfrische 1929-1932 und der zweitgrößten Sanddüne Europas (die sogenannte "litauische Sahara") erforschten. Das war alles so schön, dass dann in Lettland und Estland im Wesentlichen nur noch die Zeit für die Metropolen Riga und Tallinn (Reval) blieb.

Nach 25 Jahren habe ich es nun endlich geschafft, das Land erneut zu besuchen; natürlich mit gedrängterem Zeitrahmen als zu den entspannten Studentenzeiten, aber immerhin. Von der Reise zu erzählen, ist hier nicht der richtige Ort, aber bezaubernd war es wieder. In mancherlei Hinsicht noch schöner. Dass die Preise heute nicht nur in Euro statt in Lit ausgezeichnet sind, sondern auch (jedenfalls in den gut besuchten Orten) nicht mehr ganz so lächerlich niedrig sind wie damals kurz nach der Unabhängigkeit, geschenkt - zumal Litauen immer noch kein teures Reiseland ist.

Aufgrund meines neuen Hobbys hatte ich natürlich schon vorher recherchiert, was Litauen an Düften zu bieten hat. Wovon ich bereits wusste, war der Modedesigner Juozas Statkevicius mit seinem gleichnamigen, hier sehr gut bewerteten Weihrauchduft, der allerdings nicht eben "Original-Litauisch" ist, er wird von einem französischen Parfumeur verantwortet.

Und darüber hinaus gibt es tatsächlich: Diesen Duft hier: "Lietuvos Kvapas", übersetzt: "Der Duft von Litauen". Auf der Rückseite des Flakons (und des Kartons) steht denn auch "The Scent of Lithuania" (und jeweils als Untertitel "1009", das Jahr der Gründung des litauischen Staates), erstmals hergestellt 2011. Hier bei Parfumo fehlt der englische Parallel-Name und das Editionsjahr, aber ich war zu faul, um hier einen Korrekturantrag zu stellen. Wenn man die Internetseite des Herstellers besucht (und sich von dort dann ggf. über die Presseartikel weiterklickt, sogar der Spiegel hat mal einen Artikel über diesen Duft geschrieben), lernt man, dass das Projekt von einigen jungen Litauern gestartet wurde, die ihrem Land damit eine positive olfaktorische Visitenkarte verpassen wollten. Das hat wohl auch ganz gut geklappt, denn der litauische Staat hat die ziemlich schönen und aufwändig verpackten 30-ml-Flakons (es gibt nur diese Größe) wohl nicht nur an alle ausländischen Botschafter verschenkt, sondern auch an alle litauischen Soldaten, die in irgendwelchen NATO-Missionen usw. Dienst tun. Ob letzteres taktisch klug war, sei dahingestellt: Ich stelle mir vor, dass der Feind, wenn er nur eine gute Nase hat, jetzt immer schon im Voraus weiß, dass die Litauer heranrobben...

Sympathisch finde ich das alles durchaus, wenngleich auch hier der Patriotismus erhebliche Kompromisse eingegangen ist: Der Duft wurde (als Auftragsarbeit) bei Galimard in Grasse komponiert, und das Duftprogramm ist möglicherweise von Litauen inspiriert, allerdings lässt sich, soweit ich sehe, zwischen "Litauen" und Bergamotte und Grapefruit nicht wirklich eine Brücke bauen, und das Patschuli damit zu verbinden, dass Litauisch dem Sanskrit ähneln soll, scheint mir jedenfalls gewagt. Dabei hätte man durchaus versuchen können, aus den typischen Elementen der litauischen Natur und Nationalküche (Meer, Wald, Wildblumen, Bernstein, Pilze, Beeren, Roggenbrot, Bier) irgendentwas "Nationaleres" zu komponieren. Aber immerhin, Beeren und Moos sind ja drin, und zwischen Amber und Bernstein ist die Entfernung nicht weit.

Aber nun endlich zum Duft selbst: Der Auftakt ist leicht zitrisch, aber wirklich nur ganz leicht; Bergamotte und Grapefruit sind als selbstständige, spitzige Noten, die über den Herznoten rumtanzen, nicht zu spüren, sondern von Anfang an kräftig eingebunden in stärkere, kräftige, wärmere und erdgebundere Noten, die ich als grün, blumig (mit starkem Akzent auf Rose) und fruchtig wahrnehme. Ich meine da einen gewissen Anklang an den Duft von Weingummis wahrzunehmen, aber nicht die von Haribo (die mag ich), sondern diese englischen "Wine Gums", deren Duft ich ebenso furchtbar wie den Geschmack finde. Diese Note, die in anderen Nasen vielleicht besonders reizvoll ist, lässt für mich diesen Litauer in der ersten Stunde immer am Rande des Unangenehmen lavieren. Vielleicht ist das eine Melange aus den beerigen Noten und den erdigen Patschuli-Moschüssen aus der Basis. Ich bin ja eh nicht so der Freund roter Früchte in Düften. Daneben scheint noch eine schöne, feine, mineralische Note auf.

Nach etwa 20 Minuten ist das Ganze grüner, waldiger und krautiger geworden (meine Frau, die sich nicht gerne mit langen Duftanalysen abgibt, findet den ganzen Kvapas sowieso "waldig-moosig"), mit weiter persistierenden Blumen- und Beeren-Meeren. Nach einer Stunde wird alles weniger süß und fruchtig, etwas ernster und herber. Danach tritt aus meiner Sicht keine riesige Veränderung mehr ein. Der Duft wird nach drei Stunden merklich schwächer, ist aber auch nach acht Stunden noch unverkennbar vorhanden.

Insgesamt nehme ich "The Scent of Lithuania" als recht eingenständigen, besonderen Duft dar, der alles andere als ein ätherischer Springinsfeld ist, vielmehr füllig, substanzvoll, intensiv, ein bisschen erdig. Taktil ist er alles andere als hart und glatt; das ist kein Metall und kein poliertes Holz, auch kein glattes Leinen; eher Moos, Erde, Samt, Fell auch vielleicht. Die blumig-beerige Süße ist mir ein bisschen grenzwertig, aber meine Frau und andere Tester finden den Duft nicht nur klasse, sondern sogar richtig maskulin. Hm. Der Flakon (der wohl wirklich aus Litauen sein soll!) ist hübsch und schön schwer, und die Sillage und Haltbarkeit sind absolut in Ordnung.

Lietuvos Kvapas bekommt einen schönen Platz in meiner Sammlung, aber einen Besuch in Litauen würde ich noch uneingeschränkter empfehlen als den Kauf dieses Duftes.
15 Antworten

Statements

1 kurze Meinung zum Parfum
FvSpeeFvSpee vor 4 Jahren
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Gefällt mir mit der Zeit immer besser: Benigne Blumenmeere, wogende Wälder, freundliche Früchte. Geht auch im Sommer. Vivat Lithuania.
6 Antworten

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
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