Imagination 2021

Atanarjuat
07.06.2021 - 09:10 Uhr
26
Top Rezension
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Jacques!

Tatsächlich mag ich die DNA der Cavallier-Belletrudschen Düfte unter der Fuchtel der „Société par actions simplifiée“ recht gerne, da sie frische Moderne oftmals mit einem gewissen Twist ergänzt wissen und sich so oftmals recht interessante Kompositionen daraus ergeben.

Das hat in den seit 2018 lancierten Männer-LV-Parfüms für mich immer ganz gut funktioniert – und das tut es auch heute noch. Die Colognes sind ein wenig eindimensionaler und besitzen eben nicht die kleine Kante, trotzdem habe ich auch Sympathien für Afternoon Swim und gerade auch Cactus Garden.
Wieso gerade Erstgenanntem eine Ähnlichkeit zu „Imagination“ attestiert wird, erschließt sich mir nicht wirklich, eher noch im Kleinen dem Cactus Garden, dessen Seifigkeit und die Nähe zum Tee eine Rolle hätte spielen können.

Die Bilder zwischen Island und Himmel, Wasser und Nebel beginnen hell und frisch und recht zitrisch, weniger orangig in der Kopfnote (die kommt am Ende wieder mehr zur Geltung). Nicht beißend, sondern hell und klar wie wellende Wasser. Im Herzen haben wir den Schwarztee, leicht würzig mit Ingwerakzenten und Zimtanteilen - niemals jedoch rauchig, niemals einem Assam ähnelnd, sondern fein und leicht. Die Einordnung „holzig-würzig“ weiter oben sehe ich als übertrieben an. Der Tee wird auch nicht mit Milch getrunken (no Iris, no Sandelholz, no Lost Alice), wirkt eher wässrig-holzig (Guajak) und der Weihrauch lässt ihn durch Nebel schweben.

Eine Überlegung in Richtung Signature-Scent-Potential ist ebenfalls denkbar, die DNA funktioniert das ganze Jahr über, schafft es sogar über einen noch so starken Winter. Ich für meinen Teil kann mir „Imagination“ aber auch gut bei kälteren Temperaturen vorstellen, ohne dass er mich jemals an christliche Feste im Dezember erinnern würde – im Gegenteil.

Natürlich ist „Imagination“ wieder Belletrud-typisch im Populärmodus unterwegs und selbstverständlich trifft er hiermit wahrscheinlich wieder einen Massengeschmack. Das ist mir aber dann egal, wenn ich ihn gut gemacht finde. Und das finde ich. Der wird ein echter Renner für LV!

Wer einen Allrounder ohne allzu gängige Orange- und Gelbästhetik mit Holzabklatsch in der Basis sucht, sie aber nicht per se ablehnt, neuem Alten und altem Neuen gegenüber offen ist, der/die ist beim neusten Werk Cavallier-Belletruds wirklich gut bedient.

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