22.12.2019 - 08:30 Uhr
Profumo
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Profumo
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34
Tel Aviv zum Aufsprühen
Es gibt ja so Tage, wer kennt sie nicht, da muss man sich belohnen.
Vorgestern war es mal wieder soweit und wie von magischen Kräften gezogen, fand ich mich vor dem Regal mit den neuen Lubin-Düften wieder. Ein paar Tage vorher stand ich schon einmal hier, testete alle und entschied mich schließlich für ‚Condottiere’.
Die übrigen Teststreifen nahm ich mit nach Hause, um noch in Ruhe nachschnuppern zu können, und von ‚Gajah Mada’ hatte ich mir auch noch eine kleine Abfüllung geben lassen.
Interessanterweise gefiel mir ‚Gajah Mada’ dann doch nicht mehr so gut, obwohl er kurz zuvor noch in der engsten Auswahl gegen ‚Condottiere’ stand. Stattdessen rückten zwei andere in den Fokus: ‚Sarmate’ und ‚Sinbad’.
Hätte ich mich ohne abermaligen Test ad hoc für einen der beiden entscheiden müssen, es wäre ‚Sarmate’ geworden. Der Duft ist überaus gelungen: balsamisch, ledrig und mit schöner Oud-Note.
So aber wurde es dann doch ‚Sinbad’, obwohl ich eigentlich kein großer Fan von Düften mit prägnanter Orangenblüte bin und mir deren durchdringender, süßlich-indolischer und irgendwie wächserner Duft schnell auf den Keks gehen kann.
Nachdem ich aber beide aufgesprüht hatte – diesmal auf die Haut – fand ich wider Erwarten den einen zwar schön, aber auch ziemlich langweilig, während der andere: – Wow! - der packte mich augenblicklich.
Nicht, dass es der erste dezidierte Orangenblütenduft war, den ich unter der Nase hatte, nein, aber das Besondere an ‚Sinbad’ ist, dass die Blüte zwar den Duft bestimmt (die O-Blüte ist eine große Bestimmerin, ähnlich der Tuberose...), aber glücklicherweise nicht vollkommen dominiert.
‚Fleur du Mâle’ ‚APOM pour Homme’, natürlich auch ‚Fleur d’Oranger’ von Lutens, oder ‚Dilmun’ von Villoresi, um nur einige zu nennen - alles O-Blüten-zentrierte Düfte, die ich persönlich nicht tragen kann, weil mich die Blüte hier vollkommen erschlägt.
Dabei mag ich diesen Akkord – eigentlich. Etwas zurückgenommen, eingebettet in das richtige Umfeld, schätze ich ihn durchaus, und in ‚Sinbad’ genieße ich ihn seit zwei Tagen sogar sehr!
Denn hier stimmt das Umfeld, zumindest für mich.
Mit orientalischen Beigaben wie Zimt, Vanille, Sandelholz und einer Spur Pfeffer, gepaart mit einem frisch-fruchtigen Hesperiden-Auftakt und einer balsamischen Basis, die mit einem Hauch Ambregris ausklingt, vor allem aber mit dem von mir geliebten Gegenspieler, dem Geranium, bzw. der Rosengeranie (obwohl Rose gelistet ist, nehme ich eher die frischere Rosengeranie wahr), schafft Thomas Fontaine einen schönen Rahmen, der die häufig überbordende Orangenblüte gekonnt umschließt und einhegt.
Im Werbetext zu seinem Duft wird Sindbad, der Seefahrer aus ‚Tausendundeiner Nacht’, als Abenteurer beschrieben, der seinen Zuhörern, bevor er sie mit seinen Geschichten begeisterte, die Hände mit Rosen- und Orangenblütenessenzen wusch.
Und diesen Moment hat Thomas Fontaine tatsächlich zum Dreh- und Angelpunkt seines Duftes gemacht.
Hier fiel mir ein, dass ich in meiner Küche auch je ein Fläschchen Rosenwasser und Orangenblütenwasser stehen habe, deren Inhalt ich manchmal benötige um einen Kuchen nachzubacken, den ich einige Male in Israel gegessen habe: einen ziemlich süßen, dabei saftigen Grießkuchen, der mit Rosen- und Orangenblütenwasser getränkt wird.
Wie in Düften, sind diese Essenzen auch in Gebäcken ziemlich durchdringend - manche würden auch sagen: aufdringlich, da sie in hiesigen Breitengraden alles andere als gebräuchlich sind.
Ich aber liebe sie. Sie entführen mich zurück auf den Carmel-Markt in Tel Aviv und in eines der Cafés der Stadt, wo einem des Abends nicht selten ein Hauch der Orangenblüte von einem der vielen Orangenbäume Tel Avivs um die Nase weht.
‚Sinbad’ ist für mich quasi Tel Aviv zum Aufsprühen - ein klein wenig zumindest.
Ansonsten gilt für diesen Duft, was ich schon zu ‚Condottiere’ geschrieben habe: allem Anschein konnten die Parfümeure, in diesem Fall Thomas Fontaine, mit guten Rohmaterialien arbeiten und erhielten ausreichende Freiheit ihre Kunst zu entfalten.
Sämtliche Noten in ‚Sinbad’ sind wunderbar verblendet, hier knirscht und quietscht nichts, ganz im Gegenteil. Alles ist sehr schön verwoben und von fast cremiger Konsistenz.
Zum Glück ist der Duft auch nicht allzu süß geraten. Die Gefahr besteht ja bei diesen Duftbausteinen, aber Monsieur Fontaine umschiffte geschickt die ein oder andere Zucker- und Karamell-Klippe, fügte überdies noch leicht rauchige Facetten ein, sodass der Duft, einer erträglichen Grundsüße zum Trotz, auch von Trägern eher herber Düfte geschätzt werden kann.
Haltbarkeit und Projektion sind einer Parfum-Konzentration entsprechend, nämlich enorm! ‚Sinbad’ begleitet den Träger mit seinem dichten, würzig-floralen, aber eben auch zart rauchigen, orientalischen Aroma durch den ganzen Tag, die ganze Nacht, bis in den frühen Morgen.
Verpackung und Flakon sind ausgesprochen aufwendig gestaltet, was den geneigten Konsumenten ein wenig mit dem horrenden Preis versöhnen dürfte. Vor allem aber stimmt der Inhalt: ein meiner Ansicht nach überaus schönes Duftkonzept wurde hier mit erkennbar guten Materialien gekonnt umgesetzt.
Und dann - last but not least - riecht der Duft einfach gut.
Was will man mehr?!
Vorgestern war es mal wieder soweit und wie von magischen Kräften gezogen, fand ich mich vor dem Regal mit den neuen Lubin-Düften wieder. Ein paar Tage vorher stand ich schon einmal hier, testete alle und entschied mich schließlich für ‚Condottiere’.
Die übrigen Teststreifen nahm ich mit nach Hause, um noch in Ruhe nachschnuppern zu können, und von ‚Gajah Mada’ hatte ich mir auch noch eine kleine Abfüllung geben lassen.
Interessanterweise gefiel mir ‚Gajah Mada’ dann doch nicht mehr so gut, obwohl er kurz zuvor noch in der engsten Auswahl gegen ‚Condottiere’ stand. Stattdessen rückten zwei andere in den Fokus: ‚Sarmate’ und ‚Sinbad’.
Hätte ich mich ohne abermaligen Test ad hoc für einen der beiden entscheiden müssen, es wäre ‚Sarmate’ geworden. Der Duft ist überaus gelungen: balsamisch, ledrig und mit schöner Oud-Note.
So aber wurde es dann doch ‚Sinbad’, obwohl ich eigentlich kein großer Fan von Düften mit prägnanter Orangenblüte bin und mir deren durchdringender, süßlich-indolischer und irgendwie wächserner Duft schnell auf den Keks gehen kann.
Nachdem ich aber beide aufgesprüht hatte – diesmal auf die Haut – fand ich wider Erwarten den einen zwar schön, aber auch ziemlich langweilig, während der andere: – Wow! - der packte mich augenblicklich.
Nicht, dass es der erste dezidierte Orangenblütenduft war, den ich unter der Nase hatte, nein, aber das Besondere an ‚Sinbad’ ist, dass die Blüte zwar den Duft bestimmt (die O-Blüte ist eine große Bestimmerin, ähnlich der Tuberose...), aber glücklicherweise nicht vollkommen dominiert.
‚Fleur du Mâle’ ‚APOM pour Homme’, natürlich auch ‚Fleur d’Oranger’ von Lutens, oder ‚Dilmun’ von Villoresi, um nur einige zu nennen - alles O-Blüten-zentrierte Düfte, die ich persönlich nicht tragen kann, weil mich die Blüte hier vollkommen erschlägt.
Dabei mag ich diesen Akkord – eigentlich. Etwas zurückgenommen, eingebettet in das richtige Umfeld, schätze ich ihn durchaus, und in ‚Sinbad’ genieße ich ihn seit zwei Tagen sogar sehr!
Denn hier stimmt das Umfeld, zumindest für mich.
Mit orientalischen Beigaben wie Zimt, Vanille, Sandelholz und einer Spur Pfeffer, gepaart mit einem frisch-fruchtigen Hesperiden-Auftakt und einer balsamischen Basis, die mit einem Hauch Ambregris ausklingt, vor allem aber mit dem von mir geliebten Gegenspieler, dem Geranium, bzw. der Rosengeranie (obwohl Rose gelistet ist, nehme ich eher die frischere Rosengeranie wahr), schafft Thomas Fontaine einen schönen Rahmen, der die häufig überbordende Orangenblüte gekonnt umschließt und einhegt.
Im Werbetext zu seinem Duft wird Sindbad, der Seefahrer aus ‚Tausendundeiner Nacht’, als Abenteurer beschrieben, der seinen Zuhörern, bevor er sie mit seinen Geschichten begeisterte, die Hände mit Rosen- und Orangenblütenessenzen wusch.
Und diesen Moment hat Thomas Fontaine tatsächlich zum Dreh- und Angelpunkt seines Duftes gemacht.
Hier fiel mir ein, dass ich in meiner Küche auch je ein Fläschchen Rosenwasser und Orangenblütenwasser stehen habe, deren Inhalt ich manchmal benötige um einen Kuchen nachzubacken, den ich einige Male in Israel gegessen habe: einen ziemlich süßen, dabei saftigen Grießkuchen, der mit Rosen- und Orangenblütenwasser getränkt wird.
Wie in Düften, sind diese Essenzen auch in Gebäcken ziemlich durchdringend - manche würden auch sagen: aufdringlich, da sie in hiesigen Breitengraden alles andere als gebräuchlich sind.
Ich aber liebe sie. Sie entführen mich zurück auf den Carmel-Markt in Tel Aviv und in eines der Cafés der Stadt, wo einem des Abends nicht selten ein Hauch der Orangenblüte von einem der vielen Orangenbäume Tel Avivs um die Nase weht.
‚Sinbad’ ist für mich quasi Tel Aviv zum Aufsprühen - ein klein wenig zumindest.
Ansonsten gilt für diesen Duft, was ich schon zu ‚Condottiere’ geschrieben habe: allem Anschein konnten die Parfümeure, in diesem Fall Thomas Fontaine, mit guten Rohmaterialien arbeiten und erhielten ausreichende Freiheit ihre Kunst zu entfalten.
Sämtliche Noten in ‚Sinbad’ sind wunderbar verblendet, hier knirscht und quietscht nichts, ganz im Gegenteil. Alles ist sehr schön verwoben und von fast cremiger Konsistenz.
Zum Glück ist der Duft auch nicht allzu süß geraten. Die Gefahr besteht ja bei diesen Duftbausteinen, aber Monsieur Fontaine umschiffte geschickt die ein oder andere Zucker- und Karamell-Klippe, fügte überdies noch leicht rauchige Facetten ein, sodass der Duft, einer erträglichen Grundsüße zum Trotz, auch von Trägern eher herber Düfte geschätzt werden kann.
Haltbarkeit und Projektion sind einer Parfum-Konzentration entsprechend, nämlich enorm! ‚Sinbad’ begleitet den Träger mit seinem dichten, würzig-floralen, aber eben auch zart rauchigen, orientalischen Aroma durch den ganzen Tag, die ganze Nacht, bis in den frühen Morgen.
Verpackung und Flakon sind ausgesprochen aufwendig gestaltet, was den geneigten Konsumenten ein wenig mit dem horrenden Preis versöhnen dürfte. Vor allem aber stimmt der Inhalt: ein meiner Ansicht nach überaus schönes Duftkonzept wurde hier mit erkennbar guten Materialien gekonnt umgesetzt.
Und dann - last but not least - riecht der Duft einfach gut.
Was will man mehr?!
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