Orage Louis Vuitton 2018
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Top Rezension
Sturm im Flakon oder: Wie riecht eine nasse Straße?
Als Parfumo verbringt man ja viel Zeit mit der Recherche zu Düften, und so baut sich vor dem Eintrudeln der heißersehnten Abfüllung oftmals eine gleichermaßen differenzierte wie detaillierte Erwartung auf, die dann nicht selten bitter enttäuscht wird.
Nicht so bei Orage .
Kühlende Nebelschwaden im Tropenwald, haben sie gesagt.
Wie heisser Asphalt kurz nach einem Platzregen, haben sie gesagt.
Der spannungsgeladene Duft unmittelbar vor einem Gewitter, haben sie gesagt.
Und so kam es dann auch. Was einem hier an 4D-Kopfkino geboten wird, ist schon enorm. Es gibt ja viele Parfums, die Momente oder Materialien fotorealistisch abzubilden vermögen. LV´s Orage ist für mich aber der ungeschlagene König in dieser Diziplin.
Petrichor – zusammenfassend und vereinfacht könnte man sagen der Duft, den die ersten Regentropfen nach längerer Trockenheit aus dem Boden freisetzen, sowie Ozon, das riechende Gas, welches durch elektrische Entladungen in der Gewitterluft vermehrt entsteht, erzeugen diesen typischen Duft eines aufkommenden Unwetters (französisch: Orage), den wohl jeder von uns kennt. Neben frisch gemähtem Gras, welches ich ebenso in diesem Duftwasser von Louis Vuitton wahrnehme, wenn auch nicht so prominent wie in Sur la Route, für mich einer der prägenden Gerüche meiner Kindheit.
Jacques Cavallier gelingt es, Patchouli – mir bis dato eigentlich eher als fixative Komponente in etwas schwereren Düften wie Guerlain´s l'instant de guerlain pour homme bekannt – gekonnt zu einer prickelnd-frischen, ja elektrisierenden Melange zu komponieren, die genau dieses oben genannte Dufterlebnis einfängt.
Obwohl der Duft nicht ohne Hesperidien (hier: Grapefruit und Bergamotte) auskommt, sind diese nur Nebenakteure, denn die Frische trägt eindeutig Patchouli, unterstützt von Vetiver und ja – einer ordentlichen Portion ISO-E Super. Das Resultat ist eine intensive Erfahrung ähnlich dem Eintauchen in´s Wasser nach einem beherzten Sprung vom 10er.
Im Drydown bleibt Orage hellholzig und grün – keine Spur von der Muffigkeit, die Patchouli so oft nachgesagt wird. Lediglich das ISO-E scheint etwas länger zu halten als die anderen Komponenten. Vor allem die zitrischen Noten sind nun kaum mehr wahrnehmbar, so dass die späte Basis etwas kratziger, aber nie wirklich unharmonisch oder unangenehm wird.
Deswegen mag Orage einigen etwas synthetisch erscheinen, obwohl sich mir diese Empfindung wegen der Naturnähe des Duftmotivs nicht erschließen mag. Generisch, gewöhnlich oder unbesonders ist Orage keinesfalls. Obwohl der Duft nicht wirklich komplex ist und eher linear verläuft, wirkt die Komposition aufgrund der verwendeten Ingredienzen hochwertig.
Im Grunde ist Orage ein Sommerduft, passend zu vielen Gelegenheiten, von Büro bis Freizeit. Vielleicht nicht gerade für die Abendgarderobe, aber sei´s drum – erlaubt ist, was gefällt. Versatil ist er, und auch Haltbarkeit und Projektion passen. Einen Arbeitstag wird man damit locker über eine Armlänge wahrgenommen. Mehr brauche ich als Ü40 auch nicht mehr.
Vetiver Patchouli kommt dem Vuitton wohl am Nächsten, es fehlen aber die zitrischen Noten, so dass der Montale einen Ticken muffiger und erdiger wirkt, und auch die Qualität ist nicht auf Augenhöhe mit Orage. Wem die Richtung allgemein gefällt, der sollte L'Homme Idéal Cool noch einmal unvoreingenommen testen. Nicht nur, dass dessen Pyramide einige Kernbestandteile mit Orage teilt. Der Guerlain fügt dem Thema die für die Homme Ideal Linie typische Mandelsüße und Minze hinzu, was hervorragend zur DNA passt. Die fotorealistische Gewitterassoziation geht dabei aber verloren.
Preis/Leistung ist ein leidiges Thema. Ich kann nur so viel sagen: Wer Geld für Orage in die Hand zu nehmen bereit ist, und wem die Richtung zusagt, der wird in keiner Hinsicht enttäuscht. Es macht aber sicher Sinn, den Duft vorher abzufüllen.
Nicht so bei Orage .
Kühlende Nebelschwaden im Tropenwald, haben sie gesagt.
Wie heisser Asphalt kurz nach einem Platzregen, haben sie gesagt.
Der spannungsgeladene Duft unmittelbar vor einem Gewitter, haben sie gesagt.
Und so kam es dann auch. Was einem hier an 4D-Kopfkino geboten wird, ist schon enorm. Es gibt ja viele Parfums, die Momente oder Materialien fotorealistisch abzubilden vermögen. LV´s Orage ist für mich aber der ungeschlagene König in dieser Diziplin.
Petrichor – zusammenfassend und vereinfacht könnte man sagen der Duft, den die ersten Regentropfen nach längerer Trockenheit aus dem Boden freisetzen, sowie Ozon, das riechende Gas, welches durch elektrische Entladungen in der Gewitterluft vermehrt entsteht, erzeugen diesen typischen Duft eines aufkommenden Unwetters (französisch: Orage), den wohl jeder von uns kennt. Neben frisch gemähtem Gras, welches ich ebenso in diesem Duftwasser von Louis Vuitton wahrnehme, wenn auch nicht so prominent wie in Sur la Route, für mich einer der prägenden Gerüche meiner Kindheit.
Jacques Cavallier gelingt es, Patchouli – mir bis dato eigentlich eher als fixative Komponente in etwas schwereren Düften wie Guerlain´s l'instant de guerlain pour homme bekannt – gekonnt zu einer prickelnd-frischen, ja elektrisierenden Melange zu komponieren, die genau dieses oben genannte Dufterlebnis einfängt.
Obwohl der Duft nicht ohne Hesperidien (hier: Grapefruit und Bergamotte) auskommt, sind diese nur Nebenakteure, denn die Frische trägt eindeutig Patchouli, unterstützt von Vetiver und ja – einer ordentlichen Portion ISO-E Super. Das Resultat ist eine intensive Erfahrung ähnlich dem Eintauchen in´s Wasser nach einem beherzten Sprung vom 10er.
Im Drydown bleibt Orage hellholzig und grün – keine Spur von der Muffigkeit, die Patchouli so oft nachgesagt wird. Lediglich das ISO-E scheint etwas länger zu halten als die anderen Komponenten. Vor allem die zitrischen Noten sind nun kaum mehr wahrnehmbar, so dass die späte Basis etwas kratziger, aber nie wirklich unharmonisch oder unangenehm wird.
Deswegen mag Orage einigen etwas synthetisch erscheinen, obwohl sich mir diese Empfindung wegen der Naturnähe des Duftmotivs nicht erschließen mag. Generisch, gewöhnlich oder unbesonders ist Orage keinesfalls. Obwohl der Duft nicht wirklich komplex ist und eher linear verläuft, wirkt die Komposition aufgrund der verwendeten Ingredienzen hochwertig.
Im Grunde ist Orage ein Sommerduft, passend zu vielen Gelegenheiten, von Büro bis Freizeit. Vielleicht nicht gerade für die Abendgarderobe, aber sei´s drum – erlaubt ist, was gefällt. Versatil ist er, und auch Haltbarkeit und Projektion passen. Einen Arbeitstag wird man damit locker über eine Armlänge wahrgenommen. Mehr brauche ich als Ü40 auch nicht mehr.
Vetiver Patchouli kommt dem Vuitton wohl am Nächsten, es fehlen aber die zitrischen Noten, so dass der Montale einen Ticken muffiger und erdiger wirkt, und auch die Qualität ist nicht auf Augenhöhe mit Orage. Wem die Richtung allgemein gefällt, der sollte L'Homme Idéal Cool noch einmal unvoreingenommen testen. Nicht nur, dass dessen Pyramide einige Kernbestandteile mit Orage teilt. Der Guerlain fügt dem Thema die für die Homme Ideal Linie typische Mandelsüße und Minze hinzu, was hervorragend zur DNA passt. Die fotorealistische Gewitterassoziation geht dabei aber verloren.
Preis/Leistung ist ein leidiges Thema. Ich kann nur so viel sagen: Wer Geld für Orage in die Hand zu nehmen bereit ist, und wem die Richtung zusagt, der wird in keiner Hinsicht enttäuscht. Es macht aber sicher Sinn, den Duft vorher abzufüllen.
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